Corona Update 2

Heute ist die „Sächsische Corona-Schutz-Verordnung“ in Kraft getreten, die die bisher geltende Allgemeinverfügung zu den Ausgangsbeschränkungen vom 22. März 2020 ablöst und nun erstmal bis zum 20. April gültig ist. Zusätzlich zu den leicht veränderten Ausgangsbeschränkungen hat Sachsen jetzt außerdem einen Bußgeldkatalog erlassen.
Im Bußgeldkatalog ist festgelegt, welche Strafe es für welchen Verstoß gegen die Ausgangsbeschränkung gibt.

Folgende Bußgelder können bei Verstößen gegen die neue Verordnung geltend gemacht werden:

– Verlassen der Wohnung/des Hauses ohne triftigen Grund: 150 €

– Verstoß gegen Besuchsverbot von Krankenhaus oder Pflegeheim: 500 €
(Betrifft die Besucher)

– Besucher in ein Krankenhaus oder Pflegeheim hereinlassen: 500 bis 1000 € (Betrifft die Verantwortlichen)

Außerdem kann die Polizei ab 01. April Verwarnungsgelder in Höhe von bis zu 55 € aussprechen.
Sobald es wieder neue Infos gibt, halten wir euch auf dem Laufenden.

Wir sind außerdem nach wie vor für euch erreichbar! Falls ihr Fragen oder Sorgen habt oder ihr Unterstützung bei einem der neuen Existenzsicherungsprogramme wie beispielsweise den Bundes-Soforthilfen für Soloselbständige, kleine Unternehmen, Freiberufler und Landwirte benötigt, ruft an oder schreibt uns!

Bleibt gesund, informiert euch und passt auf euch und andere auf!

Corona Update 1

Was gerade passiert, wäre vor wenigen Wochen noch kaum denkbar gewesen: steigende Infektionszahlen und Todesfälle, massive Eingriffe in unsere Bewegungsfreiheit, abesagte Fußballspiele und damit verbundene individuelle wie gesellschaftliche Befürchtungen – das alles stellt uns im Moment und wahrscheinlich auch in nächster Zeit vor noch nie da gewesene Herausforderungen.

Gleichzeitig macht Hoffnung, dass sich Zusammenhalt und Rücksichtnahme trotz aller Widrigkeiten durch weite Teile der Gesellschaft ziehen. Auch die in letzter Zeit arg gescholtenen Fanszenen haben schon recht früh angefangen, Unterstützung und Hilfe anzubieten und zeigen, welch großartiges Potenzial in ihnen steckt. Mehr dazu unter findet hier!

Im Moment geht es vorrangig darum, dass vor allem Menschen, die besonders durch das Virus gefährdet sind, die Krise unbeschadet überstehen und das Gesundheitssystem nicht an den Rand der Überlastung gebracht wird.

Nehmt deswegen bitte Rücksicht auf eure Gesundheit und die der anderen! Helft euch gegenseitig und denen, die auf Hilfe angewiesen sind! Beachtet die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen der Behörden! Informiert euch zu den aktuellen Entwicklungen in Leipzig! Und auch wenn es euch schwer fällt: haltet euch an die Ausgangsbeschränkung, die seit heute in Kraft ist!

Auch wir als Team stimmen uns regelmäßig untereinander ab. Wir stehen in engem Austausch mit unserem Träger und beraten, wie wir mit der Situation umgehen, wo wir helfen können und sollen.

In jedem Falle werden wir in den nächsten Tagen und Wochen von Montag bis Freitag für alle Leipziger Fußballfans über Handy, die üblichen Messengerdienste oder E-Mail erreichbar sein.

Egal, ob ihr konkreten Beratungsbedarf in Sachen finanzieller Grundabsicherung, ALG oder Selbstständigenförderung habt, Ideen für die Zeit nach der Krise spinnen wollt oder ihr einfach nur jemandem zum Reden braucht, weil euch zuhause die Decke auf den Kopf fällt – meldet euch! Die jeweiligen Ansprechpartner*innen findet ihr hier.

Fanprojekt eingeschränkt erreichbar!

Aufgrund der aktuellen Situation rund um Corona haben wir uns entschieden, alle Angebote bis auf weiteres einzustellen. Auch unsere Geschäftsstelle in der Käthe-Kollwitz-Straße wird nur sporadisch besetzt sein.

Wir sind natürlich weiterhin per Email und über Handy jederzeit erreichbar. Die Adressen und Nummern sind unter dem Menüpunkt „Team“ zu finden. Auch für eventuelle Einzelfallberatungen werden wir eine Lösung finden.

Bleibt alle solidarisch, gesund und besonnen!

Infos zum Infektionsschutz unter https://www.infektionsschutz.de/coronavirus-sars-cov-2.html

Ausgezeichnete Fansozialarbeit in Leipzig: Fußball-Fanprojekt Leipzig erhält Qualitätssiegel

Im Rahmen der Beiratssitzung am 16. Dezember 2019 erhielt das Leipziger Fanprojekt in Trägerschaft der Outlaw gGmbH erneut das Qualitätssiegel „Fanprojekt nach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ (NKSS). Die Arbeit des Fanprojektes wurde fachkundig durch die AG Qualitätssicherung überprüft und ausgewertet – darunter die Fachlichkeit des Teams, die Zusammenarbeit mit der Fanszene oder die Netzwerkarbeit. Nach Abschluss der Evalution stand fest: Die Rahmenbedingungen für gute Fansozialarbeit in Leipzig sind gewährleistet.

Das Siegel überreichte Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS), erläuterte die Ergebnisse der Leipziger Evaluation und wies dabei auf die Wichtigkeit der Fanprojekte für Jugendliche und junge Erwachsene, aber auch für die Stadtgesellschaft hin.

Fanprojektarbeit ist ein komplexes und vielschichtiges Arbeitsfeld. Dabei ist die Begleitung von Heim- und Auswärtsspielen und die Vermittlung zwischen den am Spieltag beteiligten Institutionen nur eine Aufgabe. Vielmehr geht es in der alltäglichen Arbeit der bundesweit mittlerweile 63 sozialpädagogischen Fanprojekte vor allem darum, jugendliche Fans bei ihrem nicht immer konfliktfreien Weg ins Erwachsenwerden zu begleiten und zu unterstützen.

Diese Arbeit wird regelmäßig durch die AG Qualitätssicherung, einem Gremium, in dem Vertreter*innen der Obersten Landesjugend- und Familienbehörden, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte, des Deutschen Fußball-Bundes und der Deutschen Fußball Liga, der Deutschen Sportjugend, der Koordinationsstelle Fanprojekte sowie der Leibniz Universität Hannover sitzen, überprüft und bewertet.

Für die Abfrage und Auswertung der für die Siegelvergabe relevanten Kriterien ist das unabhängige Evaluierungsinstitut CEval verantwortlich. Im Mittelpunkt der Evaluation stehen etwa die Fachlichkeit des jeweiligen Teams, die finanzielle wie sachliche Ausstattung, die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Fanszenen sowie die Belastbarkeit des Netzwerkes, das neben den Bezugsvereinen Sicherheits- und Jugendhilfeinstitutionen der Stadt mit einschließt.

Steffen Kröner, Regionaler Geschäftsführer der Outlaw gGmbH, betrachtete die Arbeit des Leipziger Teams aus Trägerperspektive und sprach den Mitarbeiter*innen seinen Dank für die geleistete Arbeit aus.

Prof. Dr. Thomas Fabian, Beigeordneter für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule der Stadt Leipzig sowie Beiratsvorsitzender, würdigte die Arbeit des Leipziger Fanprojektes als wichtige und anerkannte Institution innerhalb der Leipziger Jugendhilfelandschaft.

Frank Gurke als Vertreter der Polizeidirektion Leipzig und Mitglied des Beirats betonte in seiner Rede die Vermittlungsqualitäten des Fanprojektes.

Das Qualitätssiegel „Fanprojekt nach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ wurde 2010 eingeführt und 2012 im NKSS verankert. Es ist für drei Jahre gültig.

Weitere Informationen zum Qualitätssiegel finden Sie hier.

Beiratsvorsitzender Prof. Dr. Thomas Fabian, Fanprojektleiter Christian Kohn, Outlaw-Regionalschäftsführer Steffen Kröner und Michael Gabriel von der KOS (v.l.n.r.)

„Frauen sind in den Kurven viel präsenter als man denkt!“

Eine kleine Nachbetrachtung der „Fan.tastic Females“ Ausstellung in Leipzig

Vom 14.-25. Januar fand im Hörsaalgebäude der Uni Leipzig, die vom Fanprojekt, der Gruppe Fem_powermentund verschiedenen lokalen Faninitiativen nach Leipzig eingeladene Wanderausstellung „Fan.tastic Females“ statt.

Auf fast 50 Ausstellungstafeln mit über 80 Minivideos zum Streamen konnten ganz verschiedenen Facetten weiblicher Fankultur – von der fast 90-jährigen Allesfahrerin über Frauen in Vereinsgremien bis hin zu weiblichen Ultras – bestaunt werden. Ganz unterschiedliche Fanbiographien aus 21 Ländern gaben in beeindruckender Art und Weise Auskunft darüber, dass die Geschichtsschreibung im Fußball schon lange nicht mehr nur von Männern dominiert wird. Im Gegenteil, die Zeiten, in denen Frauenmit ihrer Präsenz fast automatisch eine Sonderrolle und Minderheitenposition inne hatten, scheinen an vielen Orten und Stadien vorbei. Über 1000 Menschen besuchten in den knapp 10 Tagen die Ausstellung in der Uni.

Mit einem umfangreichen Rahmenprogramm wurden darüber hinaus verschiedene Aspekte der Fankultur aus einem weiblichen, feministischen und oftmals kritischen Blickwinkel betrachtet. Themenbeiträge, Diskussionsveranstaltungen, Vorträge und Workshops zu einzelnen Schwerpunkten sollten bestimmte Problemlagen vertiefen. Was sind klassische, was moderne Geschlechterrollen im Fußball? Wie funktioniert Männlichkeit? Welche Rolle spielt dabei Gewalt in den Stadien? Die Ausstellungs-Kuratorin Antje Grabenhorststellte in ihrem Eröffnungs-Panel „On a Journay“ nicht nur fantastische Frauen-Portraits vor, sondern erklärte auch, wie sinnvoll Selbstorganisation und der Aufbau von Netzwerken ist. In dem Podium „Perle aus dem Block – weibliche Ultras zwischen Anpassung und Rebellion“ ging es um die Widerstände, die Frauen und Mädchen in der Ultra‘ Szene begegnen. Der Journalist und Soziologe Simon Volpersversuchte bei seinem Vortrag „Wo Männer gemacht werden“ aus einer geschlechtersoziologischen Perspektive die Jugendkultur der Ultras, ihre Stereotype und ihre Entwicklungschancen zu beleuchten.

Bei aller Kontroverse und inhaltlichen Auseinandersetzung war der Tenor bei allen Veranstaltungen stets optimistisch und positiv, die bisweilen theoretische Sperrigkeit des Themas konnte durch viele leicht verständliche und gut illustrierte Beispiele plastisch gemacht werden. „Fan.tastic Females“ hat mehr als bereichert: sowohl die Ausstellung als auch verschiedenen inhaltliche Begleitformate jenseits der Ausstellung haben weibliche Fankultur in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen.

Vielen Dank an die Stadt Leipzig, den Stura der Universität Leipzig, die Doris Wuppermann-Stiftungund die Aktion Menschfür die Hilfe und Unterstützung bei der Realisierung von „Fan.tastic Females“ in Leipzig.

„Mittendrin“: Bundeszentrale für politische Bildung lädt zur Lesung beim Leipziger Fanprojekt

Im Rahmen der Leipziger Buchmesse lud die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) am 17. März zu einer Buchlesung mit anschließender Diskussion – und zwar beim Leipziger Fanprojekt. In den Räumen der Geschäftsstelle stellten die Autor*innen Frank Willmann und Anne Hahn die neue Publikation „Mittendrin. Fußballfans in Deutschland“ vor, die in der bpb-Reihe „Zeitbilder“ erscheint. Porträtiert werden hier jene Akteure, die sonst nicht im Rampenlicht stehen, die Fußballkultur aber entscheidend prägen: die Fans.

Knapp 20 geladene Gäste fanden trotz wiederkehrenden Wintereinbruchs am Messe-Samstag den Weg in die neuen Räumlichkeiten des Leipziger Fanprojekts im Dachgeschoss der Käthe-Kollwitz-Straße. In lockerer Runde präsentierte Frank Willmann, Mitherausgeber des Bandes, zur Einstimmung einen Text über den Leipziger Fußball aus dem Buch. Danach bekamen die Gäste Gelegenheit, Fragen an die Buchverantwortlichen zu stellen. Daraus entwickelte sich eine interessante Diskussion darum, inwiefern Fußball-Fans politische Akteure sind und ob das Fußballstadion als Raum politischer Auseinandersetzung anerkannt werden sollte.

Christian Kohn, Leiter des Leipziger Fanprojekts, begrüßte sowohl die Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung, als auch die angesprochene Diskussion: „Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass die Bundeszentrale für politische Bildung uns für diese Veranstaltung angefragt hat. Die Frage, ob und wie politisch der Fußball und seine Fans sind, begleitet die Fanprojekte und unsere konkrete Arbeitet schon seit längerem – und es ist wichtig, diese Debatte zu führen.“

Auch Christian Vey, Pressereferent der Bundeszentrale für politische Bildung, wertete die Veranstaltung als Erfolg: „Das Buch ‚Mittendrin‘ in einer echten Fußballmetropole präsentieren zu können, war für die bpb eine tolle Gelegenheit. Dass die Diskussionsrunde beim Fanprojekt, das mit allen wichtigen Leipziger Vereinen zusammenarbeitet, stattfinden konnte, war ein echter Glücksfall.“

Für das Buch haben Frank Willmann und Anne Hahn wichtige deutsche Fußballstandorte besucht und haben mit Fans über ihre Leidenschaft sowie ihre Sicht auf Politik und Gesellschaft gesprochen. Auch Fanarbeiter, Wissenschaftler und Funktionäre kommen zu Wort. Ergänzt werden die Texte durch Fotografien.

Weitere Informationen zum Buch und der Reihe Zeitbilder finden Sie hier.

„Die Beweggründe der Menschen ernst nehmen“: Der neue Leiter des Leipziger Fanprojekts stellt sich vor

Seit November 2017 ist Christian Kohn der neue Projektleiter des Leipziger Fanprojekts der Outlaw gGmbH. Der Kulturwissenschaftler, der seine Doktorarbeit abgegeben und 2017 verteidigt hat, bringt dafür Erfahrungen aus der politischen Bildungsarbeit, Journalismus im Bereich Fußball und Gesellschaft sowie Netzwerkarbeit mit: Zuvor war der 36-Jährige Projektkoordinator bei der Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport-Fußball (IVF) und arbeitete zuletzt im Projekt „Im Sport verein(t) für Demokratie“ des Landessportbundes Sachsen mit.

Der gebürtige Stuttgarter und vierfache Familienvater übernimmt die Leitung von Sarah Köhler, die wieder mehr direkte Fanarbeit leisten möchte. Die Sozialpädagogin leitete das Fanprojekt erfolgreich seit Übernahme der Outlaw-Trägerschaft im Jahr 2011.

Im Interview spricht Christian Kohn über die Aufgaben und Herausforderungen der Fanprojektarbeit und natürlich auch über seine persönliche Beziehung zum Fußball.

Herr Kohn, herzlich willkommen beim Leipziger Fanprojekt – einem Standort mit traditionell unterschiedlichen Fanszenen! Welche Herausforderungen sehen Sie?
Vielen Dank, ich freue mich sehr, an Bord sein zu dürfen! Meine persönliche Herausforderung wird sein, mir einen Überblick über die konkrete Arbeit mit den unterschiedlichen Fangruppen zu verschaffen. Ich habe mich zwar in den letzten Jahren viel mit Fankultur auseinandergesetzt, bin aber von Haus aus Kulturwissenschaftler. Deswegen freue ich mich sehr, von meinen Kolleg*innen auch im praktischen Bereich dazu lernen zu dürfen.

Und dann gibt es aktuell ganz konkrete Herausforderungen am Standort: RB Leipzig spielt diese Saison zum ersten Mal international. Neue Spielorte stehen an, andere organisatorische Abläufe sind notwendig. Beim 1. FC Lokomotive Leipzig werden momentan Perspektivdiskussionen geführt, da gilt es den Dialog zwischen Fans und Verein zu unterstützen. Die BSG Chemie spielt in der Regionalliga gegen den Abstieg an, da wird jedes Spiel zum „Highlight“ für alle Beteiligten. Es gibt also viel zu tun!

Wie bewerten Sie die Arbeit des Fanprojekts der letzten Jahre und welche Aufgaben wollen Sie angehen?
Vor der erfolgreichen Arbeit des Fanprojekts in den letzten sechs Jahren kann ich nur meinen Hut ziehen. Diesen Weg möchte ich weitergehen und ausgehend von der guten Basis die konzeptionelle Arbeit ausbauen und bestehende Kooperationen vertiefen. Konkret wollen wir 2018 das Projekt „Lernort Stadion“ in den Mittelpunkt rücken. Das Ziel ist, bei jungen Fußballfans soziale Kompetenzen zu stärken und ihr Interesse für außerschulische (politische) Bildung zu wecken. Das Konzept stammt aus England und wird bereits an deutschen Profi-Standorten umgesetzt.

Wie wird sich das Fanprojekt in den nächsten Jahren aufstellen und welche Aufgaben sehen Sie?
Das hängt natürlich auch sehr davon ab, wie sich die gesellschaftliche Situation entwickelt. Aktuell wird der Ruf nach autoritären Problemlösungen und Ausgrenzung wieder lauter. Das ist im Fußball nicht anders – vor allem im Osten. In Anbetracht dessen wird eine der Hauptaufgaben sicherlich sein, die vermittelnde Rolle weiter auszubauen und unseren präventiven Ansatz weiter zu stärken.

Und ganz persönlich: Was bedeutet Ihnen der Fußball?
Ich war fast dreißig Jahre lang selbst aktiv am Ball und liebe den Fußball einerseits für das offene und solidarische Potenzial. Andererseits sind der Fußballsport und seine kulturellen Formen selbst Ergebnisse unserer Gesellschaft, weshalb er eben auch negative Erscheinungen mit sich bringt. In jedem Falle ist der Fußball nicht nur für mich, sondern für unglaublich viele Menschen sehr wichtig geworden – was eben auch bedeutet, dass wir die vielfältigen Beweggründe der Menschen ernst nehmen müssen. Und genau da setzt die Fanprojektarbeit an.

Toleranz im Fußball?! Fanprojekt Leipzig gibt Workshops im Leipziger Berufsbildungswerk

Anfang November bot das Fanprojekt Leipzig der Outlaw Kinder- und Jugendhilfe gGmbH zwei Workshops zum Thema „Respekt und Toleranz im Fußball“ im Berufsbildungswerk Leipzig (bbw) in Leipzig-Knauthain an. Die Kurse fanden neben 17 weiteren Workshops und Aktionen im Rahmen der Projekttage „Respekt und Toleranz“ am bbw Leipzig statt. Knapp 30 Schüler*innen und Auszubildende im Alter von 14 bis 20 Jahren nahmen daran teil – die Workshops waren damit ausgebucht und sehr beliebt.

Christian Zomack und Jakob Grudzinski vom Fanprojekt Leipzig leiteten die Workshops und stellten die Entwicklung des Fußballgeschäfts und der unterschiedlichen Fangruppierungen vor. Beide zeigten Beispiele für Fanaktionen, die sich bewusst gegen Gewalt und Diskriminierung jeglicher Art richteten. Dazu sammelten die Sozialpädagogen Einschätzungen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, ob Toleranz innerhalb des Fußballgeschäftes gegenwärtig gelebt wird, oder nicht. Dabei gab es immer wieder Gelegenheit zum gemeinsamen Austausch in der Gruppe. Viele Teilnehmer*innen machten zum Beispiel ihrem Ärger über die zunehmende Kommerzialisierung des Sportes Luft, der ihrer Meinung nach an vielen Stellen Respekt und Toleranz verhindere.

Am Nachmittag folgte der praktische Teil des Workshops. Mit Spraydosen und Spruchbändern ging es an die frische Luft, wo die Teilnehmer*innen ihrer Kreativität und ihren Gedanken zum Thema freien Lauf ließen. Schließlich sind genau das auch die Ausdrucksmöglichkeiten von Fußballfans: Spruchbänder, Bilder, Banner und Choreografien.

Fußball mag als Sportart mit einer sehr leidenschaftlichen Fankultur gelten, aber der Workshop des Fanprojektes machte deutlich: Respekt und Toleranz sind überall dort möglich, wo offene Gespräche stattfinden.

„Alle Fans verfolgen am Ende das gleiche Ziel“, sagt dazu Christian Zomack: „Jeder Mensch kann seine Leidenschaft für einen Sport oder eine Mannschaft ausleben, ohne dabei den Respekt vor dem anderen zu verlieren!“

Hintergrund des Workshops war, dass Mitarbeiter*innen des Berufsbildungswerks viele Fans unterschiedlicher Leipziger und überregionaler Vereine unter den Schüler*innen und Auszubildenden bemerkten und Konfliktpotential ahnten. Die Projekttage sollten darum auch zum Austausch und zur gemeinsamen Diskussion in Sachen Fußball und Fankultur genutzt werden. So holte man sich das Leipziger Fanprojekt mit ins Boot, das schon seit vielen Jahren Aufklärungsarbeit für Toleranz und Gewaltprävention im Fußballsport betreibt.

Fünf Jahre Fanarbeit: Nachhaltige Finanzierung des Leipziger Fanprojekts auf dem Prüfstand

Wie steht es um die Finanzierung des Fanprojekts Leipzig seit Übernahme durch die Outlaw gGmbH? Welche Strukturen und Arbeitsbereiche sind gewachsen und welche Ressourcen sind notwendig für die professionelle Arbeit mit jugendlichen Fußballfans? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Gesprächs zur Zukunft des Fanprojekts Mitte Oktober in der Anlaufstelle der Outlaw gGmbH in Leipzig. Dazu trafen sich Outlaw-Regionalgeschäftsführer Steffen Kröner und Fanprojektleiterin Sarah Köhler mit VertreterInnen der Fördermittelgeber des Landes Sachsen und der Stadt Leipzig sowie Verbänden, der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) und der Polizei.

„Ich freue mich, dass wir mit allen Beteiligten so konstruktiv die zukünftige Finanzierung des Leipziger Fanprojektes diskutieren konnten und zusammen zu dem Schluss kamen, dass eine Ressourcen-Anpassung an die Bedarfe notwendig und richtig ist“, fasst Outlaw-Regionalgeschäftsführer Steffen Kröner das Ergebnis des Treffens zusammen.

„Kurz vor dem 5. Geburtstag des Fanprojekts ist es Zeit, auf Geschafftes und entstandene Strukturen zurück zu schauen und nun gilt es, diese tragfähig in die Zukunft umzusetzen“, betonte Sarah Köhler während ihrer Präsentation zur Entwicklung des Fanprojekts. Anhand eigener Auswertungen belegte die Projektleiterin den deutlichen Anstieg verschiedener Leistungen, darunter die Zunahme der Kontakte im Rahmen der aufsuchenden Arbeit, ebenso die Anzahl der Einzelfallhilfen. Die Daten spiegeln wider, dass mit den sportlichen Erfolgen des Leipziger Fußballs auch die Aufgaben des Fanprojektes gewachsen sind – dazu zählen auch die Beteiligung des Fanprojekts an den verschiedenen Sicherheitskonzepten und die umfangreiche Begleitung der Projekt-MitarbeiterInnen der Heim- und Auswärtsspiele (Vgl. Grafik Gesamtkilometer).

„Deshalb ist eine Anpassung der Ressourcen notwendig, um weiterhin professionelle Arbeit für die Fans in Leipzig zu leisten und den gestiegenen Anforderungen an die MitarbeiterInnen gerecht zu werden“, fordert die Projektleiterin mit Blick auf die zukünftige Finanzierung des Fanprojekts.

Übersicht vorr. Gesamtkilometer zu Auswärtsspielen für Fanprojekt-MitarbeiterInnen im Vergleich (Grafik: Fanprojekt Leipzig)

Workshops, Teambuilding & Vernetzung am Grill: Fanprojekt-Klausurtagung BAG Ost in Leipzig

Zur diesjährigen Klausurtagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Ost der Fanprojekte (BAG Ost) lud das Leipziger Fanprojekt der Outlaw gGmbH Mitte August alle 15 Fanprojekte des Verbundes ins Bruno-Plache-Stadion vom 1. FC Lokomotive Leipzig ein. Dort hieß es drei Tage lang pädagogische Fragestellungen zur Fanprojektarbeit sammeln, aktuelle Themen diskutieren und gemeinsam Leipzig erkunden. Das jährliche Treffen der Fanprojekte im Ostverbund findet seit fünf Jahren an wechselnden Standorten statt; jedes Jahr im August richtet ein anderes Fanprojekt die Tagung aus.

„Ich freue mich, dass das Fanprojekt Leipzig dieses Jahr Gastgeber für die Kolleginnen und Kollegen aus dem Ostverbund der Bundesarbeitsgemeinschaft sein durfte“, betont Sarah Köhler, Leiterin des Fanprojektes Leipzig, und zieht ein positives Fazit: „Im Kern eint uns der sozialpädagogische Arbeitsauftrag und die übergreifenden Fragestellungen, die wir optimal durch zwei kompetente Moderatorinnen unterstützt bearbeiten konnten. Auch das klassische Teambuilding und die Gespräche am Grill trugen zu einer rundum gelungenen Klausurtagung bei, die uns lange in Erinnerung bleiben wird.“

Gemeinsam nahmen sich die Vertreterinnen und Vertreter der 15 Fanprojekte Zeit, sich in unterschiedlichen Workshops mit pädagogischen Fragestellungen und aktuellen Themen intensiv auseinander zu setzen. Methodisch offen wurden zusätzlich die Themenkomplexe Verhältnis zur Polizei, Zeugnisverweigerungsrecht für Fanprojekt-MitarbeiterInnen, Wissensmanagement in der BAG Ost und kollegiale Fallberatung bearbeitet.

Das vom Fanprojekt Leipzig organisierte Rahmenprogramm mit einer Stadtrundfahrt in einer alten Tatra Straßenbahn, einer Room Escape Challenge, bei der das Team gemeinsam den Schlüssel finden muss, um dem verschlossenen Raum zu entkommen, und das gemeinsame BBQ am Abend kam nicht nur gut an, sondern stärkte zusätzlich die Vernetzung der Teams untereinander.

Die Fanprojekte im Ostverbund

  • FP Aue
  • FP Babelsberg
  • FP Berlin
  • FP Berlin-Köpenick (Streetwork Alte Försterei)
  • FP Chemnitz
  • FP Cottbus
  • FP Dresden
  • FP Erfurt
  • FP Halle
  • FP Jena
  • FP Leipzig
  • FP Magdeburg
  • FP Neustrelitz
  • FP Plauen
  • FP Zwickau
VertreterInnen der Fanprojekte im Verbund BAG Ost