Stellungnahme des Netzwerks der Träger der sozialpädagogischen Fanprojekte

Das Netzwerk der Träger der Fanprojekte hat eine Pressemitteilung herausgegeben, welche den Sicherheitsgipfel vom 18.10.2024 thematisiert. Wir teilen diese im Wortlaut:

 

Sehr geehrte Damen und Herren Innenminister*innen,

mit Interesse und Spannung haben wir, die Trägervertreter*innen der Fanprojekte, die Pressekonferenz nach dem Sicherheitsgipfel- Gewalt und Pyrotechnik im Fußball- am 18.10.2024 verfolgt. Wir hatten erwartet und gehofft, dass die Stärkung der professionellen Präventionsarbeit als zentralem Schlüssel für eine nachhaltig wirksame Gewaltreduzierung einen prominenten Platz in den Überlegungen auf dem Gipfel eingenommen hätte. Wie wir wissen, haben die Fußballverbände, aber auch die Jugendhilfe konkrete Vorschläge zur Stärkung der Gewaltpräventionsarbeit unterbreitet, wie z.B. die verbesserte Förderung der Fanprojekte sowie die bundesweite Ausweitung der Stadionallianzen als zentrale Präventionsinstrumente. Deshalb hätten wir Vorschläge erwartet, wie diese erfolgreichen Säulen gelingender Prävention noch besser strukturell unterstützt und finanziell bedarfsgerecht ausgestattet werden können.

Stattdessen haben wir mit Unverständnis, Verärgerung und Sorge das Gegenteil zur Kenntnis nehmen müssen. Neben wortreich und wenig konkret angekündigten Kontroll- und Restriktionsmaßnahmen hielten Sie für den zentralen Bereich der Präventionsarbeit ein lediglich allgemeines und wenig kenntnisreiches Lippenbekenntnis für ausreichend.

Noch beunruhigender ist der Umstand, dass die Innenminister*innen unwidersprochen die Wirksamkeit der Tätigkeit der Fanprojekte grundsätzlich und pauschal in Frage stellen konnten. Sie taten dies, obwohl einschlägige Erfahrungen seit Jahren das genaue Gegenteil belegen! Welche Zielrichtung wird mit derlei unreflektierten Aussagen beabsichtigt?

Gerade in der aktuellen, herausfordernden Situation, in der die Fanprojekte aufgrund der Krisen in den öffentlichen Hauhalten ohnehin strukturell und finanziell unter Druck stehen, schafft eine solche Äußerung massive Verunsicherung bei den tagtäglich mit hohem Einsatz professionell tätigen Mitarbeiter*innen der Fanprojekte, aber auch bei uns als Trägern sowie bei den zahlreichen, mit den Fanprojekten zusammenarbeitenden Akteur*innen.
Wir als Träger der sozialpädagogischen Fanprojekte stellen uns und Ihnen die Frage, aus welchen Motiven, welchem Grund und mit welchem Ziel die Wirksamkeit der Fanprojektarbeit in Zweifel gezogen wird. Und zu welchem Zweck eine Wirksamkeitsanalyse gefordert wird?

Ist Ihnen nicht bekannt, dass es seit Jahren ein erprobtes und stetig weiter entwickeltes externes und zentrales Evaluierungsverfahren gibt, welchem sich alle Fanprojekte regelmäßig zu unterziehen haben. Die durch den Beirat der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS- Beirat) beauftragte AG Qualitätssicherung hat für die Überprüfung und Bewertung der Arbeit der Fanprojekte ein wissenschaftlich begründetes Konzept und Verfahren entwickelt und setzt dieses konsequent um.

Ist Ihnen nicht bekannt, dass die Polizeibehörden an den Fanprojektstandorten die Tätigkeit der Fanprojekte im Rahmen der Fremdeinschätzungen als Teil des Evaluierungsverfahrens grundsätzlich als konstruktiv und positiv bewerten?

Ist Ihnen auch nicht bekannt, dass durch die Koordinationsstelle (KOS) in Frankfurt eine kontinuierliche und professionelle Fachberatung, Fortbildung sowie Hilfestellung bei der Bewältigung neuer fachlicher Herausforderungen für alle Projekt- Standorte sichergestellt wird?

Und schließlich, ist ihnen nicht bewusst, dass auch wir als Anstellungs- und Projektträger unsere Verantwortung für eine hohe Professionalität und Qualität der Fanprojektarbeit sowie für eine gelingende Vernetzung mit allen relevanten Akteuren vor Ort überaus ernst nehmen.

Die Trägerorganisationen verweisen auf die Stellungnahme der BAG Fanprojekte und unterstützen diese vollumfänglich.

Wir erwarten, dass Sie mit den Vertretungsorganen der Fanprojekte und der Trägerorganisationen in einen offenen Dialog eintreten, um sich zunächst substantiell über Inhalte und Aufgaben, Qualitätsstandards und Qualitätssicherungsverfahren zu informieren und darauf aufbauend gemeinsame Ziele dialogisch zu erarbeiten. Dies setzt jedoch einen Dialog auf Augenhöhe voraus. Das bestehende Netzwerk der Fanprojekte strukturell und finanziell zu stärken, wäre ein gemeinsamer, wichtiger Beitrag für eine wirkungsvolle Prävention.

Die Gewährleistung der Stadionsicherheit wird ohne qualifizierte Prävention durch starke Fanprojekte und ohne Zusammenarbeit aller Akteure aus ihren jeweiligen Rollen heraus sowie im Sinne einer Verantwortungsgemeinschaft nicht gelingen. In diesem Sinne sehen wir in Ihnen wichtige und notwendige Gesprächspartner*innen, auch zu anderen, aus unserer Sicht relevanten Themen, wie z.B. Fachkräftesituation oder Zeugnisverweigerungsrecht.

Gern stehen wir für Gespräche und fachlichen Austausch zur Verfügung und freuen uns auf Ihre Einladung.

Mit freundlichen Grüßen,

für das Netzwerk der Träger der Fanprojekte

Rolf Hanselmann & Steffen Kröner

25.10.2024

Pressemitteilung: Mitarbeitende des Fanprojektes Karlsruhe wegen Strafvereitelung zu Geldstrafen verurteilt – BAG: „Wir sind entsetzt und schockiert ob dieses Urteils!“

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte hat heute eine Pressemitteilung herausgegeben, welche das Urteil gegen Mitarbeitende des Fanprojekts Karlsruhe thematisiert. Wir teilen diese im Wortlaut, hier ist sie im Original auf der Seite der BAG abrufbar.

 

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte zeigt sich enttäuscht über die Verurteilung der Mitarbeitenden des Fanprojektes Karlsruhe in ihrem Verfahren wegen Strafvereitelung.
„Dieses Urteil ist ein Schlag ins Gesicht unserer Kolleg*innen in Karlsruhe, für die Fußball-Fanprojekte und die gesamte Soziale Arbeit bundesweit“, bewertet BAG Sprecherin Antje Hagel das Urteil.
Nachdem Mitarbeitende des Fanprojektes Karlsruhe zuletzt Strafbefehle über 120 Tagessätze á 60€ wegen Strafvereitelung bekamen, fand gestern die Verhandlung dazu statt.
Die Mitarbeitenden mussten sich bereits im Vorfeld mit einer angedrohten Beugehaft auseinandersetzen, da sie sich weigerten, eine Aussage bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe zu leisten. Sie sollten sich zu Vorfällen anlässlich einer Pyro-Aktion im Karlsruher Stadion äußern. Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, dass die Mitarbeitenden aus Gesprächen zwischen den Konfliktparteien Hintergründe erfahren hätten. Ziel dieser vertraulichen Gespräche war es, intensive Reflektionsprozesse zu begleiten, um so eine Aufarbeitung des Geschehens zu ermöglichen. Dennoch warf die Staatsanwaltschaft den Kolleg*innen Strafvereitelung vor.
Das gestrige Urteil reduziert zwar die Höhe der Tagessätze, bestätigt aber den Tatvorwurf und stellt eine Zäsur für die Arbeit der sozialpädagogischen Fanprojekte sowie der gesamten Sozialen Arbeit dar. Wenn aus Sozialer Arbeit Straftaten konstruiert und diese verurteilt werden, dann wird der Sozialen Arbeit nachhaltig Schaden zugefügt!
Den Ausgang dieses Verfahrens sieht die BAG der Fanprojekte als Verpflichtung: „Der Fall Karlsruhe verdeutlicht die Notwendigkeit eines Zeugnisverweigerungsrechts für die Profession Soziale Arbeit. Den Reformbedarf des §53 StPO werden wir weiterhin einfordern“, kündigt BAG-Sprecher Benjamin Belhadj an.
Die Soziale Arbeit hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten, nicht nur im Bereich der Fußball-Fanprojekte, stark weiterentwickelt. Vertraulichkeit, Parteilichkeit und Freiwilligkeit sind Grundpfeiler der Arbeit, die es zu schützen gilt, um weiterhin pädagogisch und präventiv dem gesetzlichen Auftrag nachkommen zu können. Nur mit der Möglichkeit, vertrauliche Gespräche mit Klient*innen zu schützen, ist eine nachhaltige Arbeit gegen Gewalt, Drogenmissbrauch und Diskriminierung denkbar.
Die BAG der Fanprojekte fordert daher nachdrücklich die Bundesregierung auf, sich diesem Thema noch in dieser Legislaturperiode anzunehmen und das Zeugnisverweigerungsrecht für die Soziale Arbeit gesetzlich zu verankern. Den nun verurteilten Kolleginnen und Kollegen in Karlsruhe wird versichert: „Die BAG der Fanprojekte steht geschlossen hinter euch, ein solcher Fall darf sich nicht wiederholen“, so Antje Hagel.

Stellungnahme der KOS nach missverständlichen Äußerungen nach Spitzengespräch

Die Anmerkungen zur Wirksamkeit der Arbeit der Fanprojekte bei der Pressekonferenz am 18.10.2024 nach dem Spitzengespräch zwischen IMK/SMK, DFB und DFL haben bundesweit bei den Trägern und Mitarbeitenden der Fanprojekte Irritation und Verunsicherung ausgelöst.

Die Koordinationsstelle Fanprojekte bei der dsj, die auf Basis des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit (NKSS) die 70 deutschen Fanprojekte berät und die Arbeit im institutionellen Netzwerk vertritt, nimmt hierzu Stellung.

Die zentralen Punkte:

  • Die Wirksamkeit der Arbeit der Fanprojekte ist wissenschaftlich unumstritten und seit 40 Jahren in der Praxis erprobt.
  • Fanprojektarbeit ist an allen Orten in ein breites Netzwerk aller relevanten Akteur*innen eingebettet und wird von diesem vertrauensvoll und kritisch begleitet.
  • Alle Fanprojekte werden seit 2010 im 3-Jahres-Zyklus einem externen Qualitätssicherungsprozess unterzogen und zertifiziert.
  • Fanprojekte arbeiten am Puls der Zeit und passen ihre Konzepte laufend den aktuellen Entwicklungen in Fanszene und Gesellschaft an.
    Aktuell kommt ein vom Nationalen Ausschuss Sport und Sicherheit (NASS) angeschobener Prozess zum Abschluss, der die konzeptionelle Arbeitsgrundlage der Fanprojekte aktualisiert.
  • Fanprojektarbeit braucht das Vertrauen aller Netzwerkpartner*innen. Angesichts aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen (Entsolidarisierung, Rechtsruck unter Jugendlichen, Wiedererstarken von Gewaltphänomenen, Europaskepsis) ist dies unerlässlich.
  • DFB und DFL haben im Nachgang der Pressekonferenz ihr uneingeschränktes Vertrauen in die Arbeit und Wirksamkeit der Fanprojekte ausgesprochen.
  • Fanprojektarbeit braucht eine stabile Finanzierung, die den gestiegenen Kosten und Ansprüchen angepasst ist. DFL und DFB haben den Innenpolitiker*innen eine Aufstockung der Finanzierung angeboten.

Wirkungsvoll seit 40 Jahren

Die Wirksamkeit von professioneller, sozialpädagogischer Fansozialarbeit ist wissenschaftlich untermauert und in 40 Jahren Praxis bewährt. Durch die wirkungsvolle Arbeit der Fanprojekte konnten Phänomene wie Hooliganismus, Rechtsextremismus und Rassismus erheblich eingedämmt und weitere wichtige Themen der Gewaltprävention, sozialen Integration, Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion adressiert und gemeinsam mit jugendlichen Fußballfans bearbeitet werden. Dies erfolgt durch kontinuierliche und professionelle Soziale Arbeit, die in der Bundesgesetzgebung (SGB VIII) und dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) verankert ist.

Ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Arbeit ist das vertrauensvolle Verhältnis zur Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Fanszenen sowie die enge Zusammenarbeit im Netzwerk, bei der die unterschiedlichen Rollen und Aufgaben klar anerkannt werden.

Im Zentrum des Netzwerks

Zu diesem über Jahrzehnte etablierten und starken Netzwerk gehören die mitfinanzierenden Kommunen und Bundesländer, die Vereine und deren Dachverbände DFB und DFL, bundesweite Fanvereinigungen und lokale Fanszenen, Polizeien von Bund und Ländern, die Träger der Fanprojekte, Bundesministerien wie das BMFSFJ und das BMI, die Fachverbände der Sozialen (Jugend)-Arbeit, die Deutsche Sportjugend unter dem Dach des DOSB sowie die unabhängige Wissenschaft.

Dieses Zusammenspiel aller Kräfte hat ermöglicht, dass Fußballspiele in Deutschland nicht nur sicher sind, sondern auf dieser Basis ein soziales und gesellschaftliches Massenereignis geworden sind. In der Saison 2022/2023 gab es bei 24 Millionen Zuschauer*innen der 1., 2. und 3. Bundesliga 1.176 Verletzte (0,0052 Prozent, Quelle: Polizei ZIS). Eine aktuelle Fan-Studie zeigt zudem, dass 96 Prozent der Stadionbesucher*innen sich während des Spieltags sicher fühlen (Quelle: DFL, 18.10.2024).

Am Puls der Zeit

Das NKSS ist die Grundlage des gemeinsamen zielgerichteten Handelns. Im jährlich tagenden Nationalen Ausschuss Sport und Sicherheit (NASS) kommen alle Netzwerkpartner*innen zusammen. Der NASS hat den KOS-Beirat damit beauftragt, eine Aktualisierung des NKSS einzuleiten, um auf aktuelle Entwicklungen im Arbeitsfeld der Fanarbeit konzeptionell angemessen zu reagieren und weiterhin zeitgemäß agieren zu können. Basierend auf wissenschaftlichen Expertisen wurden Vorschläge für eine konkrete Aktualisierung des Rahmenkonzepts für die Arbeit der Fanprojekte entwickelt, im KOS-Beirat diskutiert, dort einstimmig beschlossen und kürzlich an den NASS übermittelt.

Qualitätsmanagement und Transparenz

Die Fanprojekte durchlaufen seit 2010 einen von einem unabhängigen wissenschaftlichen Institut durchgeführten Qualitätsmanagementprozess, das „Qualitätssiegel Fanprojekt nach dem NKSS“. Alle drei Jahre stellt sich jedes Fanprojekt dieser Überprüfung, die sowohl die inhaltliche Arbeit als auch strukturelle Rahmenbedingungen und die Qualität der Netzwerkarbeit umfasst. Alle Netzwerkpartner*innen – Fanszene, Verein, Kommune, Polizei – sind in diesen Prozess eingebunden. In der wissenschaftlich geleiteten Arbeitsgruppe Qualitätssicherung beraten der DFB, die DFL, das BMFSFJ, die AG der Obersten Landes- und Jugendbehörden der Bundesländer, die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte, die Trägervertretung der Fanprojekte und die KOS basierend auf den Ergebnissen der unabhängigen Datenerhebung über die Arbeit der Fanprojekte. Der KOS-Beirat vergibt anschließend auf Empfehlung der AG Qualitätssicherung das Qualitätssiegel auf drei Jahre.

Kaum ein Bereich der Sozialen Arbeit unterzieht sich einem so umfassenden und systematischen Prüfprozess wie die Fanprojekte, was deren Qualität und Professionalität unterstreicht.

Fanprojekte brauchen Vertrauen

Uns, als Koordinationsstelle Fanprojekte, haben die kritischen Aussagen zur Wirksamkeit der Fanprojekte im Rahmen der Pressekonferenz nach dem Sicherheitsgipfel überrascht. Insbesondere, da gleichzeitig die Stadionallianzen, in denen die Fanprojekte unverzichtbare Partner sind, positiv hervorgehoben wurden. Das eine geht aber nicht ohne das andere! Die Fanprojektarbeit ist transparent, wirksam und wird kontinuierlich evaluiert. Alle der KOS vorliegenden Unterlagen belegen, dass dies in hohem Maße gewährleistet ist.

Fanprojekte sind auf das Vertrauen in ihre Arbeit und die Akzeptanz und Unterstützung des Netzwerks angewiesen. Das zeigt aktuell der Prozess in Karlsruhe, wo drei hochgeschätzte Kolleg*innen vor Gericht stehen, weil sie die Arbeitsgrundlage aller Fanprojekte sowie die integralen Aspekte der Sozialen Arbeit schützen.

Wir bedanken uns an dieser Stelle ausdrücklich bei den Kommunen, Verbänden und Bundesländern für das entgegengebrachte Vertrauen, in allererster Linie aber bei den Fans. Dieses Vertrauen ist unabdingbar, damit unsere engagierten Kolleg*innen ihre Arbeit weiter mit dem gleichen Erfolg ausführen können.

Fanprojekte brauchen eine stabile Finanzierung

Durch die in den letzten Jahren gestiegenen Kosten und neuen Herausforderungen im Arbeitsfeld stoßen aktuell eine Vielzahl (ca. 50 %) der Fanprojekte personell und finanziell an ihre Belastungsgrenzen. Die Geldgeber*innen und Netzwerkpartner*innen sind sich dessen bewusst und suchen gemeinsam nach Lösungen. Die KOS ist dankbar, dass DFB und DFL im Nachgang des Spitzengesprächs deutlich gemacht haben, dass die Förderung der Fanprojekte für sie weiterhin einen zentralen Baustein in der Präventionsarbeit darstellt, um für ein sicheres sowie fanfreundliches Stadionerlebnis zu sorgen.

DFB und DFL haben den Innenpolitiker*innen eine Erhöhung der finanziellen Fanprojektförderung angeboten. Wir hoffen, dass Kommunen und Bundesländer auf dieses Angebot eingehen. Sie stehen, da die Arbeit der Fanprojekte in der öffentlich-rechtlichen Jugendhilfe verankert ist, in der Hauptverantwortung. Es ist für die Öffentliche Hand ein attraktives Finanzierungsmodell, da jeder investierte öffentlich-rechtliche Euro durch DFB und DFL verdoppelt wird.
Momentan sehen die Förderrichtlinien von DFB und DFL eine Begrenzung ihrer Förderung von Fanprojekten vor. Wir halten es für notwendig und würden es sehr begrüßen, wenn diese Höchstgrenze aufgehoben wird und die Standorte, an denen Kommunen und Bundesländer bereits höher fördern, vom Fußball die entsprechende Unterstützung erfahren.

Die auf dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit beruhende Arbeit der Fanprojekte hat sich zu einem europaweiten Vorzeigemodell entwickelt. Sie trägt nicht nur zu sicheren Fußballspielen bei, sondern unterstützt Jugendliche und junge Erwachsene in ihrem Engagement für eine offene und vielfältige Fankultur und für eine offene, demokratische und vielfältige Gesellschaft.

Alle Beteiligten stehen in einer Verantwortungsgemeinschaft gegenüber dem deutschen Vorzeigemodell der professionellen Fansozialarbeit und seinen jugendlichen Klient*innen, die derzeit die größte Jugendkultur in Deutschland bilden. Der Zustrom junger Fans in die Fankurven bleibt ungebrochen hoch, mit weiter steigender Tendenz. In diesem Sinne ist die weitere Stärkung der Fanprojektarbeit nicht nur zeitgemäß, sondern angesichts der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen unabdingbar.

Wir stehen für einen offenen Dialog bereit, um mögliche Fragen oder Bedenken im Sinne einer gemeinsamen und effektiven Stärkung und Zukunftsgestaltung der Fanprojektarbeit zu besprechen.

Koordinationsstelle Fanprojekte, Frankfurt am Main, 25.10.2024

 

Die Stellungnahme ist hier auf der Homepage der KOS zu finden.

Pressemitteilung: BAG der Fanprojekte empört über die Forderung nach einer Wirksamkeitsanalyse nach dem Spitzengespräch der Innenminister*innen mit den Fußballverbänden

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte hat heute eine Pressemitteilung herausgegeben, welche den Sicherheitsgipfel zwischen Fußball und Politik thematisiert, der vergangenen Freitag in München stattgefunden hat. Wir teilen diese im Wortlaut, hier ist sie im Original auf der Seite der BAG abrufbar.

 

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte zeigt sich empört über die Forderung nach einer weiteren Wirksamkeitsanalyse von sozialpädagogischen Fanprojekten, die im Rahmen der kürzlich stattgefundenen Pressekonferenz des Spitzengesprächs aufgestellt wurde. Die BAG versteht diese Forderung als Misstrauenserklärung, die den langjährigen Beitrag der Fanprojekte zur Gewaltprävention und zur Förderung einer positiven Fankultur nicht angemessen würdigt.

„Die Forderung nach einer Wirksamkeitsanalyse ignoriert vollkommen die zahlreichen Erfolge, die die mittlerweile 70 sozialpädagogischen Fanprojekte in Deutschland in den letzten Jahren erzielt haben“, erklärt Stefan Roggenthin, einer der vier Sprecher*innen der BAG. „Fanprojekte leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Gewaltprävention, Deeskalation von Konflikten und zur Förderung eines respektvollen Miteinanders im Stadion.“

Die BAG weist darauf hin, dass Fanprojekte seit ihrer Gründung vor über 40 Jahren erfolgreich daran arbeiten, gewaltbereite Auseinandersetzungen zu verhindern und ein positives Umfeld für alle Stadionbesucher*innen zu schaffen. Durch präventive Maßnahmen, Bildungsangebote und Zusammenarbeit mit Vereinen und Sicherheitsbehörden tragen sie maßgeblich dazu bei, dass Fußballspiele zu einem Ort des gemeinsamen Erlebens werden.

„Es ist enttäuschend, dass bei der Pressekonferenz nicht auf die positiven Effekte unserer Arbeit eingegangen wurde“, so Mattis Nüsse, ein weiterer BAG-Sprecher. „Stattdessen wird ein Bild gezeichnet, das den komplexen Herausforderungen im Fußballumfeld nicht gerecht wird. Wir fordern eine differenzierte Betrachtung und eine Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Gegebenheiten.“

Die BAG der Fanprojekte appelliert an alle Beteiligten, die wertvolle Arbeit der Fanprojekte ernst zu nehmen, in zukünftigen Diskussionen angemessen zu berücksichtigen und nicht für Verunsicherung durch Forderungen nach Wirksamkeitsanalysen zu sorgen. Nur durch einen konstruktiven Dialog, wie er standortbezogen in z.B. den Stadionallianzen stattfindet, können nachhaltige Lösungen gefunden werden zu Themen wie zum Beispiel Regelverletzungen, Gewalt, Stadionverboten, Diskriminierungen oder auch sexualisierter Gewalt.

Kontakt für Rückfragen: info@bag-fanprojekte.de

Gedenkstättenfahrt nach Ravensbrück

Im Frühsommer kamen junge Fans mit der Bitte auf uns zu, einen Besuch in der Gedenkstätte Ravensbrück zu organisieren. Nachdem der Spielplan endlich draußen war und die Ansetzungen für den Herbst kamen, haben wir einen Tag gefunden, an dem wir gemeinsam nach Fürstenberg/Havel fahren.

Die Gedenkstätte Ravensbrück erinnert auf dem Gelände des ehemaligen Frauen-KZ an die unzähligen Menschen, die vor Ort interniert waren, mit medizinischen Experimenten gequält wurden und Zwangsarbeit verrichten mussten – nicht wenige von ihnen kamen dabei zu Tode. Die Opfergruppen waren vielfältig, es gab sehr viele politische Inhaftierte, aber auch Sintize und Romnja, Zeuginnen Jehovas und sogenannte „Asoziale“. In Ravensbrück wurden außerdem Frauen ausgewählt, die in anderen KZs in die Zwangsprostitution geschickt wurden. Später gab es auch ein Männerlager, jedoch stellten Frauen zahlenmäßig die größte Gruppe der Inhaftierten dar.

Zur Vorbereitung trafen wir uns am Abend vor der Fahrt und schauten gemeinsam die Dokumentation „Die Frauen von Ravensbrück“, in welcher die Regisseurin Überlebende zu ihrer Zeit im KZ Ravensbrück, aber auch ihrem Leben davor und danach befragt hat.

Am 14. September starteten wir in aller Früh und fuhren zum Glück ohne größeren Stau nach Fürstenberg/Havel. Der Projekttag begann mit einem kurzen Einstieg und einer Einleitung ins Thema. Direkt danach konnten alle Teilnehmenden in Kleingruppen eigenständig losziehen und das Gelände erkunden. Wir bekamen dafür iPads, mit denen wir Fotos von interessanten oder irritierenden Orten machen konnten. Das Gelände ist so riesig, dass wir selbst mit ca. 1 Stunde Zeit für diese Aufgabe nicht alles sehen konnten. Nach einer kurzen Pause schauten wir gemeinsam die Fotos an und bekamen von unserem Guide Hintergrundinformationen zu den Orten, konnten weitere Fragen stellen und eigenes Wissen einbringen. Im Anschluss daran machten wir eine vertiefte Führung über das Gelände, bei der wir einige der bereits fotografierten Orte noch einmal besuchten, und weitere Informationen über das ehemalige KZ erhielten. Auch kamen wir untereinander gut in den Austausch und stellten immer wieder aktuelle Bezüge her – gerade im Hinblick auf die gerade einmal zwei Wochen alten Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sowie die anstehenden Wahlen in Brandenburg. Zum Abschluss setzten wir uns noch einmal zusammen, werteten kurz den Tag aus und konnten alle noch einmal kurz ein Resümee des Tages ziehen. Dieses fiel durchweg positiv aus, selbst die Personen aus der Gruppe, die schon häufiger Gedenkstätten besucht haben, konnten wieder etwas dazu lernen. Vor der Rückfahrt nach Leipzig gingen wir noch gemeinsam essen und führten auch hierbei noch ein paar intensive Gespräche.

Sowohl den jungen Teilnehmenden als auch uns Mitarbeitenden vom Fanprojekt hat der Ausflug sehr gefallen, wir konnten viel neues Wissen mitnehmen und bereits Bekanntes vertiefen.

Vielen Dank an das Förderprogramm „Weltoffenes Sachsen“, über die wir diese Bildungsfahrt zu großen Teilen finanzieren konnten.

Bildungsveranstaltungen zu NS-Zwangsarbeit auf Sportplätzen

Gemeinsam mit dem Projekt „Von einem Ort des Jubels zu einem Ort des Unrechts“ Osnabrück, der IVF Leipzig und der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig organisieren wir zwei Formate zur Auseinandersetzung mit dem Thema NS Zwangsarbeit auf Fußball- und Sportplätzen in und um Leipzig:

14.06., 18.30-20 Uhr: Infoveranstaltung in der Villa Leipzig
und
15.06., ab 11 Uhr: Workshop zu Recherche im eigenen Sportverein in der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig

Die Veranstaltungen sind kostenlos, um Anmeldung zum Workshop wird bis zum 07.06. gebeten via sportplatz@augustaschacht.de

Hintergrund:
Sport- und Fußballplätze prägen in Deutschland und Österreich vielerorts das Bild und aus dem gesellschaftlichen Leben ist das Thema Fußball nicht wegzudenken. Während des Zweiten Weltkrieges prägte Zwangsarbeit die Orte im damaligen Deutschen Reich. Aus ganz Europa wurden Menschen verschleppt und überall zur Arbeit gezwungen. Auf dem ersten Blick haben diese beiden Themen nicht unbedingt einen direkten Zusammenhang.

Das Projekt „Von einem Ort des Jubels zu einem Ort des Unrechts“ befasst sich mit Zwangsarbeitslagern, die während des Nationalsozialismus auf Fußball- und Sportplätzen existierten oder nach dem Krieg zu solchen wurden. Gesammelt werden Orte im gesamten Bundesgebiet sowie in Österreich. Das Projekt ist hierbei kein reines Forschungsprojekt, sondern richtet seinen Fokus auf die Einbindung interessierter Personen aus Sportvereinen, Fanszenen, Bürger*innenvereinen, Geschichtswerkstätten sowie interessierter Einzelpersonen.

#TeamEuropa in Leipzig

Beim achten #TeamEuropa-Tag nahmen rund 20 Schüler*innen der 16. Oberschule aus Leipzig an einem Europa-Workshop am 22.04. in der RedBull Arena teil. Die partizipative Abendveranstaltung zum Thema „Die UEFA EURO 2024 als Chance für ein nachhaltiges Europa der Vielfalt?“ fand am 23.04. in stimmungsvoller Atmosphäre im Ost-Passage Theater statt.

Im ersten Teil des Workshops setzte sich die diskussionsbegeisterte Klasse mit Europa auseinander und sprach darüber, was Europa und die EU für sie bedeuten. Nachdem die Schüler*innen ihr Wissen bei einem Europa-Quiz testen konnten, führten sie angeregte Gespräche darüber, welche Werte ihnen besonders wichtig sind und einigten sich schließlich auf einen gemeinsamen Wert: Toleranz.

In der zweiten Hälfte des Workshops wurden die Teilnehmer*innen künstlerisch aktiv und gestalteten eine Schaufensterpuppe ganz nach ihren Vorstellungen. Am Ende des Prozesses waren auf dieser Puppe auch viele weitere Werte zu erkennen, die den Jugendlichen wichtig waren: Selbstbewusstsein, Akzeptanz und Wertschätzung.

Am Abend des darauffolgenden Tages konnten sie die Ergebnisse des Workshops bei der Abendveranstaltung vorstellen. Nach Grußworten von Thomas Bosch vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (digital) und Janina Bittner (Abteilungsleiterin Jugendhilfe der Stadt Leipzig) setzten sich die rund 60 Gäste der Veranstaltung, darunter Vertreter*innen aus den Bereichen Sport, Verwaltung, Bildung und Kultur sowie die Schüler*innen, mit Fragen zum europäischen Miteinander und zu den Chancen und Risiken der Europameisterschaft für den gesellschaftlichen Zusammenhalt im eigenen Land auseinander.

 

Mit dabei waren neben Janina Bittner unter anderem Birger Schmidt (Geschäftsführer Lernort Stadion e.V.), Hannah Lehmann (Sprecherin des Leipziger Jugendparlaments), Dr. Christian Kohn (Leiter des Fanprojekts) und Ingo Hertzsch (Nachhaltigkeitsabteilung RB Leipzig). Die Teilnehmenden tauschten sich an fünf Tschen vor allem zu den Themen Verantwortung, Meinungsfreiheit, Vielfalt und Nachhaltigkeit aus. Abgerundet wurde der gelungene Abend bei informellen Gesprächen mit Getränken und leckerem Essen.

Die Veranstaltung wurde von Anne Geisler (Vorstandsvorsitzende Lernort Stadion e.V.) moderiert und künstlerisch durch zwei furiose Tanzaufführungen von „The Brave Tigers“ begleitet.

Die Bildungsinitiative #TeamEuropa wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Weiterführende Informationen gibt es hier: https://www.lernort-stadion.de/teameuropa/

Workshop in der Red Bull Arena
Workshop in der Red Bull Arena
Abendveranstaltung im Ost-Passage Theater Bild: Sophie Mahler
Abendveranstaltung im Ost-Passage Theater Bild: Sophie Mahler
Abendveranstaltung im Ost-Passage Theater Bild: Sophie Mahler

Pressemitteilungen Zeugnisverweigerungsrecht

Unsere Kolleg*innen aus Karlsruhe haben jetzt Strafbefehle erhalten, in denen sie wegen Strafvereitlung zu 120 Tagessätze a 60 Euro verurteilt werden sollen. Für uns stellt das einen neuerlichen Angriff auf die Profession der Sozialen Arbeit als ganzes dar, weshalb wir hier für euch die Pressemitteilungen des Bündnis für ein Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekt hier gern mit euch teilen wollen.

Der andere Fußball – Rahmenprogramm

Heute beginnt der Ausstellung zum Arbeiterfußball in der Hochschulbibliothek der HTWK. Die mit »Der andere Fußball« untertitelte Schau stellt die Besonderheiten des Arbeitersports heraus und fragt, welche Rolle die Ideale von einst heute noch spielen. Schaut euch dazu hier das Rahmenprogramm an