„Frauen sind in den Kurven viel präsenter als man denkt!“

Eine kleine Nachbetrachtung der „Fan.tastic Females“ Ausstellung in Leipzig

Vom 14.-25. Januar fand im Hörsaalgebäude der Uni Leipzig, die vom Fanprojekt, der Gruppe Fem_powermentund verschiedenen lokalen Faninitiativen nach Leipzig eingeladene Wanderausstellung „Fan.tastic Females“ statt.

Auf fast 50 Ausstellungstafeln mit über 80 Minivideos zum Streamen konnten ganz verschiedenen Facetten weiblicher Fankultur – von der fast 90-jährigen Allesfahrerin über Frauen in Vereinsgremien bis hin zu weiblichen Ultras – bestaunt werden. Ganz unterschiedliche Fanbiographien aus 21 Ländern gaben in beeindruckender Art und Weise Auskunft darüber, dass die Geschichtsschreibung im Fußball schon lange nicht mehr nur von Männern dominiert wird. Im Gegenteil, die Zeiten, in denen Frauenmit ihrer Präsenz fast automatisch eine Sonderrolle und Minderheitenposition inne hatten, scheinen an vielen Orten und Stadien vorbei. Über 1000 Menschen besuchten in den knapp 10 Tagen die Ausstellung in der Uni.

Mit einem umfangreichen Rahmenprogramm wurden darüber hinaus verschiedene Aspekte der Fankultur aus einem weiblichen, feministischen und oftmals kritischen Blickwinkel betrachtet. Themenbeiträge, Diskussionsveranstaltungen, Vorträge und Workshops zu einzelnen Schwerpunkten sollten bestimmte Problemlagen vertiefen. Was sind klassische, was moderne Geschlechterrollen im Fußball? Wie funktioniert Männlichkeit? Welche Rolle spielt dabei Gewalt in den Stadien? Die Ausstellungs-Kuratorin Antje Grabenhorststellte in ihrem Eröffnungs-Panel „On a Journay“ nicht nur fantastische Frauen-Portraits vor, sondern erklärte auch, wie sinnvoll Selbstorganisation und der Aufbau von Netzwerken ist. In dem Podium „Perle aus dem Block – weibliche Ultras zwischen Anpassung und Rebellion“ ging es um die Widerstände, die Frauen und Mädchen in der Ultra‘ Szene begegnen. Der Journalist und Soziologe Simon Volpersversuchte bei seinem Vortrag „Wo Männer gemacht werden“ aus einer geschlechtersoziologischen Perspektive die Jugendkultur der Ultras, ihre Stereotype und ihre Entwicklungschancen zu beleuchten.

Bei aller Kontroverse und inhaltlichen Auseinandersetzung war der Tenor bei allen Veranstaltungen stets optimistisch und positiv, die bisweilen theoretische Sperrigkeit des Themas konnte durch viele leicht verständliche und gut illustrierte Beispiele plastisch gemacht werden. „Fan.tastic Females“ hat mehr als bereichert: sowohl die Ausstellung als auch verschiedenen inhaltliche Begleitformate jenseits der Ausstellung haben weibliche Fankultur in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen.

Vielen Dank an die Stadt Leipzig, den Stura der Universität Leipzig, die Doris Wuppermann-Stiftungund die Aktion Menschfür die Hilfe und Unterstützung bei der Realisierung von „Fan.tastic Females“ in Leipzig.