Pressemitteilung: BAG der Fanprojekte empört über die Forderung nach einer Wirksamkeitsanalyse nach dem Spitzengespräch der Innenminister*innen mit den Fußballverbänden

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte hat heute eine Pressemitteilung herausgegeben, welche den Sicherheitsgipfel zwischen Fußball und Politik thematisiert, der vergangenen Freitag in München stattgefunden hat. Wir teilen diese im Wortlaut, hier ist sie im Original auf der Seite der BAG abrufbar.

 

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte zeigt sich empört über die Forderung nach einer weiteren Wirksamkeitsanalyse von sozialpädagogischen Fanprojekten, die im Rahmen der kürzlich stattgefundenen Pressekonferenz des Spitzengesprächs aufgestellt wurde. Die BAG versteht diese Forderung als Misstrauenserklärung, die den langjährigen Beitrag der Fanprojekte zur Gewaltprävention und zur Förderung einer positiven Fankultur nicht angemessen würdigt.

„Die Forderung nach einer Wirksamkeitsanalyse ignoriert vollkommen die zahlreichen Erfolge, die die mittlerweile 70 sozialpädagogischen Fanprojekte in Deutschland in den letzten Jahren erzielt haben“, erklärt Stefan Roggenthin, einer der vier Sprecher*innen der BAG. „Fanprojekte leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Gewaltprävention, Deeskalation von Konflikten und zur Förderung eines respektvollen Miteinanders im Stadion.“

Die BAG weist darauf hin, dass Fanprojekte seit ihrer Gründung vor über 40 Jahren erfolgreich daran arbeiten, gewaltbereite Auseinandersetzungen zu verhindern und ein positives Umfeld für alle Stadionbesucher*innen zu schaffen. Durch präventive Maßnahmen, Bildungsangebote und Zusammenarbeit mit Vereinen und Sicherheitsbehörden tragen sie maßgeblich dazu bei, dass Fußballspiele zu einem Ort des gemeinsamen Erlebens werden.

„Es ist enttäuschend, dass bei der Pressekonferenz nicht auf die positiven Effekte unserer Arbeit eingegangen wurde“, so Mattis Nüsse, ein weiterer BAG-Sprecher. „Stattdessen wird ein Bild gezeichnet, das den komplexen Herausforderungen im Fußballumfeld nicht gerecht wird. Wir fordern eine differenzierte Betrachtung und eine Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Gegebenheiten.“

Die BAG der Fanprojekte appelliert an alle Beteiligten, die wertvolle Arbeit der Fanprojekte ernst zu nehmen, in zukünftigen Diskussionen angemessen zu berücksichtigen und nicht für Verunsicherung durch Forderungen nach Wirksamkeitsanalysen zu sorgen. Nur durch einen konstruktiven Dialog, wie er standortbezogen in z.B. den Stadionallianzen stattfindet, können nachhaltige Lösungen gefunden werden zu Themen wie zum Beispiel Regelverletzungen, Gewalt, Stadionverboten, Diskriminierungen oder auch sexualisierter Gewalt.

Kontakt für Rückfragen: info@bag-fanprojekte.de

Gedenkstättenfahrt nach Ravensbrück

Im Frühsommer kamen junge Fans mit der Bitte auf uns zu, einen Besuch in der Gedenkstätte Ravensbrück zu organisieren. Nachdem der Spielplan endlich draußen war und die Ansetzungen für den Herbst kamen, haben wir einen Tag gefunden, an dem wir gemeinsam nach Fürstenberg/Havel fahren.

Die Gedenkstätte Ravensbrück erinnert auf dem Gelände des ehemaligen Frauen-KZ an die unzähligen Menschen, die vor Ort interniert waren, mit medizinischen Experimenten gequält wurden und Zwangsarbeit verrichten mussten – nicht wenige von ihnen kamen dabei zu Tode. Die Opfergruppen waren vielfältig, es gab sehr viele politische Inhaftierte, aber auch Sintize und Romnja, Zeuginnen Jehovas und sogenannte „Asoziale“. In Ravensbrück wurden außerdem Frauen ausgewählt, die in anderen KZs in die Zwangsprostitution geschickt wurden. Später gab es auch ein Männerlager, jedoch stellten Frauen zahlenmäßig die größte Gruppe der Inhaftierten dar.

Zur Vorbereitung trafen wir uns am Abend vor der Fahrt und schauten gemeinsam die Dokumentation „Die Frauen von Ravensbrück“, in welcher die Regisseurin Überlebende zu ihrer Zeit im KZ Ravensbrück, aber auch ihrem Leben davor und danach befragt hat.

Am 14. September starteten wir in aller Früh und fuhren zum Glück ohne größeren Stau nach Fürstenberg/Havel. Der Projekttag begann mit einem kurzen Einstieg und einer Einleitung ins Thema. Direkt danach konnten alle Teilnehmenden in Kleingruppen eigenständig losziehen und das Gelände erkunden. Wir bekamen dafür iPads, mit denen wir Fotos von interessanten oder irritierenden Orten machen konnten. Das Gelände ist so riesig, dass wir selbst mit ca. 1 Stunde Zeit für diese Aufgabe nicht alles sehen konnten. Nach einer kurzen Pause schauten wir gemeinsam die Fotos an und bekamen von unserem Guide Hintergrundinformationen zu den Orten, konnten weitere Fragen stellen und eigenes Wissen einbringen. Im Anschluss daran machten wir eine vertiefte Führung über das Gelände, bei der wir einige der bereits fotografierten Orte noch einmal besuchten, und weitere Informationen über das ehemalige KZ erhielten. Auch kamen wir untereinander gut in den Austausch und stellten immer wieder aktuelle Bezüge her – gerade im Hinblick auf die gerade einmal zwei Wochen alten Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sowie die anstehenden Wahlen in Brandenburg. Zum Abschluss setzten wir uns noch einmal zusammen, werteten kurz den Tag aus und konnten alle noch einmal kurz ein Resümee des Tages ziehen. Dieses fiel durchweg positiv aus, selbst die Personen aus der Gruppe, die schon häufiger Gedenkstätten besucht haben, konnten wieder etwas dazu lernen. Vor der Rückfahrt nach Leipzig gingen wir noch gemeinsam essen und führten auch hierbei noch ein paar intensive Gespräche.

Sowohl den jungen Teilnehmenden als auch uns Mitarbeitenden vom Fanprojekt hat der Ausflug sehr gefallen, wir konnten viel neues Wissen mitnehmen und bereits Bekanntes vertiefen.

Vielen Dank an das Förderprogramm „Weltoffenes Sachsen“, über die wir diese Bildungsfahrt zu großen Teilen finanzieren konnten.

Bildungsveranstaltungen zu NS-Zwangsarbeit auf Sportplätzen

Gemeinsam mit dem Projekt „Von einem Ort des Jubels zu einem Ort des Unrechts“ Osnabrück, der IVF Leipzig und der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig organisieren wir zwei Formate zur Auseinandersetzung mit dem Thema NS Zwangsarbeit auf Fußball- und Sportplätzen in und um Leipzig:

14.06., 18.30-20 Uhr: Infoveranstaltung in der Villa Leipzig
und
15.06., ab 11 Uhr: Workshop zu Recherche im eigenen Sportverein in der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig

Die Veranstaltungen sind kostenlos, um Anmeldung zum Workshop wird bis zum 07.06. gebeten via sportplatz@augustaschacht.de

Hintergrund:
Sport- und Fußballplätze prägen in Deutschland und Österreich vielerorts das Bild und aus dem gesellschaftlichen Leben ist das Thema Fußball nicht wegzudenken. Während des Zweiten Weltkrieges prägte Zwangsarbeit die Orte im damaligen Deutschen Reich. Aus ganz Europa wurden Menschen verschleppt und überall zur Arbeit gezwungen. Auf dem ersten Blick haben diese beiden Themen nicht unbedingt einen direkten Zusammenhang.

Das Projekt „Von einem Ort des Jubels zu einem Ort des Unrechts“ befasst sich mit Zwangsarbeitslagern, die während des Nationalsozialismus auf Fußball- und Sportplätzen existierten oder nach dem Krieg zu solchen wurden. Gesammelt werden Orte im gesamten Bundesgebiet sowie in Österreich. Das Projekt ist hierbei kein reines Forschungsprojekt, sondern richtet seinen Fokus auf die Einbindung interessierter Personen aus Sportvereinen, Fanszenen, Bürger*innenvereinen, Geschichtswerkstätten sowie interessierter Einzelpersonen.

Pressemitteilungen Zeugnisverweigerungsrecht

Unsere Kolleg*innen aus Karlsruhe haben jetzt Strafbefehle erhalten, in denen sie wegen Strafvereitlung zu 120 Tagessätze a 60 Euro verurteilt werden sollen. Für uns stellt das einen neuerlichen Angriff auf die Profession der Sozialen Arbeit als ganzes dar, weshalb wir hier für euch die Pressemitteilungen des Bündnis für ein Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekt hier gern mit euch teilen wollen.

Der andere Fußball – Rahmenprogramm

Heute beginnt der Ausstellung zum Arbeiterfußball in der Hochschulbibliothek der HTWK. Die mit »Der andere Fußball« untertitelte Schau stellt die Besonderheiten des Arbeitersports heraus und fragt, welche Rolle die Ideale von einst heute noch spielen. Schaut euch dazu hier das Rahmenprogramm an

»In der Herzkammer des Arbeitersports – der andere Fußball.«

100 Jahre Arbeiterfußball – 125 Jahre Arbeitersport in Leipzig

Eine Ausstellung des Fanprojekts Leipzig im Rahmen der EM 2024.

15. Februar – 10. März 2024
HTWK Leipzig, Hochschulbibliothek

Eröffnung am Donnerstag, 15. Februar um 18 Uhr

Montag bis Freitag 9–20 Uhr
Samstag 9–16 Uhr

Gustav-Freytag-Straße 40
04277 Leipzig

Die Arbeitersportbewegung trug völlig unabhängig von bürgerlichen Verbänden eigene Wettbewerbe, Meisterschaften und Länderspiele aus. Man verstand sich als Gegenmodell zum bürgerlichen Sport, indem gegen Konkurrenz und Nationalismus, gegen den Personenkult des DFB-Fußballs die Entwicklung von Solidarität und Internationalismus gesetzt wurden. Mit dem Verbot durch die Nationalsozialisten endete dieser Zweig deutscher Sportgeschichte abrupt. Dennoch beziehen sich noch heute viele hundert DFB-Vereine in ihrer Tradition auf den Arbeiterfußball, da sie 1933 Arbeitersportler aufnahmen oder sich nach 1945 neu gründeten.

Die anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Arbeiterfußballs 2019 entstandene Ausstellung bietet einen Blick auf die bisher weitestgehend vernachlässigte Sportgeschichte. Leipzig war viele Jahre ein Zentrum des Arbeitersports, von 1926 bis 1933 existierte eine der bedeutendsten Einrichtungen, die Bundesschule des sozialdemokratischen Arbeiter-Turn- und Sportbundes (ATSB), in der Leipziger Südvorstadt.

Auf 25 Roll-Ups wird in der Ausstellung die Geschichte vom Beginn des Arbeitersports bis zu seiner Zerschlagung durch die Nationalsozialisten 1933 dargestellt. Hervorgehoben sind Höhepunkte wie die Internationalen Arbeiterolympiaden, Meisterschaftsrunden, die erste Europameisterschaft, aber auch das bis heute durchaus moderne Spielsystem des Arbeiterfußballs. Weitere Themen sind große Spielerpersönlichkeiten, schließlich auch die Spaltung der Bewegung in sozialdemokratische und kommunistische Organisationen sowie die Verfolgung durch und der Widerstand gegen den NS. Der Abdruck von Zeitungen und Plakaten vermittelt einen Eindruck der grafischen Experimentierfreude der 1920er Jahre.

Die »Leipziger Station« der Wanderausstellung zeigt unter anderem eine Auswahl der in der Stadt existierenden Vereine des ATSB und der Roten Kampfeinheit, sie thematisiert die Rolle der Frauen im Arbeiterfußball und die Bedeutung der Bundesschule des ATSB in der Fichtestraße.

Ein Rahmenprogramm aus Führungen und Veranstaltungen rundet die Ausstellung ab. Aktuelle Infos gibt es unter:
www.fanprojekt-leipzig.de/
www.instagram.com/ausstellung.arbeiterfussball/

»In der Herzkammer des Arbeitersports – der andere Fußball.«
Eine Ausstellung des »Paderborner Kreis – Arbeiterfußball e.V., des Fanprojekts Leipzig und der Georg Schwarz Brigade.
In Kooperation mit der Stadt Leipzig, der Hochschulbibliothek der HTWK Leipzig und der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Bundeszentrale für politsche Bildung verleiht Preis an Frauenprojekt der BSG Chemie

»Im Schatten des Fünfecks – Frauen und Mädchen im Verein und in der Fankultur der BSG Chemie Leipzig« gewinnt im Aktivwettbewerb 2023 der Bundeszentrale für politische Bildung 

Das Recherche-, Publikations-, Podcast- und Ausstellungsprojekt »Im Schatten des Fünfecks – Frauen und Mädchen im Verein und in der Fankultur der BSG Chemie Leipzig« gehört zu den 65 Projekten, die die Bundeszentrale für politische Bildung 2023 im Rahmen des Wettbewerbes »Aktiv für Demokratie und Toleranz« für herausragendes Engagement auszeichnete. Eine 15köpfige Jury wählte die Sieger aus rund 300 Bewerbungen aus 15 Bundesländern aus.

 

Zum Projekt: 

Das seit 2020 existierende Projekt von Chemie-Fans »Im Schatten des Fünfecks«, getragen vom Fanprojekt Leipzig, beschäftigt sich mit der Geschichte des Mädchen- und Frauenfußballs in Leutzsch. Wer zuvor in Büchern zum Thema blättert, fand Mädchen und Frauen auf einigen Fotografien, wie sie am Spielfeldrand inmitten von männlichen Fans das Spiel beobachten. In Zeitungen und Zeitschriften gibt es einige wenige Aufnahmen, die das 1969 gegründete Leipziger Frauenfußballteam der BSG Chemie zeigen. Im Vereinsarchiv und im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig existieren nur Fotografien von wenigen Frauenfußballteams und einige Dokumente zu Frauen, die im Vereinsleben eine wichtige Rolle spielten.

Das Projekt recherchierte zu den Dargestellten, ihren Rollen im Verein und wie Frauen als Fans den Leutzscher Fußball wahrnahmen und -nehmen. Die ersten Ergebnisse wie eine erste Chronik fanden Eingang in die Broschüre »Kick it like?«. Zeitzeuginnen erzählten im Podcast von ihren Erlebnissen.

Im Frühjahr 2023 lud das Projekt zur Ausstellung »Im Schatten des Fünfecks« in Specks Hof. Hier fanden sich neben zahlreichen Rollups zur Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland und Leipzig seit dem 19. Jahrhundert viele Objekte – wie das erste Trikot von der Initiatorin des ersten Teams Ende der sechziger Jahre – Waltraud Horn – über Spieltagshefte und Pokalen. Führungen und ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzten die Präsentation.

»Im Schatten des Fünfecks« wurde bisher u.a. von der Stadt Leipzig, der Sächsischen Jugendstiftung und der DFB-Kulturstiftung gefördert.

Die Broschüre zum Projekt ist über das Fanprojekt Leipzig erhältlich. Im gerade erschienenen Doppelband »Sportpark Leutzsch« findet sich zudem das Kapitel »Frauen und Mädchen im AKS«.

»Keine Worte mehr«

Über den 7. Oktober und seine Folgen auf die israelische Gesellschaft. Ein Dialog mit Felix Tamsut.
27. November 2023 um 19:30 im Conne Island

Am 7. Oktober 2023 überfiel die Hamas und ihre Unterstützer Israel. Mehr als 1400 Menschen wurden ermordet, über 4500 verwundet und mehr als 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt. Es handelt sich um den schwersten Angriff auf jüdisches Leben seit 1945. Soweit die objektive Faktenlage.

Vor diesem Hintergrund haben wir den in Israel geborenen Journalisten Felix Tamsut eingeladen, um über die Auswirkungen des Tages auf die israelische Gesellschaft und die Fußball-Fanszenen in Israel, aber auch in Deutschland, zu sprechen. Wie hat er den Tag persönlich erlebt und wie gestaltet sich die öffentliche Wahrnehmung in der israelischen Presse? Welche Diskurse werden innerhalb der israelischen Gesellschaft geführt und findet eine Diskursverschiebung gerade im Umgang und der Sicht auf die Palästinenser*innen statt?

Da die Kernthemen der journalistischen Arbeit auf Fankultur und der Verbindung zwischen Politik und Fußball liegen, möchten wir mit Felix auch über die Wahrnehmung und den Umgang des Tages innerhalb der israelischen Fanszenen sprechen. Nach dem Angriff wurde der Spielbetrieb der israelischen Liegen zunächst eingestellt. Gab es dennoch wahrnehmbare Stellungnahmen relevanter Fangruppen? Und inwieweit wurden die Solidaritätsbekundungen deutscher Fankurven in Israel wahrgenommen?

Wir möchten den Vortrag nutzen, um Spenden für die Organisation ERAN (Emotional First Aid Services) in Israel zu sammeln. Israels größtem Sorgentelefon wurde die Subventionierung durch die eigene Regierung gestrichen, sodass sie unter der aktuellen Arbeitsbelastung auf jede Unterstützung angewiesen sind.

Eine Veranstaltung der Georg Schwarz Brigade und des Fanprojekts Leipzig.

Mit freundlicher Unterstützung von:

Pressemitteilung Zeugnisverweigerungsrecht

Die Fansozialarbeit schaut in den letzten Monaten immer wieder nach Karlsruhe, wo Kolleginnen und Kollegen, in einer beispiellosen Art und Weise von der Justitz unter Druck gesetzt werden. Um die Soziale Arbeit mit Fußballfans weiter zu professionallisieren ist es unabdingbar über die Etablierung eines Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern zu sprechen.

Deshalb teilen wir hier, die Pressemittelung des „Bündnis für ein Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit“, welcher wir uns vollumfänglich anschließen!

Staatsanwaltschaft Karlsruhe lässt Verfahren nicht ruhen: Strafvereitelung gegen Fanprojekt-Mitarbeiter*innen steht im Raum – Zeugnisverweigerungsrecht für die Soziale Arbeit nötiger denn je!

01.11.2023

Es dürfte ein trauriges Novum in der Bundesrepublik Deutschland sein: Im aktuellen Rechtsstreit zwischen der Staatsanwaltschaft Karlsruhe und dem dortigen Fanprojekt hat die Staatsanwaltschaft zwar nun doch keine Beugehaft gegen die Fanprojektler*innen beantragt, setzt die Kolleg*innen jedoch weiterhin unter Druck. Es wird geprüft, ob ein Verfahren wegen des Verdachts der Strafvereitelung eröffnet wird. Weil sie das besondere Vertrauensverhältnis zu ihrer Zielgruppe, wohl dem zentralen Grundpfeiler der Sozialen Arbeit, nicht auf das Spiel setzen können und wollen, sind hauptamtliche Mitarbeitende aus diesem Bereich weiterhin mit rechtlichen Konsequenzen bedroht. Und das nur, weil sie kein Zeugnisverweigerungsrecht besitzen.

„Es ist absurd, dass die Staatsanwaltschaft hier keine Ruhe geben will“, erklärt Matthias Stein, Sprecher des Bündnisses für ein Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit (BfZ). „Nicht nur, weil Kolleg*innen persönlich betroffen sind. Sondern auch, weil hier offenkundig ein Exempel statuiert werden soll, dass die grundsätzlichen Errungenschaften der Sozialen Arbeit bundesweit massiv gefährden und zurückwerfen kann.“

Im Zuge ihrer Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Mitarbeitende des Fanprojekts als Zeug*innen vorgeladen. Diese standen somit vor einem unsagbaren Dilemma: Einblicke aus der Aufarbeitung, die ihnen unter dem Gesichtspunkt absoluter Vertraulichkeit im Rahmen ihrer Arbeit gewährt wurden, an Ermittlungsbehörden weiterzugeben, was vergleichbare Formate für die Zukunft wohl unmöglich gemacht hätte, oder zu schweigen. Als professionelle Mitarbeiter*innen der Sozialen Arbeit entschieden sie sich für Letzteres, um das Vertrauen, das ihnen ihre junge Zielgruppe entgegengebracht hatte, nicht zu gefährden. „Soziale Arbeit benötigt ein besonderes Vertrauensverhältnis, um ihren Auftrag erfüllen zu können“, unterstreicht Georg Grohmann, ebenfalls Sprecher des BfZ.

Ordnungsgelder waren zunächst die Folge, die Beugehaft stand sehr konkret im Raum. Hierauf verzichtete die Staatsanwaltschaft nun, prüft jedoch die Möglichkeit einer Anzeige wegen Strafvereitelung gegen die Mitarbeiter*innen: „Die Politik muss jetzt handeln! Der aktuelle Fall zeigt leider auf eine inzwischen dramatische Art und Weise, wie essenziell ein Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit ist. Das unterstreichen auch unsere verschiedenen Netzwerkpartner*innen und die Wissenschaft seit langem.“, so Georg Grohmann. „Wir Hauptamtlichen in der Sozialen Arbeit brauchen eine Möglichkeit, uns und die Professionalität unserer Arbeit zu schützen. Selbstverständlich fordern wir die Staatsanwaltschaft Karlsruhe auch auf, alles dafür zu tun, dass sich die Mitarbeitenden des Fanprojekts endlich wieder auf ihre Arbeit mit ihrer Zielgruppe konzentrieren können. Ein solcher Fall darf sich unter keinen Umständen wiederholen“, macht Matthias Stein abschließend deutlich.

Kontakt zu den Sprechern des BfZ:

Matthias Stein                                                                    Georg Grohmann
ms@fanprojekt-jena.de                                                   grohmann@bag-streetwork.de
0173-3970701                                                                    0157-71418265
www.zeugnis-verweigern.de