„Forgotten Heroines“

Zwei Veranstaltungen über Frauen als „Pioniere“ und „Heldinnen“ finden Anfang Mai im Rahmen der Ausstellung „Im Schatten des Fünfecks“ statt.  Helga Roos vom Eintracht Museum aus Frankfurt kommt am 5. Mai ins Hansa-Haus. Und am 12. Mai referiert Franziska Blendin vom Podcast „Legende Verloren“ im Rahmen der Ausstellung „Im Schatten des Fünfecks“.

Frauen in der Fußball-Fan-Kultur

Zur Ausstellung „Im Schatten des Fünfecks“ ist ein großes Rahmenprogramm geplant. Den Auftakt macht eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „It’s not just boys fun…“ mit Nicole Selmer, Christian Rudolph und Marika Tändler-Walenta am 28. April im Hansa-Haus.

»Im Schatten des Fünfecks«

Die erste Ausstellung zu Mädchen und Frauen in der Fankultur und im Verein BSG Chemie Leipzig

Bisher sind Mädchen und Frauen im Leipziger Fußball viel zu oft übersehen oder nur am Rande wahrgenommen. Ob als Fans, Funktionärinnen oder als Spielerinnen – ihre Geschichten sollen nicht verloren gehen. Wann, wie und wo waren und sind sie aktiv, welche Vereinsfunktionen nahmen und nehmen sie ein? Was heißt es, in den 1970er Jahren bis heute weiblicher Fan zu sein und welche Bedingungen für den Mädchen- und Frauenfußball existierten und existieren in der Stadt? Die Ausstellung beantwortet die Fragen mit vielen unveröffentlichten Beiträgen, Fotografien und Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.

24. März – 29. Mai 2023
Eröffnung am Donnerstag, 23. März um 19 Uhr
Hansa-Haus, Eingang Grimmaische Str. 13 – 15, 04109 Leipzig

Geöffnet: Mittwoch bis Samstag 14 – 19 Uhr
Führungen jeden Mittwoch um 18 Uhr

Weitere Infos: https://twitter.com/bsgimschatten

Die Ausstellung entstand mit freundlicher Unterstützung des Amts für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig, der DFB Kulturstiftung und dem Förderverein 64.

»Dont’t believe the Hype! Frauen und Fußball zwischen Unsichtbarkeit und Anerkennung«

Die Veranstaltung wird gefördert vom Kulturamt der Stadt Leipzig und der Sächsischen Jugendstiftung.

»Im Schatten des Fünfecks« ist eine Projektgruppe über Mädchen und Frauen bei der BSG Chemie Leipzig.

Geschichtsprojekt zu Frauen und Fußball erhält »Spurensuche-Preis« im Landtag!

Das vom Fanprojekt initiierte und mitbegleitete Projekt »Kick it like? Frauen und Mädchen bei der BSG Chemie Leipzig« hat in der vergangenen Woche im Rahmen der »Jugendgeschichtstage« der Sächsischen Jugendstiftung einen der drei Jurypreise gewonnen. In Kooperation mit dem Sächsischen Landtag und unter der Schirmherrschaft des Landtagspräsidenten wurden die diesjährigen Jugendgeschichtstage als 2-tägige Veranstaltung ausgerichtet: neben verschiedenen Workshops und Beteiligungsangeboten ging es vor allem darum, dass sich die 19 Jugendgeschichtsprojekte einer breiten Fachöffentlichkeit vorstellen, miteinander ins Gespräch kommen und sich austauschen.

Das Projekt »Kick it like?« ist in der Fanszene der BSG Chemie Leipzig angesiedelt und beschäftigt sich mit den Frauen rund um den Leutzscher Fußball. Dabei geht es zum einen um eine Vervollständigung der Geschichte, denn z.B. spielt der grün-weiße Frauenfußball in der eigenen offiziellen Darstellung kaum eine Rolle. Zum anderen soll auch auf Defizite auf den Rängen im »hier und heute« hinweisen. Der Umgang mit tradierten Rollenbildern gehört also ebenso dazu, wie das reale Stadionerlebnis, die Erfahrungen des Fanseins als Mutter oder der Umgang mit Staatsmacht und Gewalt.

Sebastian Kirschner, der als Sozialpädagoge vom Fanprojekt der Geschichtsinitiative zur Seite steht, sagt dazu: »Im Rahmen der Jugendgeschichtstage konnten die Ursprünge des Frauenfußballs ebenso wie die Rolle von Frauen im Block diskutiert und sichtbar gemacht werden. Das ist für die Macher:innen das allerwichtigste. Ich freue mich vor allem auch über die Wertschätzung gegenüber den Ultras der BSG, die das Thema in letzter Zeit ganz maßgeblich auf die Agenda gesetzt haben und nun für ihr Engagement im Landtag gewürdigt wurden.«

 

»Kick it like?« wird vom Kulturamt der Stadt Leipzig und von der Sächsischen Jugendstiftung gefördert.

Fanprojekt feiert mit dem Wege e.V.

Gestern feierte die Kinder-, Jugend- und Familienberatungsstelle „AURYN“ vom Wege e.V. im Henriettenpark im Leipziger Westen ihr 20-jähriges Jubiläum. Der Verein arbeitet auf ganz vielfältige Weise zu psychosozialen Problemlagen. Vor allem seelisch belasteten, psychisch erkrankten Menschen und ganz besonders ihren Familien und Freunden hilft Wege e.V. in verschiedenen Bereichen des alltäglichen Lebens. Unter anderem bei der Arbeit, eigenständigem Wohnen und bei der Stärkung und Wiederherstellung eines intakten Soziallebens. Bereits mehrfach waren MitarbeiterInnen des Vereins im Alfred-Kunze-Sportpark zu Gast, um über psychische Erkrankungen und den Umgang aufzuklären.

Im Rahmen des gestrigen Familienfestes hatten Fans der BSG eine kleine Kreativ-Strecke für Kinder und Jugendliche aufgebaut. Mit Farben, Schablonen und Spraydosen wurden unzählige T-Shirts bemalt. Den Kids, den Veranstaltern und uns hat das eine Menge Spaß bereitet. Und wir hoffen natürlich, dass die Akzeptanz des Lebens mit seelischen Krisen durch den Verein auch in den nächsten 20 Jahren weiter gestärkt wird. Herzlichen Glückwunsch!

 

Infos zur Arbeit des Vereins findet ihr hier:

https://wege-ev.de/beratungs-und-hilfeangebote/kinder-jugend-und-familienberatungstelle-auryn

»Das weiße Denken« – eine Veranstaltung am 12. Mai mit Lilian Thuram im UT Connewitz

Lilian Thuram ist eine Fußballlegende, Rekordnationalspieler der Équipe Tricolore, ein echter Welt- und Europameister. Im EM-Halbfinale 1998 gegen Kroatien schoss er die beiden wichtigsten Tore seiner Karriere. Heute ist Lilian Thuram vor allem ein Denker, Kritiker und Buchautor. Seit vielen Jahren engagiert er sich in antirassistischen Initiativen rund um den Fußball, er problematisiert und eckt an. Jetzt ist sein beeindruckendes Buch auch auf Deutsch erschienen: »Das weiße Denken« geht dabei über die üblichen antirassistischen Bekenntnisse und die netten Bilder rund um die Vielfalt des Fußballs hinaus. Thuram klagt wütend an, er argumentiert schlau und kompromisslos und recherchiert tief in der rassistischen Geschichte und Gegenwart Europas. Die Erfindung des »Weißseins« im Zuge des Kolonialismus, die Ignoranz gegenüber nichtweißer Geschichte und die zeitenübergreifende Verteidigung des Rassismus sind nur einige wichtige Aspekte, auf die Thuram eingeht. Eigene Erfahrungen verschränkt er dabei mit politischer Theorie und historischer Recherche.

Vom Fußball handelt das Buch natürlich auch, z.B., wenn es um die Gleichheit im französischen Nationalteam ging. Oder um die Polizeikontrolle auf dem Streetsoccerplatz in der Banlieue. Oder um die Quote, die der französische Fußballverband klammheimlich aufstellte, um die die Anzahl von Schwarzen in der Équipe Tricolore zu reduzieren.

 

Am 12. Mai ab 19 Uhr liest Lilian Thuram aus seinem Buch »Das weiße Denken« im UT Connewitz. Die Veranstaltung wird von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Edition Nautilus und antifascist-europe in Kooperation mit dem Fanprojekt organisiert und ist kostenlos.

 

https://www.rosalux.de/news/id/46446/lesereise-mit-dem-frueheren-franzoesischen-fussballstar-lilian-thuram

Kick it Like?

Im Vergangenen Jahr hat sich das Fanprojekt zusammen mit einer Projektinitiative aus jungen Chemiefans, um die historische Sichtbarmachung von Mädchen und Frauen bei der BSG gekümmert. Die Initiatorinnen haben in den Archiven gewühlt, Zeitzeuginnen besucht und befragt, sowie viel wunderbare Dokumente gesichtet. Als kleines Zwischenergebnis ist soeben die Broschüre: »Kick it like? Mädchen und Frauen in der Fankultur und im Verein BSG Chemie Leipzig« erschienen. Ein erster, tiefergehender Einblick ins Themenfeld »Frauen bei Chemie«, der sowohl sporthistorische als auch fankulturelle Aspekte in den Fokus stellt.

»Kick it like?« dokumentiert in Texten und vielen erstmals zu sehenden Dokumenten und Fotografien die Entstehung der ersten Frauenfußballmannschaft der BSG, zu Beginn der 1970er-Jahre sowie der Mädchen- und Frauenabteilung beim FC Sachsen. Ein Rückblick auf das Verhältnis von Frauenfußball und Emanzipation in der DDR ist ebenso ein Thema, wie die Kritik an Stereotypen gegenüber Mädchen und Frauen in der Kurve und wie überhaupt im Stadion. Ein Interview mit Helga Roos, die sich als Fan von Eintracht Frankfurt seit Jahren mit Mädchen und Frauen im Frankfurter Sport beschäftigt, lässt einen Blick über den Leutzscher Tellerrand zu. Außerdem meldet sich die seit einem Jahr agierende Arbeitsgruppe: „S.O.S. Sportpark ohne Sexismus?“ zu Wort. Eine erste Chronik zum Leutzscher Frauenfußball gibt einen Überblick zu Spielen und Titeln. Die reichhaltige Materialsammlung zu Büchern, Podcasts und Dokumentationen bietet über Chemie hinaus noch viel Stoff zum Thema Mädchen, Frauen und Fußball.

Anlässlich der Veröffentlichung der Projektergebnisse haben die beiden Mitherausgeber:innen Sebastian Kirschner vom Fanprojekt und Nicci Sander ein Interview im Leipziger Stadtmagazin »Kreuzer« gegeben und über ihre Motivation für das Projekt gesprochen:

https://kreuzer-leipzig.de/2022/03/11/es-tut-sich-was

Die Broschüre »Kick it like?« ist der dokumentarische Teil des Projektes »Fußballgeschichten – Mädchen und Frauen im Verein und in der Fankultur der BSG Chemie Leipzig«, das 2021 im Rahmen des Themenjahrs »Leipzig – Stadt der sozialen Bewegungen« durchgeführt wurde. Das Projekt wurde von der Stadt Leipzig, der LeipzigStiftung, der Doris-Wuppermann-Stiftung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung gefördert.

Fritz Bauer und die Auschwitzprozesse – eine Bildungsreise nach Frankfurt

Das Fanprojekt führte Ende Oktober seine erinnerungspolitischen Bildungsreisen mit jungen Fans der BSG Chemie Leipzig fort. Nach mehreren Projekten in Polen und Slowenien in den vergangenen Jahren ging es dieses Mal in die Partnerstadt Frankfurt. Die Main-Metropole ist nicht nur ein Ort mit einer bewegenden jüdischen Geschichte, sondern auch die Stadt, in der 1963 der erste Auschwitzprozess begann. Dieses Thema – die vergangenheitspolitische und erinnerungskulturelle Dimension und die Aufarbeitung der NS-Verbrechen – war der Aufhänger des dreitägigen Programms. Zusammen mit dem Eintracht-Frankfurt-Museum erforschten wir die nationalsozialistische Ausgrenzungs- und Gleichschaltungspolitik am Beispiel der Frankfurter Eintracht und ausgewählten Biographien. Ganz nachdrücklich bliebt uns dabei das Gespräch mit dem Eintracht-Ehrenmitglied Helmut „Sonny“ Sonneberg in Erinnerung. In einem beindruckenden Treffen berichtete er uns von den antisemitischen Demütigungen der Nazis, die er als Kind erleben musste, von seiner Deportation nach Theresienstadt und davon, wie die Eintracht ihm nach der Befreiung den Lebensmut wiedergab. Das vom Eintracht-Museum organisierte und moderierte Gespräch hinterließ bei allen Teilnehmenden einen bleibenden Eindruck. Am zweiten Tag stand die Person Fritz Bauer im Mittelpunkt. Bauer war im Post-NS-Deutschland hessischer Generalstaatsanwalt, maßgeblich an der Ergreifung und Verurteilung von Adolf Eichmann beteiligt und initiierte zusammen mit einer Handvoll junger Staatsanwälte – gegen viele Widerstände in Justiz und Politik – den ersten Auschwitzprozess in Frankfurt. Ein Stadtrundgang führte uns an seine Wirkungsstätten und die Prozessorte. Im Anschluss fand zusammen mit Mitarbeiterinnen des Fritz-Bauer-Instituts ein Workshop zur Rezeption der Auschwitzprozesse statt. Beindruckend waren hier vor allem die vielen Tondokumente, die Zeugnis über die Handlanger der Exekutoren und Massenvernichtung abgaben. Lebhaft und Kontrovers diskutieren wir im Anschluss über die Bedeutung der Verhandlungen und die unterschiedlichen juristischen, historischen und politischen Perspektiven. Die Reise endete am nächsten Tag mit einem Herbststurm und dem Besuch des Jüdischen Museums im Rothschild-Palais. Das Museum behandelt und thematisiert das Wiederentstehen jüdischen Lebens nach der Shoa in vielen persönlichen Geschichten. Die neue Dauerausstellung „Wir sind Jetzt“ erzählt dabei die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Frankfurt von der Aufklärung und Emanzipation bis zur Gegenwart. Zentral ist dabei stets die politische wie philosophische Frage: Wie wollen wir zusammenleben? Die drei Tage in Frankfurt haben uns auf jeden Fall geholfen, ein paar Antworten mehr dazu auf Lager zu haben…

 

Wir danken vor allem dem Eintracht-Museum, dem Frankfurter Fanprojekt und dem Fritz-Bauer-Institut für die Unterstützung. Ohne die drei Institutionen wäre die Fahrt so nicht möglich gewesen.

Das Projekt „Auf Spurensuche“ wurde vom Referat für Internationale Zusammenarbeit der Stadt Leipzig gefördert.

Buchvorstellung: „Vereint im Stolz. Fußball, Nation und Identität im postjugoslawischen Raum“

Datum: 13. Oktober 2021 – 19 Uhr
Ort: Geisteswissenschaftliches Zentrum (Hörsaal Erdgeschoss), Beethovenstraße 15

Auf dem Podium diskutieren:
Frank Willmann, Autor und Journalist, Berlin
Alexander Mennicke, Autor und Doktorand Universität Leipzig, Leipzig
Moderation:
Prof. Dr. Stefan Rohdewald, Leipzig

Der von Krieg und Gewalt begleitete Auflösungsprozess Jugoslawiens hat auch im Sport tiefe Gräben hinterlassen. So waren etwa die „großen Vier“ des jugoslawischen Fußballs – Hajduk Split, Partizan und Roter Stern Belgrad sowie Dinamo Zagreb – und ihre Fanszenen nicht nur unmittelbar von den kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen, sondern Fans beteiligten sich aktiv an ihnen. Heute steht der Fußball in allen postjugoslawischen Republiken vor Problemen: Die Zuschauerzahlen sind rückläufig, und viele wenden sich aufgrund von Korruptionsaffären in Verbänden und Vereinen vom organisierten Fußball ab. Gleichzeitig liefert und verstärkt der Fußball für seine Fans weiterhin relevante Merkmale ihrer Identität: Zugehörigkeit zum Verein, zur ethnischen Gruppe, zur Nation. So spiegeln sich die Rivalitäten und Konflikte der Region auch im Fußball, wie die im Band versammelten Fotos und Interviews vor Augen führen. Anne Hahn und Frank Willmann haben in Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Slowenien mit Fans, Aktivistinnen, Wissenschaftlern und Kulturschaffenden gesprochen und Fußballspiele besucht – von der ersten Liga bis zur achten. Die daraus entstandenen Texte und Interviews werden durch eine Vielzahl von Fotografien zum postjugoslawischen Fußball ergänzt. Das Ergebnis ist ein vielschichtiges und differenziertes Bild der Fanszenen vor Ort.

Die Veranstaltung findet statt im Rahmen des Kolloquiums des Lehrstuhls für Ost- und Südosteuropäische Geschichte der Universität Leipzig. In Kooperation mit der Südosteuropa-Gesellschaft und dem Fanprojekt Leipzig.

Für die Veranstaltung gilt die 3G Regel. Bitte bringen Sie den Nachweis einer Genesung vom Corona Virus, einer Impfung oder ein negatives Testergebnis mit. Je nach Pandemie-Lage, kann die Teilnehmer*innenzahl beschränkt werden.