“Fußball reloaded – Fankultur nach Corona” – Fanprojekt Leipzig veranstaltet Impulsabend

Am 21.07. 2021 lud das Fanprojekt Leipzig zu einem etwas ungewohnten Format ein, das zukünftig öfter stattfinden soll: Drei Vorträge, in denen in jeweils 15 Minuten kurze Impulse gesetzt und kompakte Thesen formuliert wurden, um im Anschluss daran mit  Netzwerkpartner*innen aus Leipzig für 30 Minuten in die Diskussion zu gehen. Anlass war die bevorstehende Saison, auf die vor allem aus Sicht der Fansozialarbeit geschaut werden sollte.

Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte, warf an dem Abend einen bundesweiten Rückblick auf die Aktivitäten der Fanszenen, aber auch auf die Diskussionen um die Rolle der Verbände während Corona; Christian Kohn, Leiter des Leipziger Fanprojekts, ging auf die Herausforderungen für jugendliche Fußballfans während der Coronazeit ein; und der Geschäftsführer des Dresdner Fanprojekts, Ronald Beć, stellte anhand der Erfahrungen mit dem Spiel  Dynamo Dresden gegen Türkgücü München Anregungen vor, wie Kommunikation im Netzwerk angesichts der bevorstehenden, von Corona geprägten Saison und der damit verbundenen Unklarheiten gelingen kann. Die jeweils sich anschließenden Diskussionen wurden von Christian Keppler, dem Bundessprecher der BAG Fanprojekte, moderiert.

“Wir haben zum ersten Mal so ein kompaktes Format mit kurzen Inputs und anschließender Diskussion für das Leipziger Netzwerk organisiert und sind selbst ein wenig überrascht gewesen von den guten Diskussionen und den positiven Rückmeldungen. Die drei Impulsvorträge verfehlten nicht ihre Wirkung, so dass im Anschluss daran sehr offen das jeweilige Thema diskutiert werden konnte”, resümierte Christian Kohn. “Herausgestellt hat sich insbesondere, dass es in der neuen Saison zum einen wichtig sein wird, die Teilhabemöglichkeiten von Fußballfans auszubauen und uns zum anderen für alle am Fußball beteiligten Institutionen das Thema Rollenklarheit im Netzwerk vielleicht sogar intensiver als bisher beschäftigen wird.”

Die Idee des Leipziger Teams ist es, solche Impulsabende regelmäßiger stattfinden zu lassen.

Sarah Köhler verlässt das Fanprojekt nach zehn Jahren

Nach zehn Jahren Fanprojektarbeit wird unsere dienstälteste Kollegin Sarah Köhler das Fanprojekt zur neuen Saison verlassen.

Sarah Köhler baute das Fanprojekt nach dem Trägerwechsel 2011 maßgeblich mit auf, fungierte viele Jahre als Leiterin und hatte einen großen Anteil an der Etablierung des Fanprojektes in Leipzig. Nachdem sie sich in den letzten Jahren für die Fansozialarbeit beim 1. FC Lokomotive Leipzig verantwortlich zeigte, wird sie nun eine neue berufliche Herausforderung bei unserem Träger, der Outlaw gGmbH, annehmen.

Liebe Sarah, wir danken dir für all die Jahre und die tolle Zusammenarbeit und wünschen dir für deine neuen Aufgaben alles Gute!

News Lernkurve Leipzig

Lernkurve Leipzig ist einer der drei neuen Standorte im Programm „Lernort Stadion“ der DFL Stiftung.

Zu diesem Anlass hat die DFL Stiftung uns und unseren Kooperationspartner RB Leipzig interviewt und einen kurzen Clip erstellt.

Mit freundlicher Genemigung durch die DFL-Stiftung.

 

Der Wunsch Jugendlicher nach Partizipation ist gerade im Hinblick auf die Corona-Pandemie aktueller denn je. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung denken 58 Prozent der Jugendlichen, dass ihre Situation den Politiker*innen nicht wichtig sei, 65 Prozent fühlen sich eher nicht oder gar nicht gehört. Das Programm „Lernort Stadion“ nutzt seit 2009 an inzwischen 23 Standorten die besondere Atmosphäre von Fußballstadien, um das Interesse junger Menschen für politische Bildung zu wecken und sie dazu ermutigen, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen.  

Einer von drei neuen Standorten des Programms ist der Leipziger Lernort Lernkurve Leipzig. Wir haben mit Projektkoordinatorin Antje Kettner und Ingo Hertzsch, Teamleiter CSR/Fußballschule bei dem am Projekt beteiligten Proficlub RB Leipzig, über die Besonderheiten des Standorts und die Zukunftspläne des Lernorts gesprochen.

 

Antje, nach der Konzeption der Workshops stehen nun die ersten Präsenzworkshops an. Welche Workshops können Jugendgruppen bei Euch besuchen und was erwartet sie dort? 

Wir starten mit fünf jeweils zweitägigen Workshops zu vier verschiedenen Themen: Der Workshop „Irgendwas mit Medien“ beschäftigt sich mit einem verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien. Schwerpunkte der Workshops „Komm mal klar“ und „Stark im Team“ sind Teambuilding, Wertschätzung, Toleranz und Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe. In unseren beiden „Zeitlupen“-Workshops beleuchten wir das Spannungsfeld Ideologie und Sport. Gemeinsam mit den Jugendlichen begeben wir uns auf Spurensuche in Leipzig – einmal in der Zeit des Nationalsozialismus und einmal in der Zeit des DDR-Systems.

In all unseren Workshops wollen wir soziale und demokratische Kompetenzen vermitteln und fördern sowie Jugendliche zu mehr Mitbestimmung ermutigen. Das alles wird in einem spaß- und erlebnisorientierten Rahmen im schönsten Klassenzimmer der Welt stattfinden  –  im Fußballstadion.

Ingo, Du hast als ehemaliger Fußballprofi einige Stadien von innen erlebt. Worauf können die Jugendlichen sich im Stadion – besonders auch in Leipzig – freuen?

Auf einen besonderen Ort, an dem Emotionen und Werte gelebt werden und an dem unterschiedliche Menschen zusammenkommen, um Fußball zu schauen. Und natürlich auf Bereiche, die man sonst nur als Spieler zu sehen bekommt.

Antje, bei „Lernort Stadion“ werden gesellschaftspolitische Themen durch den Bezug zum Fußball interessant und an der Lebenswelt der Jugendlichen orientiert behandelt. Warum passen der Fußball und politische Bildung aus Deiner Sicht gut zusammen?  

Viele junge Menschen spielen Fußball oder interessieren sich dafür. Dieses Interesse und die Begeisterung wollen wir für unsere Bildungsarbeit nutzen. Zudem können am Beispiel Fußball gesellschaftliche Herausforderungen wie Diskriminierung, Intoleranz und Ausgrenzung, aber auch positive Aspekte wie Teamplay, Wertschätzung und Mitbestimmung anschaulich und nachvollziehbar behandelt werden – unabhängig davon, ob man sich für diesen Sport interessiert. Fairplay, Respekt und Toleranz spielen eben nicht nur auf dem Rasen, in der Kabine oder in der Kurve eine Rolle, sondern sind auch in der eigenen Klasse oder unter Freund*innen wichtig.

„Wir sind uns unserer sozialen Verantwortung bewusst und wollen Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung und auf ihrem Weg begleiten.” (Ingo Hertzsch)

Ingo, RB Leipzig unterstützt das Projekt als Proficlub vor Ort. Warum ist Euch das Projekt wichtig?

Wir sind uns unserer sozialen Verantwortung bewusst und wollen Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung und auf ihrem Weg begleiten. Dabei wollen wir „Lernort Stadion“ mit unserer Strahlkraft unterstützen, um möglichst viele Jugendliche für dieses großartige Projekt zu begeistern.

Wie unterstützt Ihr das Projekt?

Wir ermöglichen den Zugang ins Stadion und zu den besonderen Bereichen. Thematisch sollen Mitarbeiter*innen, Jugendspieler oder auch Profis in die Workshops eingebunden werden. Auch wollen wir unsere kommunikative Reichweite nutzen, das Programm noch bekannter zu machen, um noch mehr Interesse bei Jugendlichen zu wecken.

Antje, in Eurem stadtgeschichtlichen Workshop spielt die Stadt Leipzig eine zentrale Rolle. Warum eignet sich die Geschichte der Stadt Leipzig als Workshopthema im Lernort Stadion?  

Sie eignet sich, weil Leipzig über eine sehr große Fußball- und Sporttradition verfügt. Natürlich können und wollen wir nicht die gesamte Leipziger Stadt- und Sportgeschichte abhandeln, sondern in zwei Workshops vor allem den Zusammenhang von Sport und gesellschaftlicher Bedeutung sowie politischer Inanspruchnahme in Leipzig zum Beispiel mit Hilfe von Zeitzeug*innen näher beleuchten – einmal für das System des Nationalsozialismus und einmal für das DDR-System.

„Wir möchten, dass die Jugendlichen erkennen, dass Geschichte und Politik nicht einfach passieren, sondern von Menschen gemacht sind und somit aktiv (mit)gestaltet werden können.” (Antje Kettner)

Das Zentralstadion und seine Geschichte werden natürlich eine Rolle spielen. Die Red Bull Arena ist ja in das ehemalige Zentralstadion hineingebaut. In diesem Stadion, mitten in der Stadt, fanden denkwürdige Fußballspiele, andere große Sportwettkämpfe oder für die DDR prestigeträchtige Veranstaltungen wie die Turnfeste statt. Wir werden uns aber auch mit anderen Orten sowie Ereignissen und Protagonist*innen der verschiedenen Leipziger Fußballvereine beschäftigen.

Ein weiterer uns wichtiger Aspekt ist, dass die Spurensuche vor Ort auch dazu beitragen kann, die eigene Stadt und deren Geschichte neu oder anders kennenzulernen. Wir möchten, dass die Jugendlichen erkennen, dass Geschichte und Politik nicht einfach passieren, sondern von Menschen gemacht sind und somit aktiv (mit)gestaltet werden können. Dafür braucht es auch entsprechende gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen.

Antje, was sind Eure Ziele für das erste Jahr im neuen Lernort?

Wir wünschen uns, dass die Workshops endlich stattfinden und von den Jugendlichen angenommen werden. Gerade nach dem letzten Jahr sollen sie auch eine gute Zeit bei uns haben und viel für sich mitnehmen können.

Vielen Dank!

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Stellenangebot: Sozialpädagoge / Sozialarbeiter (m/w/d) in Vollzeit

Die Outlaw gGmbH ist ein bundesweiter Träger der Kinder- und Jugendhilfe mit rund 2.000 Mitarbeiter*innen und vielfältigen Angeboten im Bereich der Hilfen zur Erziehung, der Kindertagesbetreuung und offenen Kinder- und Jugendarbeit.

Für den Arbeitsbereich 1. FC Lokomotive Leipzig sucht das Fanprojekt Leipzig zum nächstmöglichen Zeitpunkt in Vollzeit (40 Wochenstunden) eine*n
Sozialpädagoge / Sozialarbeiter (m/w/d)
Kennziffer 521969 Continue reading „Stellenangebot: Sozialpädagoge / Sozialarbeiter (m/w/d) in Vollzeit“

Sächsische Fanprojekte wenden sich an Innenminister Wöller und mehrere Landtagsabgeordnete

Am Montag wenden sich die sechs Träger der sächsischen Fanprojekte mit einem Brief an Innenminister Roland Wöller sowie mehrere Landtagsabgeordnete, um auf die aktuelle Fördersituation aufmerksam zu machen. Das Land Sachsen unterstützt seit vielen Jahren verlässlich und auf vielfältige Weise die sozialpädagogische Arbeit mit Fußballfans, sodass im Freistaat ein professionelles Fanprojekt-Netzwerk aufgebaut werden konnte.

Nicht zuletzt im Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung wurde die fachliche Arbeit in besonderer Form wertgeschätzt, indem eine Stärkung der Fanprojekte gleich an zwei Stellen festgelegt ist. Das Ziel des Träger-Schreibens ist es, eine adäquate Anpassung der Förderung der sechs Standorte zu erreichen, die durch jährlich steigende Kosten dringend erforderlich geworden ist. Das Land Sachsen wird voraussichtlich im Mai den Doppelhaushalt für die Jahre 2021/2022 beschließen.

Beitrag vom Fanprojekt Dresden: https://www.fanprojekt-dresden.de/saechsische-fanprojekte-wenden-sich-an-innenminister-woeller-und-mehrere-landtagsabgeordnete/https://www.fanprojekt-dresden.de/saechsische-fanprojekte-wenden-sich-an-innenminister-woeller-und-mehrere-landtagsabgeordnete/

Sportbuzzer-Interview zum Lernort Stadion

Mit freundlicher Genehmigung durch Britt Schlehahn und LVZ-Sportbuzzer

Dresden, Rostock und Berlin haben vorgelegt. Künftig soll auch in Leipziger Fußballstadien gelernt werden, allerdings nicht in Sachen Ballbehandlung und Co. Das hiesige Fanprojekt betreut die Aktion „Lernort Stadion“. Wir haben uns mit Leiter Christian Kohn unterhalten.

Leipzig. Der Fußball abseits der ersten beiden Bundesligen ruht. Zuschauer müssen ohnehin draußen bleiben. Dass ein Stadionbesuch mehr sein kann, als 22 Spielern beim Kicken zuzuschauen, zeigt das Bildungsprojekt „Lernort Stadion“. Gefördert von der DFL-Stiftung und unter der Schirmherrschaft von Oliver Welke lautet das Motto „Wir bringen politische Bildung ins Fußballstadion“. Mit anderen Worten: ein Bewusstsein schaffen gegenüber demokratischen Prozessen und Diskriminierung. In Ostdeutschland gibt es bereits entsprechende Projekte in Dresden, Rostock und Berlin. In Leipzig laufen die Vorbereitungen. Was sich dahinter verbirgt, erklärt Christian Kohn, der Leiter des Leipziger Fanprojekts dem SPORTBUZZER.

Was bedeutet „Lernort Stadion“?

Christian Kohn: Ganz grundsätzlich beschreibt „Lernort Stadion“ erst einmal ein Angebot der außerschulischen, politischen Bildungsarbeit. Die Idee hinter diesem Angebot ist es, Bildung an einem ganz besonderen und nicht gerade alltäglichen Ort stattfinden zu lassen, nämlich im Fußballstadion. Es geht darum, Jugendlichen an einem Ort jenseits der Schule einen Rahmen dafür zu bieten, andere Perspektiven kennenzulernen, und zwar im doppelten Sinne: Zum einen, mal raus aus ihrem gewohnten Alltag zu kommen, zum anderen gerade durch die Faszination, die so ein Stadion und der Fußball generell ausüben eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen anzustoßen. Das ist das, was grob zusammengefasst das Label „Lernort Stadion“ bedeutet, was mittlerweile bundesweit an 20 Lernzentren läuft, von der DFL Stiftung gefördert wird und mit „Lernort Stadion e. V.“ auch einen eigenen Dachverband hat.

An wen richtet sich das Projekt?

In Leipzig wollen wir schwerpunktmäßig mit Schulklassen der Ober-, Förder- und Berufsschulen zusammenarbeiten. Dabei geht es uns vor allem um diejenigen Schülerinnen und Schüler, die eher negative Erfahrungen im Lernkontext gemacht haben oder sich von klassischen Konzepten der politischen Bildung nicht wirklich angesprochen fühlen. Die möchten wir gerne in Workshops mit unterschiedlichen gesellschaftlichen oder politischen Themen in Berührung bringen – und zwar so, dass sie Spaß daran haben, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Der Fußball kann dafür einen guten Zugang ermöglichen, auch wenn er gar nicht unbedingt eine zentrale Rolle spielt, sondern das jeweilige Thema und die Auseinandersetzung damit.

Welche Angebote wird es geben?

Zum Beispiel möchten wir gerne einen Workshop zu sozialen Medien veranstalten. Sie spielen ja in der Lebenswelt der Jugendlichen eine ziemlich wichtige Rolle, sind aber oftmals auch Kanäle für die Verbreitung von Gerüchten und Vorurteilen. Da lässt sich natürlich sehr gut an den Profifußball, mit all seiner schnelllebigen Medienpräsenz und seinen Transfergerüchten, anknüpfen, um mal zu schauen, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit sozialen Medien eigentlich aussehen kann.

Oder der geplante Workshop, in dem die Schülerinnen und Schüler sich anhand der Leipziger Fußballgeschichte, in der ja gerade das ehemalige Zentralstadion eine wahnsinnig interessante Rolle spielt, mit der Entwicklung ihrer Stadt auseinandersetzen. Da wollen wir gerne gemeinsam mit den Jugendlichen kleine Geschichten rund um den Leipziger Fußball aufarbeiten, um so die verschiedenen Epochen und Gesellschaftssysteme, die ja auch Auswirkungen auf den Leipziger Fußball hatten, näher zu beleuchten. So ein ganz konkreter Zugang macht Geschichte natürlich ganz anders erfahr- und lernbar, als dies in der Schule der Fall ist.

Auf welchen Zeitraum ist das Projekt angelegt?

Bildungsarbeit muss natürlich immer langfristig angelegt sein, um tatsächlich nachhaltig zu sein. Deswegen wollen wir unser Lernzentrum gerne so aufstellen, dass sich unser Angebot auch langfristig etablieren kann. Aus diesem Grund befinden wir uns in kontinuierlichen Gesprächen mit verschiedenen Institutionen, Sponsoren und Fördermittelgebern, um dem Projekt möglichst stabile Rahmenbedingungen zu geben.

Was erhofft sich das Fanprojekt mit diesem Bildungsangebot?

Aus unserer Alltagsarbeit mit Fußballfans wissen wir, wie viel positives Potenzial in jungen Menschen schlummert, gerade dann, wenn man ihnen einen vielleicht etwas unkonventionellen Rahmen bietet, in dem sie kreativ sein und sich ausprobieren können. Mit unserem Angebot erhoffen wir uns, Jugendliche, auch diejenigen, die sich vielleicht gar nicht so sehr für Fußball interessieren, darin zu bestärken, sich mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen, über die sie sich vielleicht noch gar keine großen Gedanken gemacht haben, obwohl sie eine große Rolle in ihrer Lebenswelt und gesellschaftlich spielen. Sie sollen in den Workshops erleben, dass ihre Meinung gefragt ist und dass es sich lohnt, sich gemeinsam mit anderen Gedanken über die Welt und ihre Rolle in dieser Welt zu machen.

Wie sah und sieht die Unterstützung der Leipziger Vereine für das Bildungsprojekt aus?

Zunächst muss man sagen, dass die Finanzierung durch die DFL Stiftung nur für Standorte und Stadien der ersten und zweiten Liga greift. Das heißt, dass die Workshops im Rahmen des Leipziger Lernorts in der Red Bull Arena stattfinden werden.

Dementsprechend sind wir von Anfang an in engem Austausch mit RB Leipzig, vor allem was die Nutzung diverser Stadionareale und Räumlichkeiten für die Workshops angeht. Aber klar, wir als Fanprojekt sind verantwortlich für den Inhalt und die Umsetzung des Lernortes. Und da wir ja die besondere Konstellation haben, als Fanprojekt für alle drei großen Leipziger Vereine (RB, BSG Chemie und Lok Leipzig) zuständig zu sein, ist es uns wichtig diesen Umstand auch im Lernzentrum abzubilden. Deswegen haben wir auch mit Lok und Chemie gesprochen, die uns ebenfalls Unterstützung in Aussicht gestellt haben, etwa im Rahmen des bereits angesprochenen Workshops zur Leipziger Fußballgeschichte, wo wir auf die jeweiligen Vereinsarchive oder die Vermittlung von „Zeitzeugen“ angewiesen sind.

Wie beeinflusst die Corona-Pandemie das Projekt?

Auch auf unser Projekt hat die Pandemie natürlich Auswirkungen. Zunächst mal ganz konkrete: Wir wollten eigentlich gerne im neuen Schuljahr mit dem Projekt starten, die weitere konzeptionelle Arbeit sollte ab Mai weiter angeschoben werden. Im März haben wir deswegen eine Stelle ausgeschrieben – die Bewerbungsgespräche mussten wir jetzt verschieben und der tatsächliche Projektstart verzögert sich natürlich auch.

Andererseits wird gerade viel darüber gesprochen, dass unsere Gesellschaft nach der Pandemie nicht mehr die gleiche sein wird, viele Selbstverständlichkeiten werden ziemlich durcheinander gewirbelt. Das hat natürlich Auswirkungen auf den Lebensalltag junger Menschen. Vielleicht kann so ein Lernort, wie wir ihn planen, seinen Teil dazu beitragen, hierzu eine Auseinandersetzung anzustoßen.

Sportbuzzer-Interview mit Sebastian Kirschner

Mit freundlicher Genehmigung durch Britt Schlehahn und LVZ-Sportbuzzer

Sebastian Kirschner ist beim Fanprojekt Leipzig seit 2013 für die BSG Chemie zuständig. Im Gespräch mit dem SPORTBUZZER erzählt er über seine Aufgaben im Ligaalltag, die manchmal schwierige „Übersetzerfunktion“, seine Arbeit in Zeiten der Corona-Pandemie und das „Raumschiff Fußball“.

Was macht das Fanprojekt Leipzig eigentlich?

Sebastian Kirschner: Fanprojekte sind nicht, wie viele immer denken, bei den Vereinen angesiedelt sondern unabhängige, mit öffentlichen Mitteln finanzierte Institutionen der Jugendhilfe. Im ganzen Land gibt es mehr als sechzig, in Leipzig „kümmert“ sich das Fanprojekt, das unter der Trägerschaft von Outlaw (Outlaw gemeinnützige Gesellschaft für Kinder- und Jugendhilfe mbH, d. Red.) steht auf ganz unterschiedliche Art und Weise, um die Fanpotentiale der drei großen Vereine RB, Chemie und Lok.

Jeder Verein hat sozialpädagogische Mitarbeiter, die nur für die jeweilige Klientel da sind. Unsere Zielgruppe sind daher vor allem Kinder und Jugendliche. Und um es noch präziser zu machen, in erster Linie junge Leute, die sich der Jugend- und Subkultur der „Ultras“ zuzählen. Ultras kommen ursprünglich aus Italien und sind derzeit eine der größten und vitalsten Jugendkulturen der Welt.

Seit 2013 bin ich für die Chemiefans also „da“ und habe den Weg des Vereins und seine Anhängerschaft von der Bezirksliga bis in die 4. Liga miterlebt. Unser Arbeitsalltag ist extrem vielfältig und dreht sich vor allem darum, jungen Fans, trotz aller Schwierig und -widrigkeiten eine positive Lebensorientierung mitzugeben. Natürlich thematisieren wir auch problematische Entwicklungen in der Fankultur, viel wichtiger und entscheidender sind aber die Momente von Selbst- und Mitbestimmung, gesellschaftlicher Verantwortung und kreativer Mitgestaltung: alles Dinge, die das Verhältnis von Sozialer Arbeit und Fußballfans ganz zentral ausmachen.

Ein gegenseitiges belastbares Vertrauensverhältnis, die Freiwilligkeit der Interaktion und eine gewisse Intensität der „Zusammenarbeit“ sind dabei ebenso wichtig, wie ein Verständnis von „Jugend“ auf der Höhe der Zeit. Die Schwierigkeiten, die der Lebensabschnitt Jugend mit sich bringt, bearbeiten wir in Einzelfallhilfen und Beratungsangeboten. Tiefgreifende aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen spiegeln sich natürlich auch in der Fankultur wieder – oftmals sogar viel deutlicher: Fanprojekte unterstützen hier das eh schon große Potential an politischem „Teilhabenwollen“, sie forcieren historische Bildungsarbeit oder flankieren Entwicklungen, die zu Geschlechter- oder Chancengleichheit führen sollen.

Was war bisher Ihr schönstes und schlimmstes Erlebnis bei der BSG?

Schönste Momente sind meistens fußball-immanente Überraschungen: Siege, die man nicht erwartet hätte, besondere Tore, die Glücksgefühle auslösen und natürlich hochemotionale Aufstiege und Pokalspiele. Als Sozialarbeiter ist man da ganz schön nah an der Gefühlswelt der Fans dran. Und trotz professionellem Verhältnis überkommt einen dann doch mal der irrationale Fußballwahnsinn. Ein Gefühl, das ich vorher so nicht kannte. Schlimm ist eigentlich nichts. Man lernt, sich – zumindest in manchen Situationen – ein dickes Fell zuzulegen. Das braucht man auch und ist Bestandteil des Alltags.

Wie ist das Verhältnis zum Verein?

Sehr gut. Das basisdemokratische Verständnis in den Vereinsstrukturen – der Verein wurde ja von seinen Fans mit jeder Menge Herzblut wieder gegründet – spiegelt sich natürlich auch in der Zusammenarbeit wieder. Viele kurze Wege mit dem Fan- und Sicherheitsbeauftragten der BSG, intensive Kommunikation, ein großes Verständnis und eine fundierte Kenntnis über das „Denken und Fühlen“ von Fans: all das kennzeichnet unser Arbeitsverhältnis. Und selbst wenn es mal zu divergierenden Positionen kommt – was recht selten der Fall ist – sind wir in der Lage, diese produktiv und mit Anerkenntnis für die jeweils andere Meinung zu lösen.

Welche Rolle spielt der Fanbeauftragte im normalen Ligaalltag?

Eine vielfältige, würde ich sagen. In erster Linie geht es dabei um präventive Kommunikation. Es gibt an jedem Spieltag viele „Player“ mit teilweise unterschiedlichen, manchmal auch entgegenstehenden Interessen. Natürlich stehen die Fans an erster Stelle, wobei mein vorrangiger Arbeitsauftrag „jungen Fans“, vor allem Ultras und Ultra‘-nahen Gruppen gilt. Dann gibt es den Heim- und Gastverein, die Fan- und Sicherheitsbeauftragten. Also die, die sich innerhalb der Vereinsstrukturen bewegen. Es gibt die Fußballverbände und deren Mitarbeiter, die oftmals ein ganz eigenes Verständnis von der Bewältigung von Fußballspielen haben.

Und es gibt die ordnungs- und sicherheitspolitische Seite: kommunale Ämter, Rettungsdienste, Security und natürliche die verschiedenen polizeilichen Organisationsteile – Bundes- und Landespolizei, das Revier um die Ecke, die szenekundigen Beamten. Deren Blick auf den Fußball unterscheidet sich dahingehend von unserem, dass er natürlich ein ausschließlich sicherheitspolitischer ist. In Sicherheitsbesprechungen, die in der Regel vor jedem Spiel stattfinden, aber auch in vielen bilateralen Gesprächen versuchen Fanprojekte die Perspektive von organisierten Fans zu verdeutlichen. Oftmals üben wir dabei eine Art „Übersetzerfunktion“ aus, wir sind quasi der institutionalisierte Dialog und sensibilisieren die „Erwachseneninstitutionen“ für jugendliches Fan-Sein und deren Bedürfnisse. Das ist meistens herausfordernd, manchmal auch anstrengend, weil die unterschiedlichen „Denksysteme“ oftmals nicht kongruent sind.

Wie hat die Pandemie die Arbeit verändert? Wie sieht der gegenwärtige Arbeitsalltag aus?

Natürlich hat Covid-19 wie alle gesellschaftlichen Bereiche auch den Fußball durcheinander gewirbelt. Soziale Arbeit mit Fußballfans in Zeiten, in denen vermutlich langfristig kein Fußball gespielt, oder zumindest live gesehen wird, das klingt absurd. Zumal der direkte Draht zu den Fans, das vertraute Gespräch oder die intensive Diskussion rund um die Spieltage eben nicht stattfinden können. Auch Fußball-immanente Konflikte sind gerade kaum vorhanden. Und klassisches Streetwork funktioniert im Homeoffice auch nur bedingt: Digitalisierungshype hin oder her. Auch unsere Räumlichkeiten können wir nicht nutzen, physische Distanzierung macht soziale Interaktion insgesamt schwer, auch zwischen den Fans untereinander.

Wir versuchen daher das Beste draus zu machen und bleiben eigentlich bei unseren Kernthemen: Kommunikation ist zentral und wird mit Abstand oder eben digital geführt. Den erhöhten Beratungsbedarf z.B. zur individuellen Existenzsicherung merken wir natürlich. Und selbstverständlich tauschen wir uns zur „Lage der Welt“ aus, teilen die Sorgen und fragen uns gemeinsam, wie und wann so etwas wie „Normalität“ wieder stattfinden kann. In den Fanszenen existiert ein sehr feines Gespür, wenn es um die Einschränkung von bürgerlichen Freiheiten und Grundrechten geht. Umso interessanter und emanzipierter ist zum Beispiel der Forderung der Ultras von Chemie zu bewerten, angesichts der Pandemie und der damit verbundenen sozialen Verantwortung den Spielbetrieb auszusetzen – und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Verbände sich noch fest an den Spielbetrieb klammerten.

Aktuell organisiert ein großes und stadtübergreifendes Netzwerk rund um die chemische Fanhilfe Unterstützungsangebote wie Einkauf, Kinderbetreuung und Alltagshilfe für Menschen mit Bedarf. Das ist beeindruckend und freut uns natürlich. Wir brauchen da Dank der guten Selbstorganisation gar nicht viel machen und vermitteln maximal den Kontakt zum Gesundheitsamt oder zu professionellen Selbsthilfeorganisationen.

Welche Wünsche gibt es für die Zukunft?

Definitiv spielt Fußball gerade eine untergeordnete Rolle, und das ist auch gut so. Meine beruflichen Wünsche daher in Worte zu fassen fällt mir angesichts der aktuellen Unübersichtlichkeit schwer. Irgendwann wäre eine Rückkehr zum Fußball mit Zuschauern natürlich schön und wichtig fürs Gemüt. Fankultur wird nach Corona sicher nicht mehr so sein wie zuvor. Im Moment zählt aber definitiv etwas anderes. Spannend empfinde ich die Debatte, die sich aktuell um das „Raumschiff Fußball“ in Zeiten der Pandemie dreht – Stichwort eigene Privilegien, ökonomische Selbstreflektion oder gesellschaftliche Solidarität. Hier haben beispielweise die meisten Ultras gegenüber dem Gros an Fußball-Funktionsträgern einen moralischen Vorsprung, der sich kaum bemessen lässt. Interessant, wer sich am Ende durchsetzt.

Corona Update 2

Heute ist die „Sächsische Corona-Schutz-Verordnung“ in Kraft getreten, die die bisher geltende Allgemeinverfügung zu den Ausgangsbeschränkungen vom 22. März 2020 ablöst und nun erstmal bis zum 20. April gültig ist. Zusätzlich zu den leicht veränderten Ausgangsbeschränkungen hat Sachsen jetzt außerdem einen Bußgeldkatalog erlassen.
Im Bußgeldkatalog ist festgelegt, welche Strafe es für welchen Verstoß gegen die Ausgangsbeschränkung gibt.

Folgende Bußgelder können bei Verstößen gegen die neue Verordnung geltend gemacht werden:

– Verlassen der Wohnung/des Hauses ohne triftigen Grund: 150 €

– Verstoß gegen Besuchsverbot von Krankenhaus oder Pflegeheim: 500 €
(Betrifft die Besucher)

– Besucher in ein Krankenhaus oder Pflegeheim hereinlassen: 500 bis 1000 € (Betrifft die Verantwortlichen)

Außerdem kann die Polizei ab 01. April Verwarnungsgelder in Höhe von bis zu 55 € aussprechen.
Sobald es wieder neue Infos gibt, halten wir euch auf dem Laufenden.

Wir sind außerdem nach wie vor für euch erreichbar! Falls ihr Fragen oder Sorgen habt oder ihr Unterstützung bei einem der neuen Existenzsicherungsprogramme wie beispielsweise den Bundes-Soforthilfen für Soloselbständige, kleine Unternehmen, Freiberufler und Landwirte benötigt, ruft an oder schreibt uns!

Bleibt gesund, informiert euch und passt auf euch und andere auf!

Corona Update 1

Was gerade passiert, wäre vor wenigen Wochen noch kaum denkbar gewesen: steigende Infektionszahlen und Todesfälle, massive Eingriffe in unsere Bewegungsfreiheit, abesagte Fußballspiele und damit verbundene individuelle wie gesellschaftliche Befürchtungen – das alles stellt uns im Moment und wahrscheinlich auch in nächster Zeit vor noch nie da gewesene Herausforderungen.

Gleichzeitig macht Hoffnung, dass sich Zusammenhalt und Rücksichtnahme trotz aller Widrigkeiten durch weite Teile der Gesellschaft ziehen. Auch die in letzter Zeit arg gescholtenen Fanszenen haben schon recht früh angefangen, Unterstützung und Hilfe anzubieten und zeigen, welch großartiges Potenzial in ihnen steckt. Mehr dazu unter findet hier!

Im Moment geht es vorrangig darum, dass vor allem Menschen, die besonders durch das Virus gefährdet sind, die Krise unbeschadet überstehen und das Gesundheitssystem nicht an den Rand der Überlastung gebracht wird.

Nehmt deswegen bitte Rücksicht auf eure Gesundheit und die der anderen! Helft euch gegenseitig und denen, die auf Hilfe angewiesen sind! Beachtet die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen der Behörden! Informiert euch zu den aktuellen Entwicklungen in Leipzig! Und auch wenn es euch schwer fällt: haltet euch an die Ausgangsbeschränkung, die seit heute in Kraft ist!

Auch wir als Team stimmen uns regelmäßig untereinander ab. Wir stehen in engem Austausch mit unserem Träger und beraten, wie wir mit der Situation umgehen, wo wir helfen können und sollen.

In jedem Falle werden wir in den nächsten Tagen und Wochen von Montag bis Freitag für alle Leipziger Fußballfans über Handy, die üblichen Messengerdienste oder E-Mail erreichbar sein.

Egal, ob ihr konkreten Beratungsbedarf in Sachen finanzieller Grundabsicherung, ALG oder Selbstständigenförderung habt, Ideen für die Zeit nach der Krise spinnen wollt oder ihr einfach nur jemandem zum Reden braucht, weil euch zuhause die Decke auf den Kopf fällt – meldet euch! Die jeweiligen Ansprechpartner*innen findet ihr hier.

Fanprojekt eingeschränkt erreichbar!

Aufgrund der aktuellen Situation rund um Corona haben wir uns entschieden, alle Angebote bis auf weiteres einzustellen. Auch unsere Geschäftsstelle in der Käthe-Kollwitz-Straße wird nur sporadisch besetzt sein.

Wir sind natürlich weiterhin per Email und über Handy jederzeit erreichbar. Die Adressen und Nummern sind unter dem Menüpunkt „Team“ zu finden. Auch für eventuelle Einzelfallberatungen werden wir eine Lösung finden.

Bleibt alle solidarisch, gesund und besonnen!

Infos zum Infektionsschutz unter https://www.infektionsschutz.de/coronavirus-sars-cov-2.html