Unter Druck – Artikel in der SZ von Christoph Ruf

Über die teils existentiellen Probleme der Fanprojekte schreibt der Journalist Christoph Ruf in der gestrigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung.

Sein Beitrag problematisiert Veränderungen in der Fankultur und die Schwierigkeiten, in denen die sozialpädagogischen Fanprojekte im Moment stecken: Unzureichende Finanzierungssicherheit, inhaltliche Infragestellung durch die Politik und fehlende Wertschätzung sind die aktuellen Baustellen des Arbeitsfeldes. Permanente Unsicherheit für die Kolleg:innen kommt auch noch dazu, iinsbesondere dann, wenn sie selbst ins Visier von Ermittlungen geraten, sei es durch ein fehlendes Zeugnisverweigerungsrecht oder die rechtswidrige Überwachung der genuinen Beziehungsarbeit.

Den Beitrag der SZ findet ihr hier.

Spendenaktion für das Leipziger Fanprojekt

Welche Auswirkungen die schwierige öffentliche Haushaltslage und die gestiegenen Kosten für Einrichtungen und Angebote der Jugendhilfe haben, merken auch wir im Fanprojekt Leipzig gerade enorm – denn dringend benötigte Erhöhungen unseres Budgets sind bislang ausgeblieben und so benötigen wir nun 30.000 € für das Jahr 2025, um weiterhin unsere wichtigen Kernangebote für junge Fußballfans unserer drei Leipziger Bezugsvereine wie gewohnt organisieren und durchführen zu können.

Deswegen hat unser Träger, die Outlaw gGmbH, HIER eine Spendenseite aufgelegt, auf der ihr ab sofort ganz einfach – auch anonym – spenden könnt.

Teilt den Link gerne, denn: Jede Spende zählt – und kommt direkt bei uns an!

Gemeinsame Presseinformation zur Rechtswidrigkeit von Überwachungsmaßnahmen beim Fanprojekt Leipzig

Nachfolgend dokumentieren wir die gemeinsame Pressemitteilung der Koordinationsstelle der Fanprojekte/KOS aus Frankfurt, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte und des LAK Mobile Jugendarbeit Sachsen zur Rechtswidrigkeit von Maßnahmen zur Telefonüberwachung beim Leipziger Fanprojekt. Das Landgericht Dresden entschied Anfang diesen Jahres endgültig, dass das Abhören des Telefons eines Sozialarbeiters durch die Polizei Leipzig bzw. Staatsanwaltschaft Dresden klar rechtswidrig gewesen ist. Als Berufsgeheimnisträger in einem besonders sensiblen Feld der Sozialen Arbeit hätte der Mitarbeiter besser geschützt werden müssen.

Hier geht’s zur Presseinformation.

Auch unser Träger Outlaw gGmbH hat einen Artikel über die rechtswidrige Telekonüberwachung veröffentlicht.

Fußball und Geschichte – Ein Wochenende in Bayern

Dieses Wochenende stand eine Spundefahrt an, bei der sich das Fanprojekt zusammen mit 15 Jugendlichen auf den Weg machten, um die bayerischen Gefilde zu erkunden. Die Mission? Fußball, Geschichte und Kultur.

Freitagmittag war es dann soweit: Zeugnisse abgeholt, schnell in der Jahni noch was verdrückt, und ab zum FP, wo nach und nach alle Jungspunde eingesammelt wurden. Die Taschen waren gepackt, das Proviant überprüft und schon rollte unser Konvoi in Richtung Augsburg. Kaum auf der Autobahn, wurden die ersten Geschichten des Tages geteilt und sich für den bevorstehenden Support eingestimmt. An der ersten Raststätte trafen wir dann auf die anderen Fanszenemitstreite:innen. Die einen überpünktlich, die anderen – wie gewohnt – nach dem Motto „komm ich heut nicht, komm ich morgen“.  Weiter ging es in Kolonne zur WWK Arena. Der Einlass? Tiefenentspannt. Für den einen oder anderen aber dennoch ein willkommener Moment, um ein paar mitgebrachte Sticker als Andenken im Stadion zu verteilen. Pünktlich zum Anpfiff waren alle da und die 450+ Auswärtsfahrer:innen gaben stimmungstechnisch alles. Mitmachquote nahe an den 100%! Das Spiel? Naja… Mal wieder ein Unentschieden, mal wieder ein müder Kick – aber egal.

Nach Abpfiff wurde schnell zu den Neunern gehetzt, um sich Richtung München aufzumachen. Dort angekommen, fix ins Hostel eingecheckt, kurz die Zimmer inspiziert, und dann ab ins Bett – für manche früher und für manche… naja, später.

Der Samstag begann mit einem schnellen Frühstück, bevor es zur Gedenkstätte Dachau ging. Dort erwartete uns eine interessante und intensive Führung, die sich besonders mit Fußball im Konzentrationslager Dachau beschäftigte. Das KZ Dachau war das erste Konzentrationslager, das 1933 von den Nationalsozialisten errichtet wurde. Ursprünglich für politische Gegner:innen gedacht, wurde es schnell zu einem Ort des Schreckens für Hunderttausende von Menschen. Mehr als 200.000 Häftlinge wurden hier von 1933 bis 1945 inhaftiert, darunter politische Gefangene, Juden, Sinti*zze und Rom*nja, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und viele andere, die nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten passten. Besonders eindrucksvoll war die Geschichte des Fußballs im KZ. Fußball wurde von den Nationalsozialisten als Mittel der Propaganda genutzt, um den Anschein zu erwecken, dass die Häftlinge ein „normales Leben“ führten. Doch in Wirklichkeit diente das Spielen oft nur der Belustigung der SS-Wachen. Gleichzeitig bot es manchen Häftlingen aber auch eine kurze Ablenkung von den grausamen Bedingungen. Die Führung war bedrückend und wichtig, gerade in Zeiten wie diesen, um zu verstehen: Den Feinden der Demokratie darf man keinen Raum geben!

Nach diesem intensiven Vormittag ging es am Nachmittag in die Stadt, wo wir etwas Freizeit hatten, bevor bei einem gemeinsamen Abendessen die Eindrücke aus der Gedenkstätte nochmal diskutiert und reflektiert werden konnten. Irgendwann teilte sich die Gruppe: Einige nahmen das Fußtaxi zurück ins Hostel, andere entschieden sich für eine Riga, die eine äußerst interessante und abenteuerliche Route durch die Münchener Nacht nahm. Am Sonntagmorgen saßen wir alle mehr oder weniger ausgeschlafen beim Frühstück und quatschten über den vergangenen Tag. Schnell die Sachen gepackt und ab zum Olympiastadion – eigentlich war eine Führung geplant, die aber leider ausfiel. Trotzdem konnten wir einen Blick in die gigantische Schüssel werfen. Das Olympiastadion München wurde für die Olympischen Spiele 1972 erbaut und war eines der modernsten Stadien seiner Zeit. Besonders beeindruckend ist das berühmte Zeltdach, das sich wie eine riesige Spinnennetz-Konstruktion über das Stadion spannt. Bis 2005 war es die Heimstätte des FC Bayern München und des TSV 1860 München, bevor beide in die Allianz Arena umzogen. Das Stadion fasst über 69.000 Zuschauer und hat einige legendäre Spiele erlebt – darunter das WM-Finale 1974, bei dem Deutschland die Niederlande mit 2:1 besiegte.

Für uns war klar: Hier mal mit ein Pflichtspiel mit unserem Verein zu erleben – das wäre was!

Nach diesem Abstecher ging’s weiter ins Augustiner Mittagessen, bevor wir die Heimreise antraten. Eigentlich sollte der Rückweg problemlos verlaufen – aber kurz vor Nürnberg leuchtete plötzlich die Motorkontrollleuchte im FP-Neuner auf. Plötzlich Spannung in der Gruppe: Schaffen wir es bis Leipzig oder stranden wir irgendwo in Franken? Doch zum Glück lief alles gut, und alle kamen wieder wohlbehalten in Leipzig an.

Was bleibt, sind Erinnerungen, die keiner so schnell vergessen wird.

Das Fanprojekt

bedankt sich bei der Stiftung für Toleranz und Völkerverständigung für die finanzielle Unterstützung der Ausfahrt und den spannenden Bericht eines jugendlichen Teilnehmers!

 

 

 

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Bundestagswahl im Stadion

Am 04.02. und am 07.02.25 führten wir mit Schüler*innen der Schule Diderotstraße sowie der 94. Oberschule Workshops zur U18-Bundestagswahl in der Red Bull Arena durch.

Schwerpunkte des Workshops waren die inhaltliche Auseinandersetzung mit politischen Themen, die die Jugendlichen betreffen und interessieren, sowie mit den Antworten verschiedener Parteien auf die U18-Jugendfragen. Außerdem beschäftigten wir uns damit, was genau der Bundestag macht, wie eine U18-Wahl abläuft und warum es wichtig ist wählen zu gehen und sich für demokratische Werte einzusetzen.

Die Workshops fanden im Rahmen der Bildungsinitiative „Bundestagswahl im Stadion“ der DFL Stiftung statt.

Workshops zu Desinformation, Populismus und Hass im digitalen Raum

Vom 12. – 15.11.2024 führten wir Workshops mit Schüler*innen der Schule Diderotstraße sowie der 20. Schule aus Leipzig zu den Themen Desinformation, Populismus und Hass im digitalen Raum durch.
Nach einer ersten Reflexion der eigenen Mediennutzung stiegen wir dann tiefer in die Themen Desinformation und Hass im Netz ein. Dabei gingen wir Zielen und Absichten sowie den möglichen Auswirkungen auf die Betroffenen selbst, aber auch auf die Meinungsbildung und das soziale Miteinander auf den Grund. Mit Hilfe praktischer Übungen erprobten die Teilnehmenden zudem, wie sie selbst Informationen überprüfen und Hass aktiv entgegentreten können.

Gefördert wurde die Durchführung der Workshops durch den Vereint für Demokratie Fonds – eine Initiative der Allianz Foundation und der ProjectTogether gGmbH. Herzlichen Dank!

Stellungnahme des Netzwerks der Träger der sozialpädagogischen Fanprojekte

Das Netzwerk der Träger der Fanprojekte hat eine Pressemitteilung herausgegeben, welche den Sicherheitsgipfel vom 18.10.2024 thematisiert. Wir teilen diese im Wortlaut:

 

Sehr geehrte Damen und Herren Innenminister*innen,

mit Interesse und Spannung haben wir, die Trägervertreter*innen der Fanprojekte, die Pressekonferenz nach dem Sicherheitsgipfel- Gewalt und Pyrotechnik im Fußball- am 18.10.2024 verfolgt. Wir hatten erwartet und gehofft, dass die Stärkung der professionellen Präventionsarbeit als zentralem Schlüssel für eine nachhaltig wirksame Gewaltreduzierung einen prominenten Platz in den Überlegungen auf dem Gipfel eingenommen hätte. Wie wir wissen, haben die Fußballverbände, aber auch die Jugendhilfe konkrete Vorschläge zur Stärkung der Gewaltpräventionsarbeit unterbreitet, wie z.B. die verbesserte Förderung der Fanprojekte sowie die bundesweite Ausweitung der Stadionallianzen als zentrale Präventionsinstrumente. Deshalb hätten wir Vorschläge erwartet, wie diese erfolgreichen Säulen gelingender Prävention noch besser strukturell unterstützt und finanziell bedarfsgerecht ausgestattet werden können.

Stattdessen haben wir mit Unverständnis, Verärgerung und Sorge das Gegenteil zur Kenntnis nehmen müssen. Neben wortreich und wenig konkret angekündigten Kontroll- und Restriktionsmaßnahmen hielten Sie für den zentralen Bereich der Präventionsarbeit ein lediglich allgemeines und wenig kenntnisreiches Lippenbekenntnis für ausreichend.

Noch beunruhigender ist der Umstand, dass die Innenminister*innen unwidersprochen die Wirksamkeit der Tätigkeit der Fanprojekte grundsätzlich und pauschal in Frage stellen konnten. Sie taten dies, obwohl einschlägige Erfahrungen seit Jahren das genaue Gegenteil belegen! Welche Zielrichtung wird mit derlei unreflektierten Aussagen beabsichtigt?

Gerade in der aktuellen, herausfordernden Situation, in der die Fanprojekte aufgrund der Krisen in den öffentlichen Hauhalten ohnehin strukturell und finanziell unter Druck stehen, schafft eine solche Äußerung massive Verunsicherung bei den tagtäglich mit hohem Einsatz professionell tätigen Mitarbeiter*innen der Fanprojekte, aber auch bei uns als Trägern sowie bei den zahlreichen, mit den Fanprojekten zusammenarbeitenden Akteur*innen.
Wir als Träger der sozialpädagogischen Fanprojekte stellen uns und Ihnen die Frage, aus welchen Motiven, welchem Grund und mit welchem Ziel die Wirksamkeit der Fanprojektarbeit in Zweifel gezogen wird. Und zu welchem Zweck eine Wirksamkeitsanalyse gefordert wird?

Ist Ihnen nicht bekannt, dass es seit Jahren ein erprobtes und stetig weiter entwickeltes externes und zentrales Evaluierungsverfahren gibt, welchem sich alle Fanprojekte regelmäßig zu unterziehen haben. Die durch den Beirat der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS- Beirat) beauftragte AG Qualitätssicherung hat für die Überprüfung und Bewertung der Arbeit der Fanprojekte ein wissenschaftlich begründetes Konzept und Verfahren entwickelt und setzt dieses konsequent um.

Ist Ihnen nicht bekannt, dass die Polizeibehörden an den Fanprojektstandorten die Tätigkeit der Fanprojekte im Rahmen der Fremdeinschätzungen als Teil des Evaluierungsverfahrens grundsätzlich als konstruktiv und positiv bewerten?

Ist Ihnen auch nicht bekannt, dass durch die Koordinationsstelle (KOS) in Frankfurt eine kontinuierliche und professionelle Fachberatung, Fortbildung sowie Hilfestellung bei der Bewältigung neuer fachlicher Herausforderungen für alle Projekt- Standorte sichergestellt wird?

Und schließlich, ist ihnen nicht bewusst, dass auch wir als Anstellungs- und Projektträger unsere Verantwortung für eine hohe Professionalität und Qualität der Fanprojektarbeit sowie für eine gelingende Vernetzung mit allen relevanten Akteuren vor Ort überaus ernst nehmen.

Die Trägerorganisationen verweisen auf die Stellungnahme der BAG Fanprojekte und unterstützen diese vollumfänglich.

Wir erwarten, dass Sie mit den Vertretungsorganen der Fanprojekte und der Trägerorganisationen in einen offenen Dialog eintreten, um sich zunächst substantiell über Inhalte und Aufgaben, Qualitätsstandards und Qualitätssicherungsverfahren zu informieren und darauf aufbauend gemeinsame Ziele dialogisch zu erarbeiten. Dies setzt jedoch einen Dialog auf Augenhöhe voraus. Das bestehende Netzwerk der Fanprojekte strukturell und finanziell zu stärken, wäre ein gemeinsamer, wichtiger Beitrag für eine wirkungsvolle Prävention.

Die Gewährleistung der Stadionsicherheit wird ohne qualifizierte Prävention durch starke Fanprojekte und ohne Zusammenarbeit aller Akteure aus ihren jeweiligen Rollen heraus sowie im Sinne einer Verantwortungsgemeinschaft nicht gelingen. In diesem Sinne sehen wir in Ihnen wichtige und notwendige Gesprächspartner*innen, auch zu anderen, aus unserer Sicht relevanten Themen, wie z.B. Fachkräftesituation oder Zeugnisverweigerungsrecht.

Gern stehen wir für Gespräche und fachlichen Austausch zur Verfügung und freuen uns auf Ihre Einladung.

Mit freundlichen Grüßen,

für das Netzwerk der Träger der Fanprojekte

Rolf Hanselmann & Steffen Kröner

25.10.2024

Pressemitteilung: Mitarbeitende des Fanprojektes Karlsruhe wegen Strafvereitelung zu Geldstrafen verurteilt – BAG: „Wir sind entsetzt und schockiert ob dieses Urteils!“

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte hat heute eine Pressemitteilung herausgegeben, welche das Urteil gegen Mitarbeitende des Fanprojekts Karlsruhe thematisiert. Wir teilen diese im Wortlaut, hier ist sie im Original auf der Seite der BAG abrufbar.

 

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte zeigt sich enttäuscht über die Verurteilung der Mitarbeitenden des Fanprojektes Karlsruhe in ihrem Verfahren wegen Strafvereitelung.
„Dieses Urteil ist ein Schlag ins Gesicht unserer Kolleg*innen in Karlsruhe, für die Fußball-Fanprojekte und die gesamte Soziale Arbeit bundesweit“, bewertet BAG Sprecherin Antje Hagel das Urteil.
Nachdem Mitarbeitende des Fanprojektes Karlsruhe zuletzt Strafbefehle über 120 Tagessätze á 60€ wegen Strafvereitelung bekamen, fand gestern die Verhandlung dazu statt.
Die Mitarbeitenden mussten sich bereits im Vorfeld mit einer angedrohten Beugehaft auseinandersetzen, da sie sich weigerten, eine Aussage bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe zu leisten. Sie sollten sich zu Vorfällen anlässlich einer Pyro-Aktion im Karlsruher Stadion äußern. Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, dass die Mitarbeitenden aus Gesprächen zwischen den Konfliktparteien Hintergründe erfahren hätten. Ziel dieser vertraulichen Gespräche war es, intensive Reflektionsprozesse zu begleiten, um so eine Aufarbeitung des Geschehens zu ermöglichen. Dennoch warf die Staatsanwaltschaft den Kolleg*innen Strafvereitelung vor.
Das gestrige Urteil reduziert zwar die Höhe der Tagessätze, bestätigt aber den Tatvorwurf und stellt eine Zäsur für die Arbeit der sozialpädagogischen Fanprojekte sowie der gesamten Sozialen Arbeit dar. Wenn aus Sozialer Arbeit Straftaten konstruiert und diese verurteilt werden, dann wird der Sozialen Arbeit nachhaltig Schaden zugefügt!
Den Ausgang dieses Verfahrens sieht die BAG der Fanprojekte als Verpflichtung: „Der Fall Karlsruhe verdeutlicht die Notwendigkeit eines Zeugnisverweigerungsrechts für die Profession Soziale Arbeit. Den Reformbedarf des §53 StPO werden wir weiterhin einfordern“, kündigt BAG-Sprecher Benjamin Belhadj an.
Die Soziale Arbeit hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten, nicht nur im Bereich der Fußball-Fanprojekte, stark weiterentwickelt. Vertraulichkeit, Parteilichkeit und Freiwilligkeit sind Grundpfeiler der Arbeit, die es zu schützen gilt, um weiterhin pädagogisch und präventiv dem gesetzlichen Auftrag nachkommen zu können. Nur mit der Möglichkeit, vertrauliche Gespräche mit Klient*innen zu schützen, ist eine nachhaltige Arbeit gegen Gewalt, Drogenmissbrauch und Diskriminierung denkbar.
Die BAG der Fanprojekte fordert daher nachdrücklich die Bundesregierung auf, sich diesem Thema noch in dieser Legislaturperiode anzunehmen und das Zeugnisverweigerungsrecht für die Soziale Arbeit gesetzlich zu verankern. Den nun verurteilten Kolleginnen und Kollegen in Karlsruhe wird versichert: „Die BAG der Fanprojekte steht geschlossen hinter euch, ein solcher Fall darf sich nicht wiederholen“, so Antje Hagel.

Stellungnahme der KOS nach missverständlichen Äußerungen nach Spitzengespräch

Die Anmerkungen zur Wirksamkeit der Arbeit der Fanprojekte bei der Pressekonferenz am 18.10.2024 nach dem Spitzengespräch zwischen IMK/SMK, DFB und DFL haben bundesweit bei den Trägern und Mitarbeitenden der Fanprojekte Irritation und Verunsicherung ausgelöst.

Die Koordinationsstelle Fanprojekte bei der dsj, die auf Basis des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit (NKSS) die 70 deutschen Fanprojekte berät und die Arbeit im institutionellen Netzwerk vertritt, nimmt hierzu Stellung.

Die zentralen Punkte:

  • Die Wirksamkeit der Arbeit der Fanprojekte ist wissenschaftlich unumstritten und seit 40 Jahren in der Praxis erprobt.
  • Fanprojektarbeit ist an allen Orten in ein breites Netzwerk aller relevanten Akteur*innen eingebettet und wird von diesem vertrauensvoll und kritisch begleitet.
  • Alle Fanprojekte werden seit 2010 im 3-Jahres-Zyklus einem externen Qualitätssicherungsprozess unterzogen und zertifiziert.
  • Fanprojekte arbeiten am Puls der Zeit und passen ihre Konzepte laufend den aktuellen Entwicklungen in Fanszene und Gesellschaft an.
    Aktuell kommt ein vom Nationalen Ausschuss Sport und Sicherheit (NASS) angeschobener Prozess zum Abschluss, der die konzeptionelle Arbeitsgrundlage der Fanprojekte aktualisiert.
  • Fanprojektarbeit braucht das Vertrauen aller Netzwerkpartner*innen. Angesichts aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen (Entsolidarisierung, Rechtsruck unter Jugendlichen, Wiedererstarken von Gewaltphänomenen, Europaskepsis) ist dies unerlässlich.
  • DFB und DFL haben im Nachgang der Pressekonferenz ihr uneingeschränktes Vertrauen in die Arbeit und Wirksamkeit der Fanprojekte ausgesprochen.
  • Fanprojektarbeit braucht eine stabile Finanzierung, die den gestiegenen Kosten und Ansprüchen angepasst ist. DFL und DFB haben den Innenpolitiker*innen eine Aufstockung der Finanzierung angeboten.

Wirkungsvoll seit 40 Jahren

Die Wirksamkeit von professioneller, sozialpädagogischer Fansozialarbeit ist wissenschaftlich untermauert und in 40 Jahren Praxis bewährt. Durch die wirkungsvolle Arbeit der Fanprojekte konnten Phänomene wie Hooliganismus, Rechtsextremismus und Rassismus erheblich eingedämmt und weitere wichtige Themen der Gewaltprävention, sozialen Integration, Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion adressiert und gemeinsam mit jugendlichen Fußballfans bearbeitet werden. Dies erfolgt durch kontinuierliche und professionelle Soziale Arbeit, die in der Bundesgesetzgebung (SGB VIII) und dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) verankert ist.

Ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Arbeit ist das vertrauensvolle Verhältnis zur Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Fanszenen sowie die enge Zusammenarbeit im Netzwerk, bei der die unterschiedlichen Rollen und Aufgaben klar anerkannt werden.

Im Zentrum des Netzwerks

Zu diesem über Jahrzehnte etablierten und starken Netzwerk gehören die mitfinanzierenden Kommunen und Bundesländer, die Vereine und deren Dachverbände DFB und DFL, bundesweite Fanvereinigungen und lokale Fanszenen, Polizeien von Bund und Ländern, die Träger der Fanprojekte, Bundesministerien wie das BMFSFJ und das BMI, die Fachverbände der Sozialen (Jugend)-Arbeit, die Deutsche Sportjugend unter dem Dach des DOSB sowie die unabhängige Wissenschaft.

Dieses Zusammenspiel aller Kräfte hat ermöglicht, dass Fußballspiele in Deutschland nicht nur sicher sind, sondern auf dieser Basis ein soziales und gesellschaftliches Massenereignis geworden sind. In der Saison 2022/2023 gab es bei 24 Millionen Zuschauer*innen der 1., 2. und 3. Bundesliga 1.176 Verletzte (0,0052 Prozent, Quelle: Polizei ZIS). Eine aktuelle Fan-Studie zeigt zudem, dass 96 Prozent der Stadionbesucher*innen sich während des Spieltags sicher fühlen (Quelle: DFL, 18.10.2024).

Am Puls der Zeit

Das NKSS ist die Grundlage des gemeinsamen zielgerichteten Handelns. Im jährlich tagenden Nationalen Ausschuss Sport und Sicherheit (NASS) kommen alle Netzwerkpartner*innen zusammen. Der NASS hat den KOS-Beirat damit beauftragt, eine Aktualisierung des NKSS einzuleiten, um auf aktuelle Entwicklungen im Arbeitsfeld der Fanarbeit konzeptionell angemessen zu reagieren und weiterhin zeitgemäß agieren zu können. Basierend auf wissenschaftlichen Expertisen wurden Vorschläge für eine konkrete Aktualisierung des Rahmenkonzepts für die Arbeit der Fanprojekte entwickelt, im KOS-Beirat diskutiert, dort einstimmig beschlossen und kürzlich an den NASS übermittelt.

Qualitätsmanagement und Transparenz

Die Fanprojekte durchlaufen seit 2010 einen von einem unabhängigen wissenschaftlichen Institut durchgeführten Qualitätsmanagementprozess, das „Qualitätssiegel Fanprojekt nach dem NKSS“. Alle drei Jahre stellt sich jedes Fanprojekt dieser Überprüfung, die sowohl die inhaltliche Arbeit als auch strukturelle Rahmenbedingungen und die Qualität der Netzwerkarbeit umfasst. Alle Netzwerkpartner*innen – Fanszene, Verein, Kommune, Polizei – sind in diesen Prozess eingebunden. In der wissenschaftlich geleiteten Arbeitsgruppe Qualitätssicherung beraten der DFB, die DFL, das BMFSFJ, die AG der Obersten Landes- und Jugendbehörden der Bundesländer, die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte, die Trägervertretung der Fanprojekte und die KOS basierend auf den Ergebnissen der unabhängigen Datenerhebung über die Arbeit der Fanprojekte. Der KOS-Beirat vergibt anschließend auf Empfehlung der AG Qualitätssicherung das Qualitätssiegel auf drei Jahre.

Kaum ein Bereich der Sozialen Arbeit unterzieht sich einem so umfassenden und systematischen Prüfprozess wie die Fanprojekte, was deren Qualität und Professionalität unterstreicht.

Fanprojekte brauchen Vertrauen

Uns, als Koordinationsstelle Fanprojekte, haben die kritischen Aussagen zur Wirksamkeit der Fanprojekte im Rahmen der Pressekonferenz nach dem Sicherheitsgipfel überrascht. Insbesondere, da gleichzeitig die Stadionallianzen, in denen die Fanprojekte unverzichtbare Partner sind, positiv hervorgehoben wurden. Das eine geht aber nicht ohne das andere! Die Fanprojektarbeit ist transparent, wirksam und wird kontinuierlich evaluiert. Alle der KOS vorliegenden Unterlagen belegen, dass dies in hohem Maße gewährleistet ist.

Fanprojekte sind auf das Vertrauen in ihre Arbeit und die Akzeptanz und Unterstützung des Netzwerks angewiesen. Das zeigt aktuell der Prozess in Karlsruhe, wo drei hochgeschätzte Kolleg*innen vor Gericht stehen, weil sie die Arbeitsgrundlage aller Fanprojekte sowie die integralen Aspekte der Sozialen Arbeit schützen.

Wir bedanken uns an dieser Stelle ausdrücklich bei den Kommunen, Verbänden und Bundesländern für das entgegengebrachte Vertrauen, in allererster Linie aber bei den Fans. Dieses Vertrauen ist unabdingbar, damit unsere engagierten Kolleg*innen ihre Arbeit weiter mit dem gleichen Erfolg ausführen können.

Fanprojekte brauchen eine stabile Finanzierung

Durch die in den letzten Jahren gestiegenen Kosten und neuen Herausforderungen im Arbeitsfeld stoßen aktuell eine Vielzahl (ca. 50 %) der Fanprojekte personell und finanziell an ihre Belastungsgrenzen. Die Geldgeber*innen und Netzwerkpartner*innen sind sich dessen bewusst und suchen gemeinsam nach Lösungen. Die KOS ist dankbar, dass DFB und DFL im Nachgang des Spitzengesprächs deutlich gemacht haben, dass die Förderung der Fanprojekte für sie weiterhin einen zentralen Baustein in der Präventionsarbeit darstellt, um für ein sicheres sowie fanfreundliches Stadionerlebnis zu sorgen.

DFB und DFL haben den Innenpolitiker*innen eine Erhöhung der finanziellen Fanprojektförderung angeboten. Wir hoffen, dass Kommunen und Bundesländer auf dieses Angebot eingehen. Sie stehen, da die Arbeit der Fanprojekte in der öffentlich-rechtlichen Jugendhilfe verankert ist, in der Hauptverantwortung. Es ist für die Öffentliche Hand ein attraktives Finanzierungsmodell, da jeder investierte öffentlich-rechtliche Euro durch DFB und DFL verdoppelt wird.
Momentan sehen die Förderrichtlinien von DFB und DFL eine Begrenzung ihrer Förderung von Fanprojekten vor. Wir halten es für notwendig und würden es sehr begrüßen, wenn diese Höchstgrenze aufgehoben wird und die Standorte, an denen Kommunen und Bundesländer bereits höher fördern, vom Fußball die entsprechende Unterstützung erfahren.

Die auf dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit beruhende Arbeit der Fanprojekte hat sich zu einem europaweiten Vorzeigemodell entwickelt. Sie trägt nicht nur zu sicheren Fußballspielen bei, sondern unterstützt Jugendliche und junge Erwachsene in ihrem Engagement für eine offene und vielfältige Fankultur und für eine offene, demokratische und vielfältige Gesellschaft.

Alle Beteiligten stehen in einer Verantwortungsgemeinschaft gegenüber dem deutschen Vorzeigemodell der professionellen Fansozialarbeit und seinen jugendlichen Klient*innen, die derzeit die größte Jugendkultur in Deutschland bilden. Der Zustrom junger Fans in die Fankurven bleibt ungebrochen hoch, mit weiter steigender Tendenz. In diesem Sinne ist die weitere Stärkung der Fanprojektarbeit nicht nur zeitgemäß, sondern angesichts der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen unabdingbar.

Wir stehen für einen offenen Dialog bereit, um mögliche Fragen oder Bedenken im Sinne einer gemeinsamen und effektiven Stärkung und Zukunftsgestaltung der Fanprojektarbeit zu besprechen.

Koordinationsstelle Fanprojekte, Frankfurt am Main, 25.10.2024

 

Die Stellungnahme ist hier auf der Homepage der KOS zu finden.

Pressemitteilung: BAG der Fanprojekte empört über die Forderung nach einer Wirksamkeitsanalyse nach dem Spitzengespräch der Innenminister*innen mit den Fußballverbänden

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte hat heute eine Pressemitteilung herausgegeben, welche den Sicherheitsgipfel zwischen Fußball und Politik thematisiert, der vergangenen Freitag in München stattgefunden hat. Wir teilen diese im Wortlaut, hier ist sie im Original auf der Seite der BAG abrufbar.

 

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte zeigt sich empört über die Forderung nach einer weiteren Wirksamkeitsanalyse von sozialpädagogischen Fanprojekten, die im Rahmen der kürzlich stattgefundenen Pressekonferenz des Spitzengesprächs aufgestellt wurde. Die BAG versteht diese Forderung als Misstrauenserklärung, die den langjährigen Beitrag der Fanprojekte zur Gewaltprävention und zur Förderung einer positiven Fankultur nicht angemessen würdigt.

„Die Forderung nach einer Wirksamkeitsanalyse ignoriert vollkommen die zahlreichen Erfolge, die die mittlerweile 70 sozialpädagogischen Fanprojekte in Deutschland in den letzten Jahren erzielt haben“, erklärt Stefan Roggenthin, einer der vier Sprecher*innen der BAG. „Fanprojekte leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Gewaltprävention, Deeskalation von Konflikten und zur Förderung eines respektvollen Miteinanders im Stadion.“

Die BAG weist darauf hin, dass Fanprojekte seit ihrer Gründung vor über 40 Jahren erfolgreich daran arbeiten, gewaltbereite Auseinandersetzungen zu verhindern und ein positives Umfeld für alle Stadionbesucher*innen zu schaffen. Durch präventive Maßnahmen, Bildungsangebote und Zusammenarbeit mit Vereinen und Sicherheitsbehörden tragen sie maßgeblich dazu bei, dass Fußballspiele zu einem Ort des gemeinsamen Erlebens werden.

„Es ist enttäuschend, dass bei der Pressekonferenz nicht auf die positiven Effekte unserer Arbeit eingegangen wurde“, so Mattis Nüsse, ein weiterer BAG-Sprecher. „Stattdessen wird ein Bild gezeichnet, das den komplexen Herausforderungen im Fußballumfeld nicht gerecht wird. Wir fordern eine differenzierte Betrachtung und eine Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Gegebenheiten.“

Die BAG der Fanprojekte appelliert an alle Beteiligten, die wertvolle Arbeit der Fanprojekte ernst zu nehmen, in zukünftigen Diskussionen angemessen zu berücksichtigen und nicht für Verunsicherung durch Forderungen nach Wirksamkeitsanalysen zu sorgen. Nur durch einen konstruktiven Dialog, wie er standortbezogen in z.B. den Stadionallianzen stattfindet, können nachhaltige Lösungen gefunden werden zu Themen wie zum Beispiel Regelverletzungen, Gewalt, Stadionverboten, Diskriminierungen oder auch sexualisierter Gewalt.

Kontakt für Rückfragen: info@bag-fanprojekte.de