Pressemitteilungen Zeugnisverweigerungsrecht

Unsere Kolleg*innen aus Karlsruhe haben jetzt Strafbefehle erhalten, in denen sie wegen Strafvereitlung zu 120 Tagessätze a 60 Euro verurteilt werden sollen. Für uns stellt das einen neuerlichen Angriff auf die Profession der Sozialen Arbeit als ganzes dar, weshalb wir hier für euch die Pressemitteilungen des Bündnis für ein Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekt hier gern mit euch teilen wollen.

Der andere Fußball – Rahmenprogramm

Heute beginnt der Ausstellung zum Arbeiterfußball in der Hochschulbibliothek der HTWK. Die mit »Der andere Fußball« untertitelte Schau stellt die Besonderheiten des Arbeitersports heraus und fragt, welche Rolle die Ideale von einst heute noch spielen. Schaut euch dazu hier das Rahmenprogramm an

»In der Herzkammer des Arbeitersports – der andere Fußball.«

100 Jahre Arbeiterfußball – 125 Jahre Arbeitersport in Leipzig

Eine Ausstellung des Fanprojekts Leipzig im Rahmen der EM 2024.

15. Februar – 10. März 2024
HTWK Leipzig, Hochschulbibliothek

Eröffnung am Donnerstag, 15. Februar um 18 Uhr

Montag bis Freitag 9–20 Uhr
Samstag 9–16 Uhr

Gustav-Freytag-Straße 40
04277 Leipzig

Die Arbeitersportbewegung trug völlig unabhängig von bürgerlichen Verbänden eigene Wettbewerbe, Meisterschaften und Länderspiele aus. Man verstand sich als Gegenmodell zum bürgerlichen Sport, indem gegen Konkurrenz und Nationalismus, gegen den Personenkult des DFB-Fußballs die Entwicklung von Solidarität und Internationalismus gesetzt wurden. Mit dem Verbot durch die Nationalsozialisten endete dieser Zweig deutscher Sportgeschichte abrupt. Dennoch beziehen sich noch heute viele hundert DFB-Vereine in ihrer Tradition auf den Arbeiterfußball, da sie 1933 Arbeitersportler aufnahmen oder sich nach 1945 neu gründeten.

Die anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Arbeiterfußballs 2019 entstandene Ausstellung bietet einen Blick auf die bisher weitestgehend vernachlässigte Sportgeschichte. Leipzig war viele Jahre ein Zentrum des Arbeitersports, von 1926 bis 1933 existierte eine der bedeutendsten Einrichtungen, die Bundesschule des sozialdemokratischen Arbeiter-Turn- und Sportbundes (ATSB), in der Leipziger Südvorstadt.

Auf 25 Roll-Ups wird in der Ausstellung die Geschichte vom Beginn des Arbeitersports bis zu seiner Zerschlagung durch die Nationalsozialisten 1933 dargestellt. Hervorgehoben sind Höhepunkte wie die Internationalen Arbeiterolympiaden, Meisterschaftsrunden, die erste Europameisterschaft, aber auch das bis heute durchaus moderne Spielsystem des Arbeiterfußballs. Weitere Themen sind große Spielerpersönlichkeiten, schließlich auch die Spaltung der Bewegung in sozialdemokratische und kommunistische Organisationen sowie die Verfolgung durch und der Widerstand gegen den NS. Der Abdruck von Zeitungen und Plakaten vermittelt einen Eindruck der grafischen Experimentierfreude der 1920er Jahre.

Die »Leipziger Station« der Wanderausstellung zeigt unter anderem eine Auswahl der in der Stadt existierenden Vereine des ATSB und der Roten Kampfeinheit, sie thematisiert die Rolle der Frauen im Arbeiterfußball und die Bedeutung der Bundesschule des ATSB in der Fichtestraße.

Ein Rahmenprogramm aus Führungen und Veranstaltungen rundet die Ausstellung ab. Aktuelle Infos gibt es unter:
www.fanprojekt-leipzig.de/
www.instagram.com/ausstellung.arbeiterfussball/

»In der Herzkammer des Arbeitersports – der andere Fußball.«
Eine Ausstellung des »Paderborner Kreis – Arbeiterfußball e.V., des Fanprojekts Leipzig und der Georg Schwarz Brigade.
In Kooperation mit der Stadt Leipzig, der Hochschulbibliothek der HTWK Leipzig und der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Bundeszentrale für politsche Bildung verleiht Preis an Frauenprojekt der BSG Chemie

»Im Schatten des Fünfecks – Frauen und Mädchen im Verein und in der Fankultur der BSG Chemie Leipzig« gewinnt im Aktivwettbewerb 2023 der Bundeszentrale für politische Bildung 

Das Recherche-, Publikations-, Podcast- und Ausstellungsprojekt »Im Schatten des Fünfecks – Frauen und Mädchen im Verein und in der Fankultur der BSG Chemie Leipzig« gehört zu den 65 Projekten, die die Bundeszentrale für politische Bildung 2023 im Rahmen des Wettbewerbes »Aktiv für Demokratie und Toleranz« für herausragendes Engagement auszeichnete. Eine 15köpfige Jury wählte die Sieger aus rund 300 Bewerbungen aus 15 Bundesländern aus.

 

Zum Projekt: 

Das seit 2020 existierende Projekt von Chemie-Fans »Im Schatten des Fünfecks«, getragen vom Fanprojekt Leipzig, beschäftigt sich mit der Geschichte des Mädchen- und Frauenfußballs in Leutzsch. Wer zuvor in Büchern zum Thema blättert, fand Mädchen und Frauen auf einigen Fotografien, wie sie am Spielfeldrand inmitten von männlichen Fans das Spiel beobachten. In Zeitungen und Zeitschriften gibt es einige wenige Aufnahmen, die das 1969 gegründete Leipziger Frauenfußballteam der BSG Chemie zeigen. Im Vereinsarchiv und im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig existieren nur Fotografien von wenigen Frauenfußballteams und einige Dokumente zu Frauen, die im Vereinsleben eine wichtige Rolle spielten.

Das Projekt recherchierte zu den Dargestellten, ihren Rollen im Verein und wie Frauen als Fans den Leutzscher Fußball wahrnahmen und -nehmen. Die ersten Ergebnisse wie eine erste Chronik fanden Eingang in die Broschüre »Kick it like?«. Zeitzeuginnen erzählten im Podcast von ihren Erlebnissen.

Im Frühjahr 2023 lud das Projekt zur Ausstellung »Im Schatten des Fünfecks« in Specks Hof. Hier fanden sich neben zahlreichen Rollups zur Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland und Leipzig seit dem 19. Jahrhundert viele Objekte – wie das erste Trikot von der Initiatorin des ersten Teams Ende der sechziger Jahre – Waltraud Horn – über Spieltagshefte und Pokalen. Führungen und ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzten die Präsentation.

»Im Schatten des Fünfecks« wurde bisher u.a. von der Stadt Leipzig, der Sächsischen Jugendstiftung und der DFB-Kulturstiftung gefördert.

Die Broschüre zum Projekt ist über das Fanprojekt Leipzig erhältlich. Im gerade erschienenen Doppelband »Sportpark Leutzsch« findet sich zudem das Kapitel »Frauen und Mädchen im AKS«.

»Keine Worte mehr«

Über den 7. Oktober und seine Folgen auf die israelische Gesellschaft. Ein Dialog mit Felix Tamsut.
27. November 2023 um 19:30 im Conne Island

Am 7. Oktober 2023 überfiel die Hamas und ihre Unterstützer Israel. Mehr als 1400 Menschen wurden ermordet, über 4500 verwundet und mehr als 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt. Es handelt sich um den schwersten Angriff auf jüdisches Leben seit 1945. Soweit die objektive Faktenlage.

Vor diesem Hintergrund haben wir den in Israel geborenen Journalisten Felix Tamsut eingeladen, um über die Auswirkungen des Tages auf die israelische Gesellschaft und die Fußball-Fanszenen in Israel, aber auch in Deutschland, zu sprechen. Wie hat er den Tag persönlich erlebt und wie gestaltet sich die öffentliche Wahrnehmung in der israelischen Presse? Welche Diskurse werden innerhalb der israelischen Gesellschaft geführt und findet eine Diskursverschiebung gerade im Umgang und der Sicht auf die Palästinenser*innen statt?

Da die Kernthemen der journalistischen Arbeit auf Fankultur und der Verbindung zwischen Politik und Fußball liegen, möchten wir mit Felix auch über die Wahrnehmung und den Umgang des Tages innerhalb der israelischen Fanszenen sprechen. Nach dem Angriff wurde der Spielbetrieb der israelischen Liegen zunächst eingestellt. Gab es dennoch wahrnehmbare Stellungnahmen relevanter Fangruppen? Und inwieweit wurden die Solidaritätsbekundungen deutscher Fankurven in Israel wahrgenommen?

Wir möchten den Vortrag nutzen, um Spenden für die Organisation ERAN (Emotional First Aid Services) in Israel zu sammeln. Israels größtem Sorgentelefon wurde die Subventionierung durch die eigene Regierung gestrichen, sodass sie unter der aktuellen Arbeitsbelastung auf jede Unterstützung angewiesen sind.

Eine Veranstaltung der Georg Schwarz Brigade und des Fanprojekts Leipzig.

Mit freundlicher Unterstützung von:

Pressemitteilung Zeugnisverweigerungsrecht

Die Fansozialarbeit schaut in den letzten Monaten immer wieder nach Karlsruhe, wo Kolleginnen und Kollegen, in einer beispiellosen Art und Weise von der Justitz unter Druck gesetzt werden. Um die Soziale Arbeit mit Fußballfans weiter zu professionallisieren ist es unabdingbar über die Etablierung eines Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern zu sprechen.

Deshalb teilen wir hier, die Pressemittelung des „Bündnis für ein Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit“, welcher wir uns vollumfänglich anschließen!

Staatsanwaltschaft Karlsruhe lässt Verfahren nicht ruhen: Strafvereitelung gegen Fanprojekt-Mitarbeiter*innen steht im Raum – Zeugnisverweigerungsrecht für die Soziale Arbeit nötiger denn je!

01.11.2023

Es dürfte ein trauriges Novum in der Bundesrepublik Deutschland sein: Im aktuellen Rechtsstreit zwischen der Staatsanwaltschaft Karlsruhe und dem dortigen Fanprojekt hat die Staatsanwaltschaft zwar nun doch keine Beugehaft gegen die Fanprojektler*innen beantragt, setzt die Kolleg*innen jedoch weiterhin unter Druck. Es wird geprüft, ob ein Verfahren wegen des Verdachts der Strafvereitelung eröffnet wird. Weil sie das besondere Vertrauensverhältnis zu ihrer Zielgruppe, wohl dem zentralen Grundpfeiler der Sozialen Arbeit, nicht auf das Spiel setzen können und wollen, sind hauptamtliche Mitarbeitende aus diesem Bereich weiterhin mit rechtlichen Konsequenzen bedroht. Und das nur, weil sie kein Zeugnisverweigerungsrecht besitzen.

„Es ist absurd, dass die Staatsanwaltschaft hier keine Ruhe geben will“, erklärt Matthias Stein, Sprecher des Bündnisses für ein Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit (BfZ). „Nicht nur, weil Kolleg*innen persönlich betroffen sind. Sondern auch, weil hier offenkundig ein Exempel statuiert werden soll, dass die grundsätzlichen Errungenschaften der Sozialen Arbeit bundesweit massiv gefährden und zurückwerfen kann.“

Im Zuge ihrer Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Mitarbeitende des Fanprojekts als Zeug*innen vorgeladen. Diese standen somit vor einem unsagbaren Dilemma: Einblicke aus der Aufarbeitung, die ihnen unter dem Gesichtspunkt absoluter Vertraulichkeit im Rahmen ihrer Arbeit gewährt wurden, an Ermittlungsbehörden weiterzugeben, was vergleichbare Formate für die Zukunft wohl unmöglich gemacht hätte, oder zu schweigen. Als professionelle Mitarbeiter*innen der Sozialen Arbeit entschieden sie sich für Letzteres, um das Vertrauen, das ihnen ihre junge Zielgruppe entgegengebracht hatte, nicht zu gefährden. „Soziale Arbeit benötigt ein besonderes Vertrauensverhältnis, um ihren Auftrag erfüllen zu können“, unterstreicht Georg Grohmann, ebenfalls Sprecher des BfZ.

Ordnungsgelder waren zunächst die Folge, die Beugehaft stand sehr konkret im Raum. Hierauf verzichtete die Staatsanwaltschaft nun, prüft jedoch die Möglichkeit einer Anzeige wegen Strafvereitelung gegen die Mitarbeiter*innen: „Die Politik muss jetzt handeln! Der aktuelle Fall zeigt leider auf eine inzwischen dramatische Art und Weise, wie essenziell ein Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit ist. Das unterstreichen auch unsere verschiedenen Netzwerkpartner*innen und die Wissenschaft seit langem.“, so Georg Grohmann. „Wir Hauptamtlichen in der Sozialen Arbeit brauchen eine Möglichkeit, uns und die Professionalität unserer Arbeit zu schützen. Selbstverständlich fordern wir die Staatsanwaltschaft Karlsruhe auch auf, alles dafür zu tun, dass sich die Mitarbeitenden des Fanprojekts endlich wieder auf ihre Arbeit mit ihrer Zielgruppe konzentrieren können. Ein solcher Fall darf sich unter keinen Umständen wiederholen“, macht Matthias Stein abschließend deutlich.

Kontakt zu den Sprechern des BfZ:

Matthias Stein                                                                    Georg Grohmann
ms@fanprojekt-jena.de                                                   grohmann@bag-streetwork.de
0173-3970701                                                                    0157-71418265
www.zeugnis-verweigern.de

Stellenangebot: Sozialpädagoge / Sozialarbeiter (m/w/d)

Die Outlaw gGmbH ist ein bundesweiter Träger der Kinder- und Jugendhilfe mit rund 2.100 Mitarbeiter:innen und vielfältigen Angeboten im Bereich der Hilfen zur Erziehung, der Kindertagesbetreuung und offenen Kinder- und Jugendarbeit.

Für den Arbeitsbereich RasenBallsport Leipzig sucht das Fanprojekt Leipzig zum nächstmöglichen Zeitpunkt in Vollzeit (40 Wochenstunden) eine:n

Sozialpädagogen / Sozialarbeiter (m/w/d)

Kennziffer 5231889

Das Fanprojekt Leipzig arbeitet sozialpädagogisch mit jungen Fußballfans der drei Vereine RasenBallsport Leipzig, 1.FC Lokomotive Leipzig und BSG Chemie Leipzig und befindet sich in Trägerschaft der Outlaw gGmbH. Das Projekt wird gefördert vom Deutschen Fußball-Bund, der Deutschen Fußballliga, dem Sächsischen Staatsministerium des Innern sowie der Stadt Leipzig.  Grundlagen der Arbeit sind das SGB VIII und das Nationale Konzept Sport und Sicherheit (NKSS). Die Angebote zur Begleitung und Förderung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen Fußball-Fans setzen an deren Lebenswelten an. Niedrigschwelligkeit, Freiwilligkeit und Vertraulichkeit sind dabei die leitenden Maximen.

Deine Aufgaben:

  • Du bist zuständig für die Organisation und Durchführung bestehender Angebote sowie für die Konzeption und Entwicklung neuer Angebote für die jugendlichen Fans von RB Leipzig unter Einbeziehung der Fanstrukturen und der Strukturen des Vereins
  • Du begleitest alle relevanten Heim- und Auswärtsspiele von RB Leipzig
  • Du bist verantwortlich für die Beratung, Betreuung und Unterstützung der jugendlichen Fußballfans von RB Leipzig im Rahmen von individuellen Einzelfallhilfen und/oder Gruppenangeboten
  • Du arbeitest aktiv im Fußball-, Fanprojekte-, und Jugendhilfe-Netzwerk auf regionaler und überregionaler Ebene mit
  • Du betreibst Drittmittelakquise, erstellst Sachberichte und Finanzierungspläne und übernimmst Verwaltungstätigkeiten

Dein Profil:

  • Du hast einen (FH-) Hochschulabschluss als Sozialpädagoge / Sozialpädagogin, Sozialarbeiter / Sozialarbeiterin oder eine vergleichbare Qualifikation
  • Du hast mehrjährige Erfahrung im Kontext des Arbeitsfeldes Fußball, insbesondere Kenntnisse der Sozialen Arbeit mit Fußball-Fans
  • Du hast erweiterte Kenntnisse der Fußball- und Fanszene in Leipzig und darüber hinaus
  • Du bist konfliktfähig und belastbar
  • Du hast hohe soziale Kompetenzen
  • Du bist ausgesprochen kommunikationsstark und besitzt diplomatisches Geschick gepaart mit einem sicheren Auftreten
  • Du arbeitest selbstständig und verbindlich
  • Du bist sicher im Umgang mit MS-Office Programmen und vertraut mit Administrationsaufgaben
  • Du bist zeitlich flexibel und in Besitz eines gültigen Führerscheins der Klasse B

Darauf kannst du dich freuen:

  • einen unbefristeten Arbeitsplatz
  • 30 Tage Urlaub + 2 Regenerationstage (ab 2024)
  • ein freundliches und aufgeschlossenes Team an Arbeitskolleg:innen
  • ein Vergütungssystem mit Stufenautomatik angelehnt an den TVöD SuE + Zulagen
  • BusinessBike Fahrradleasing
  • attraktive und individuelle Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, u.a. in unserem hausinternen Schulungszentrum (akademie lernbar)
  • Betriebliche Altersvorsorge (arbeitgeberfinanziert)
  • Mitarbeit in einem innovativen Unternehmen mit vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten
  • Teamtage
  • vergünstigte Angebote bei zahlreichen Shoppingportalen (corporate benefits)

Interessiert? Möchtest du Teil unseres Teams werden?

Dann freuen wir uns auf deine Bewerbung über das Online-Formular auf unserem Karriereportal (www.outlaw-ggmbh.de) oder schriftlich – unter Angabe der Kennziffer.

Du hast vorab noch Fragen? Melde dich gerne bei bewerbung@outlaw-ggmbh.de.

Bitte achte darauf, dass wir bis zur Einstellung einen Nachweis deines vollständigen Masern-Schutzes benötigen.

Outlaw gGmbH
Fanprojekt Leipzig
Christian Kohn
Käthe-Kollwitz-Straße 54
04109 Leipzig

Eine Reise gegen das Verdrängen

Chemiefans auf den Spuren des Partisanenwiderstands im österreichisch-slowenischen Grenzgebiet

Dass die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus keine Selbstverständlichkeit ist und immer wieder aufs Neue praktiziert und erarbeitet werden muss, ist seit vielen Jahren eine Maxime von Fußball-Fans und Fanprojekten. Erinnerungspolitische Gedenkstättenfahrten gehören schon immer ins Portfolio des Leipziger Fanprojektes – im Spätsommer dieses Jahres ging die Reise daher nach Österreich und Slowenien.

»Zwischen Widerstand und Kollaboration, zwischen Abrechnung und Verdrängung« hieß in diesem Jahr der Titel der 6-tägigen Tour durch die Berge der Karawanken und des Triglav. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern vor Ort versuchten wir in einer Zeit, in der ZeitzeugInnenschaft immer schwieriger wird, Geschichte weiter erleb- und diskutierbar zu halten.

Start der Reise war im österreichische Süd-Kärnten, der einzigen Region im nationalsozialistischen „Deutschen Reich“, in der PartisanInnen bewaffneten Widerstand leisteten. Zu verdanken war dies in erster Linie der slowenischen Minderheit, die vom NS-Regime und der deutschen Mehrheitsbevölkerung in Kärnten rassistisch diskriminiert wurde. Obwohl die Kärntner Slowenen mit ungeheurem Mut zur Niederlage des Faschismus beitrugen, wurde ihr Widerstand nach 1945 in Österreich fast vollständig ignoriert oder sogar als Anlass für weitere Diskriminierung genommen.

In Klagenfurt begannen wir einen erinnerungspolitischen Stadtrundgang, bei dem uns sehr deutlich veranschaulicht wurde, wie sich die diametral gegenüberstehenden Geschichtserzählungen in Kärnten verhalten: das dominante „offizielle“ geschichtliche Narrativ auf der einen und die Sichtweise der Kärntner slowenischen Minderheit auf der anderen Seite der Zeitgeschichte.

Mit diesen Eindrücken wanderten wir am darauffolgenden Tag zum Erinnerungsort Peršmanhof, an dem 1944 ein Massaker der SS an der slowenischen Zivilbevölkerung stattgefunden hat. Heute ist der Peršmanhof nicht nur einer der wichtigsten Erinnerungs- und Gedenkorte der Kärntner Slowenen, sondern auch ein international beachteter musealer Lernort.

Der Weg führte uns weiter nach Idrija, einer kleinen Bergarbeiterstadt am Fluß Idrijca. Hier übergaben wir im städtischen Museum einen Spendenscheck der chemischen Fanszene für den Wiederaufbau des Gedenkortes Franja. Das ehemalige Partisanenlazarett wurde im Sommer durch Sturm und Überschwemmungen zu großen Teilen zerstört und soll wiederaufgebaut werden. Noch intakt war die berühmte Partisanen-Druckerei „Slovenija“ in den Bergen rund um Idrija. Wir bewunderten die, bis heute intakten Druckmaschinen und ließen uns erklären, mit welch logistischem Aufwand hier ab 1944 die größte illegale Partisanen-Zeitung gedruckt wurde.

Die Reise durch die Wälder des Widerstands endete in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana – hier konnten wir die Eindrücke ein wenig reflektieren, ehe es die 1000 km zurück nach Leipzig ging.

Das eine knappe Stunde entfernte KZ Loibl war einst eine Außenstelle des Konzentrationslagers Mauthausen: Unzählige ZwangsarbeiterInnen mussten hier unter unmenschlichen Bedingungen einen Tunnel durch den Berg treiben. Heute erinnern nur die Grundmauern der Baracken an das Lager. In Begunje, kurz nach der österreichisch-slowenischen Grenze besuchten wir das ehemalige Gestapo-Gefängnis im heutigen Geiselmuseum: Ein Ort des Schreckens und Grauens, der synonym für die Verbrechen der nationalsozialistischen Okkupationsmacht in Slowenien in den Jahren 1941 bis 1945 steht. Aus diesem Gefängnis wurden zahlreiche willkürlich Inhaftierte zu Geiselerschießungen gebracht und andere wiederum in NS-Todeslager deportiert.

Die Reise ging im Anschluss weiter in die Berge rund um Kranj – hier besichtigten wir das Denkmal in Drazgose. Im kleinen Dörfchen Drazgose fand im Januar 1942 eine der größten Schlachten während des 2. Weltkrieges zwischen den Partisaneneinheiten des Cankar-Bataillons und militärischen Kräften der deutschen Besatzungsmacht statt. Bis heute geht man davon aus, dass diese Schlacht der erste ernsthafte Kampf gegen Nazi-Deutschland war und den Mythos der Unschlagbarkeit der Wehrmacht zerstörte.

Die Bildungsfahrt wurde vom Fanprojekt geplant und organisiert. Wir danken unseren Förderern: der DFB Kulturstiftung und dem Programm Weltoffenes Sachsen. Diese Maßnahme wurde mitfinanziert mit Steuermitteln des vom SLT beschlossenen Haushaltes.

Fanprojekt beim Sommerfest des Wege e.V.

Vergangene Woche war das Fanprojekt mit jungen Fans der BSG Chemie wieder beim Sommerfest des Wege e.V. vertreten. Der Verein aus dem Leipziger Westen ist Ansprechpartner, wenn durch psychische Erkrankungen oder Krisen das Leben einer betroffenen Person oder deren soziales Netzwerk aus der Balance gerät. Mehrmals waren MitarbeiterInnen bereits an Spieltagen mit Infoständen im AKS anwesend, um Kontakt- und Unterstützungsangebote zur professionellen psychosozialen Arbeit anzubieten. Seit einiger Zeit sind der Wege e.V. und die Fans der BSG enge Verbündete, wenn es darum geht psychische Erkrankungen zu enttabuisieren.

Auch in diesem Jahr konnten wir bei bestem Wetter wieder gut ins Gespräch kommen: egal ob am Kuchenstand, beim Fußballspielen auf der Wiese oder beim Schablonen-Graffiti für Kids. Unzählige T-Shirts wurden mit professioneller Unterstützung bemalt und besprayt und danach stolz den Eltern präsentiert.

Neben dem Fanprojekt und anderen Initiativen aus dem Leipziger Westen waren auch der Verbund Gemeindenaher Psychiatrie sowie das Krankenhaus Altscherbitz für Forensische Psychiatrie im Henriettenpark vertreten. Jeder Mensch war eingeladen, Kontakt aufzunehmen. Denn vor allem gemeinsam gelingt die Suche nach Wegen, um Krisen zu überwinden und Beziehungssysteme zu stabilisieren.