Lernkurve Leipzig ist gestartet

Ca. 100 Schüler*innen aus 4 Klassen verbrachten seit Beginn des Schuljahres jeweils 2 spannende Workshoptage bei der Lernkurve Leipzig in der Red Bull Arena.
2 Klassen setzten sich anhand von Inputs und spielerischen Übungen damit auseinander, was ein starkes Team ausmacht und was alle dazu beitragen können.
Im Workshop „Komm mal klar – Gesellschaft & du“ beschäftigten sich die Schüler*innen mit der Frage, was eine Gesellschaft für sie lebenswert macht, was es dafür braucht und wie sie sich selbst aktiv einbringen können. Ein Highlight jedes Workshops war natürlich die Stadionführung, bei der die Jugendlichen verschiedene Orte im Stadion besichtigten und ihre Fragen loswerden konnten.
Wir freuen uns auf die nächsten Workshops!

News Lernkurve Leipzig

Lernkurve Leipzig ist einer der drei neuen Standorte im Programm „Lernort Stadion“ der DFL Stiftung.

Zu diesem Anlass hat die DFL Stiftung uns und unseren Kooperationspartner RB Leipzig interviewt und einen kurzen Clip erstellt.

Mit freundlicher Genemigung durch die DFL-Stiftung.

 

Der Wunsch Jugendlicher nach Partizipation ist gerade im Hinblick auf die Corona-Pandemie aktueller denn je. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung denken 58 Prozent der Jugendlichen, dass ihre Situation den Politiker*innen nicht wichtig sei, 65 Prozent fühlen sich eher nicht oder gar nicht gehört. Das Programm „Lernort Stadion“ nutzt seit 2009 an inzwischen 23 Standorten die besondere Atmosphäre von Fußballstadien, um das Interesse junger Menschen für politische Bildung zu wecken und sie dazu ermutigen, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen.  

Einer von drei neuen Standorten des Programms ist der Leipziger Lernort Lernkurve Leipzig. Wir haben mit Projektkoordinatorin Antje Kettner und Ingo Hertzsch, Teamleiter CSR/Fußballschule bei dem am Projekt beteiligten Proficlub RB Leipzig, über die Besonderheiten des Standorts und die Zukunftspläne des Lernorts gesprochen.

 

Antje, nach der Konzeption der Workshops stehen nun die ersten Präsenzworkshops an. Welche Workshops können Jugendgruppen bei Euch besuchen und was erwartet sie dort? 

Wir starten mit fünf jeweils zweitägigen Workshops zu vier verschiedenen Themen: Der Workshop „Irgendwas mit Medien“ beschäftigt sich mit einem verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien. Schwerpunkte der Workshops „Komm mal klar“ und „Stark im Team“ sind Teambuilding, Wertschätzung, Toleranz und Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe. In unseren beiden „Zeitlupen“-Workshops beleuchten wir das Spannungsfeld Ideologie und Sport. Gemeinsam mit den Jugendlichen begeben wir uns auf Spurensuche in Leipzig – einmal in der Zeit des Nationalsozialismus und einmal in der Zeit des DDR-Systems.

In all unseren Workshops wollen wir soziale und demokratische Kompetenzen vermitteln und fördern sowie Jugendliche zu mehr Mitbestimmung ermutigen. Das alles wird in einem spaß- und erlebnisorientierten Rahmen im schönsten Klassenzimmer der Welt stattfinden  –  im Fußballstadion.

Ingo, Du hast als ehemaliger Fußballprofi einige Stadien von innen erlebt. Worauf können die Jugendlichen sich im Stadion – besonders auch in Leipzig – freuen?

Auf einen besonderen Ort, an dem Emotionen und Werte gelebt werden und an dem unterschiedliche Menschen zusammenkommen, um Fußball zu schauen. Und natürlich auf Bereiche, die man sonst nur als Spieler zu sehen bekommt.

Antje, bei „Lernort Stadion“ werden gesellschaftspolitische Themen durch den Bezug zum Fußball interessant und an der Lebenswelt der Jugendlichen orientiert behandelt. Warum passen der Fußball und politische Bildung aus Deiner Sicht gut zusammen?  

Viele junge Menschen spielen Fußball oder interessieren sich dafür. Dieses Interesse und die Begeisterung wollen wir für unsere Bildungsarbeit nutzen. Zudem können am Beispiel Fußball gesellschaftliche Herausforderungen wie Diskriminierung, Intoleranz und Ausgrenzung, aber auch positive Aspekte wie Teamplay, Wertschätzung und Mitbestimmung anschaulich und nachvollziehbar behandelt werden – unabhängig davon, ob man sich für diesen Sport interessiert. Fairplay, Respekt und Toleranz spielen eben nicht nur auf dem Rasen, in der Kabine oder in der Kurve eine Rolle, sondern sind auch in der eigenen Klasse oder unter Freund*innen wichtig.

„Wir sind uns unserer sozialen Verantwortung bewusst und wollen Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung und auf ihrem Weg begleiten.” (Ingo Hertzsch)

Ingo, RB Leipzig unterstützt das Projekt als Proficlub vor Ort. Warum ist Euch das Projekt wichtig?

Wir sind uns unserer sozialen Verantwortung bewusst und wollen Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung und auf ihrem Weg begleiten. Dabei wollen wir „Lernort Stadion“ mit unserer Strahlkraft unterstützen, um möglichst viele Jugendliche für dieses großartige Projekt zu begeistern.

Wie unterstützt Ihr das Projekt?

Wir ermöglichen den Zugang ins Stadion und zu den besonderen Bereichen. Thematisch sollen Mitarbeiter*innen, Jugendspieler oder auch Profis in die Workshops eingebunden werden. Auch wollen wir unsere kommunikative Reichweite nutzen, das Programm noch bekannter zu machen, um noch mehr Interesse bei Jugendlichen zu wecken.

Antje, in Eurem stadtgeschichtlichen Workshop spielt die Stadt Leipzig eine zentrale Rolle. Warum eignet sich die Geschichte der Stadt Leipzig als Workshopthema im Lernort Stadion?  

Sie eignet sich, weil Leipzig über eine sehr große Fußball- und Sporttradition verfügt. Natürlich können und wollen wir nicht die gesamte Leipziger Stadt- und Sportgeschichte abhandeln, sondern in zwei Workshops vor allem den Zusammenhang von Sport und gesellschaftlicher Bedeutung sowie politischer Inanspruchnahme in Leipzig zum Beispiel mit Hilfe von Zeitzeug*innen näher beleuchten – einmal für das System des Nationalsozialismus und einmal für das DDR-System.

„Wir möchten, dass die Jugendlichen erkennen, dass Geschichte und Politik nicht einfach passieren, sondern von Menschen gemacht sind und somit aktiv (mit)gestaltet werden können.” (Antje Kettner)

Das Zentralstadion und seine Geschichte werden natürlich eine Rolle spielen. Die Red Bull Arena ist ja in das ehemalige Zentralstadion hineingebaut. In diesem Stadion, mitten in der Stadt, fanden denkwürdige Fußballspiele, andere große Sportwettkämpfe oder für die DDR prestigeträchtige Veranstaltungen wie die Turnfeste statt. Wir werden uns aber auch mit anderen Orten sowie Ereignissen und Protagonist*innen der verschiedenen Leipziger Fußballvereine beschäftigen.

Ein weiterer uns wichtiger Aspekt ist, dass die Spurensuche vor Ort auch dazu beitragen kann, die eigene Stadt und deren Geschichte neu oder anders kennenzulernen. Wir möchten, dass die Jugendlichen erkennen, dass Geschichte und Politik nicht einfach passieren, sondern von Menschen gemacht sind und somit aktiv (mit)gestaltet werden können. Dafür braucht es auch entsprechende gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen.

Antje, was sind Eure Ziele für das erste Jahr im neuen Lernort?

Wir wünschen uns, dass die Workshops endlich stattfinden und von den Jugendlichen angenommen werden. Gerade nach dem letzten Jahr sollen sie auch eine gute Zeit bei uns haben und viel für sich mitnehmen können.

Vielen Dank!

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Sportbuzzer-Interview zum Lernort Stadion

Mit freundlicher Genehmigung durch Britt Schlehahn und LVZ-Sportbuzzer

Dresden, Rostock und Berlin haben vorgelegt. Künftig soll auch in Leipziger Fußballstadien gelernt werden, allerdings nicht in Sachen Ballbehandlung und Co. Das hiesige Fanprojekt betreut die Aktion „Lernort Stadion“. Wir haben uns mit Leiter Christian Kohn unterhalten.

Leipzig. Der Fußball abseits der ersten beiden Bundesligen ruht. Zuschauer müssen ohnehin draußen bleiben. Dass ein Stadionbesuch mehr sein kann, als 22 Spielern beim Kicken zuzuschauen, zeigt das Bildungsprojekt „Lernort Stadion“. Gefördert von der DFL-Stiftung und unter der Schirmherrschaft von Oliver Welke lautet das Motto „Wir bringen politische Bildung ins Fußballstadion“. Mit anderen Worten: ein Bewusstsein schaffen gegenüber demokratischen Prozessen und Diskriminierung. In Ostdeutschland gibt es bereits entsprechende Projekte in Dresden, Rostock und Berlin. In Leipzig laufen die Vorbereitungen. Was sich dahinter verbirgt, erklärt Christian Kohn, der Leiter des Leipziger Fanprojekts dem SPORTBUZZER.

Was bedeutet „Lernort Stadion“?

Christian Kohn: Ganz grundsätzlich beschreibt „Lernort Stadion“ erst einmal ein Angebot der außerschulischen, politischen Bildungsarbeit. Die Idee hinter diesem Angebot ist es, Bildung an einem ganz besonderen und nicht gerade alltäglichen Ort stattfinden zu lassen, nämlich im Fußballstadion. Es geht darum, Jugendlichen an einem Ort jenseits der Schule einen Rahmen dafür zu bieten, andere Perspektiven kennenzulernen, und zwar im doppelten Sinne: Zum einen, mal raus aus ihrem gewohnten Alltag zu kommen, zum anderen gerade durch die Faszination, die so ein Stadion und der Fußball generell ausüben eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen anzustoßen. Das ist das, was grob zusammengefasst das Label „Lernort Stadion“ bedeutet, was mittlerweile bundesweit an 20 Lernzentren läuft, von der DFL Stiftung gefördert wird und mit „Lernort Stadion e. V.“ auch einen eigenen Dachverband hat.

An wen richtet sich das Projekt?

In Leipzig wollen wir schwerpunktmäßig mit Schulklassen der Ober-, Förder- und Berufsschulen zusammenarbeiten. Dabei geht es uns vor allem um diejenigen Schülerinnen und Schüler, die eher negative Erfahrungen im Lernkontext gemacht haben oder sich von klassischen Konzepten der politischen Bildung nicht wirklich angesprochen fühlen. Die möchten wir gerne in Workshops mit unterschiedlichen gesellschaftlichen oder politischen Themen in Berührung bringen – und zwar so, dass sie Spaß daran haben, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Der Fußball kann dafür einen guten Zugang ermöglichen, auch wenn er gar nicht unbedingt eine zentrale Rolle spielt, sondern das jeweilige Thema und die Auseinandersetzung damit.

Welche Angebote wird es geben?

Zum Beispiel möchten wir gerne einen Workshop zu sozialen Medien veranstalten. Sie spielen ja in der Lebenswelt der Jugendlichen eine ziemlich wichtige Rolle, sind aber oftmals auch Kanäle für die Verbreitung von Gerüchten und Vorurteilen. Da lässt sich natürlich sehr gut an den Profifußball, mit all seiner schnelllebigen Medienpräsenz und seinen Transfergerüchten, anknüpfen, um mal zu schauen, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit sozialen Medien eigentlich aussehen kann.

Oder der geplante Workshop, in dem die Schülerinnen und Schüler sich anhand der Leipziger Fußballgeschichte, in der ja gerade das ehemalige Zentralstadion eine wahnsinnig interessante Rolle spielt, mit der Entwicklung ihrer Stadt auseinandersetzen. Da wollen wir gerne gemeinsam mit den Jugendlichen kleine Geschichten rund um den Leipziger Fußball aufarbeiten, um so die verschiedenen Epochen und Gesellschaftssysteme, die ja auch Auswirkungen auf den Leipziger Fußball hatten, näher zu beleuchten. So ein ganz konkreter Zugang macht Geschichte natürlich ganz anders erfahr- und lernbar, als dies in der Schule der Fall ist.

Auf welchen Zeitraum ist das Projekt angelegt?

Bildungsarbeit muss natürlich immer langfristig angelegt sein, um tatsächlich nachhaltig zu sein. Deswegen wollen wir unser Lernzentrum gerne so aufstellen, dass sich unser Angebot auch langfristig etablieren kann. Aus diesem Grund befinden wir uns in kontinuierlichen Gesprächen mit verschiedenen Institutionen, Sponsoren und Fördermittelgebern, um dem Projekt möglichst stabile Rahmenbedingungen zu geben.

Was erhofft sich das Fanprojekt mit diesem Bildungsangebot?

Aus unserer Alltagsarbeit mit Fußballfans wissen wir, wie viel positives Potenzial in jungen Menschen schlummert, gerade dann, wenn man ihnen einen vielleicht etwas unkonventionellen Rahmen bietet, in dem sie kreativ sein und sich ausprobieren können. Mit unserem Angebot erhoffen wir uns, Jugendliche, auch diejenigen, die sich vielleicht gar nicht so sehr für Fußball interessieren, darin zu bestärken, sich mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen, über die sie sich vielleicht noch gar keine großen Gedanken gemacht haben, obwohl sie eine große Rolle in ihrer Lebenswelt und gesellschaftlich spielen. Sie sollen in den Workshops erleben, dass ihre Meinung gefragt ist und dass es sich lohnt, sich gemeinsam mit anderen Gedanken über die Welt und ihre Rolle in dieser Welt zu machen.

Wie sah und sieht die Unterstützung der Leipziger Vereine für das Bildungsprojekt aus?

Zunächst muss man sagen, dass die Finanzierung durch die DFL Stiftung nur für Standorte und Stadien der ersten und zweiten Liga greift. Das heißt, dass die Workshops im Rahmen des Leipziger Lernorts in der Red Bull Arena stattfinden werden.

Dementsprechend sind wir von Anfang an in engem Austausch mit RB Leipzig, vor allem was die Nutzung diverser Stadionareale und Räumlichkeiten für die Workshops angeht. Aber klar, wir als Fanprojekt sind verantwortlich für den Inhalt und die Umsetzung des Lernortes. Und da wir ja die besondere Konstellation haben, als Fanprojekt für alle drei großen Leipziger Vereine (RB, BSG Chemie und Lok Leipzig) zuständig zu sein, ist es uns wichtig diesen Umstand auch im Lernzentrum abzubilden. Deswegen haben wir auch mit Lok und Chemie gesprochen, die uns ebenfalls Unterstützung in Aussicht gestellt haben, etwa im Rahmen des bereits angesprochenen Workshops zur Leipziger Fußballgeschichte, wo wir auf die jeweiligen Vereinsarchive oder die Vermittlung von „Zeitzeugen“ angewiesen sind.

Wie beeinflusst die Corona-Pandemie das Projekt?

Auch auf unser Projekt hat die Pandemie natürlich Auswirkungen. Zunächst mal ganz konkrete: Wir wollten eigentlich gerne im neuen Schuljahr mit dem Projekt starten, die weitere konzeptionelle Arbeit sollte ab Mai weiter angeschoben werden. Im März haben wir deswegen eine Stelle ausgeschrieben – die Bewerbungsgespräche mussten wir jetzt verschieben und der tatsächliche Projektstart verzögert sich natürlich auch.

Andererseits wird gerade viel darüber gesprochen, dass unsere Gesellschaft nach der Pandemie nicht mehr die gleiche sein wird, viele Selbstverständlichkeiten werden ziemlich durcheinander gewirbelt. Das hat natürlich Auswirkungen auf den Lebensalltag junger Menschen. Vielleicht kann so ein Lernort, wie wir ihn planen, seinen Teil dazu beitragen, hierzu eine Auseinandersetzung anzustoßen.