Nach monatelanger Vorbereitung und mehreren Treffen unserer Vorbereitungsgruppe war es am 7. Juli 2025 endlich soweit: Unsere Reise nach Oświęcim, besser bekannt als Auschwitz, konnte starten.
Am Morgen trafen sich alle Teilnehmenden am Fanprojekt Leipzig, die letzten Unterlagen wurden geprüft und die Beiträge eingesammelt. Zwar sind von den ursprünglich geplanten 18 Plätzen nur 12 besetzt worden, aber die kleinere Gruppe hat sich letztlich als genau richtig erwiesen. Gegen Nachmittag erreichten wir die Internationale Jugendbegegnungsstätte (IJBS) in Oświęcim, wo wir freundlich empfangen wurden. Nach dem Einchecken und einer Einführung in die Arbeit der IJBS konnten wir den Tag ruhig ausklingen lassen und uns bei einem lockeren Abend in der Bibliothek und ein paar Runden Tischtennis auf die kommenden Tage einstimmen.
Am nächsten Morgen stand ein Workshop auf dem Programm, der uns intensiv auf den Gedenkstättenbesuch vorbereitete. Gemeinsam erarbeiteten wir Grundwissen über die Entstehung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, die Struktur des Lagerkomplexes und die unglaublichen Dimensionen der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie. Alte Fotografien, insbesondere aus dem sogenannten „Auschwitz-Album“, machten das Geschehene greifbarer. Diese Einführung war wichtig, um mit dem nötigen historischen und emotionalen Bewusstsein in den Gedenkstättenbesuch zu gehen.
Am Nachmittag folgte dann der Besuch des Stammlagers Auschwitz I. Eine fachkundige Referentin führte uns über das Gelände und durch die Ausstellungen, erklärte Hintergründe und Zusammenhänge und ließ uns an vielen Stellen einfach still werden. Besonders die Räume mit persönlichen Gegenständen der Ermordeten – Schuhe, Koffer, Haare – haben bei allen Teilnehmenden einen tiefen Eindruck hinterlassen. Es war still, bedrückend und gleichzeitig wichtig, das alles zu sehen. Am Abend nutzten wir die Zeit, um in der Gruppe über unsere Eindrücke zu sprechen, Fragen zu klären und auch einfach durchzuatmen.
Am darauffolgenden Tag besuchten wir das Gelände von Auschwitz-Birkenau. Dort, wo die meisten Menschen ermordet wurden, sind heute nur noch Ruinen der Baracken und Gaskammern zu sehen. Das riesige, offene Gelände, der Regen, die Weite und die Stille – all das machte deutlich, mit welcher Unfassbarkeit wir es hier zu tun haben. Viele der Jugendlichen stellten Fragen, wollten verstehen, diskutierten. Trotz des schweren Themas war spürbar, dass alle die Bedeutung des Ortes verstanden.
Am Nachmittag stand dann eine Stadtführung in Oświęcim selbst auf dem Programm. Dabei ging es um das frühere jüdische Leben in der Stadt – eine Geschichte von Nachbarschaft, Alltag und Kultur, die durch die Shoa ausgelöscht wurde. Heute erinnert kaum noch etwas daran.
Am Abend sprachen wir im Rahmen des Projekts Lediz über digitale Zeitzeug:innenschaft. Dabei ging es um die Frage, wie man Erinnerung heute, im digitalen Zeitalter, vermitteln kann – auch dann, wenn keine Zeitzeug:innen mehr persönlich berichten können. Zwei Wochen später griffen wir dieses Thema bei einem Workshop im Fanprojekt Leipzig wieder auf. Dort beschäftigten wir uns mit der Geschichte von Eva Umlauf, einer Auschwitz-Überlebenden, deren digitales Zeugnis wir über das Lediz-Portal erkundeten. Mithilfe Beamer und Leinwand konnten die Teilnehmenden ihr zuhören, Fragen stellen und so in einen digitalen Dialog treten. Das war eine ganz neue, teils ungewohnte, aber intensive Erfahrung. Auch wenn klar wurde, dass digitale Formate ein echtes Zeitzeug:innengespräch nicht ersetzen können, eröffnen sie neue Möglichkeiten, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen – besonders für junge Menschen.
Zum Abschluss der Fahrt besuchten wir Krakau. Eine Stadtführung durch die jüdischen Viertel Kazimierz und Podgórze zeigte uns, dass jüdisches Leben heute wieder lebendig ist – wenn auch ganz anders als vor dem Holocaust. Nach vielen Tagen voller Emotionen und schwerer Themen war das ein wertvoller Perspektivwechsel und ein schöner Abschluss.
Am letzten Tag stand dann kein fester Programmpunkt mehr auf dem Plan. Stattdessen nutzten wir die Zeit für eigene Erkundungen, bevor wir am Nachmittag die Heimreise antraten. Gegen 22 Uhr kamen wir erschöpft, aber voller Eindrücke und Gedanken wieder in Leipzig an.
Die Fahrt nach Oświęcim war eine intensive und nachhaltige Erfahrung – für alle Beteiligten. Sie hat Wissen vermittelt, vor allem aber Haltung gestärkt: gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Gleichgültigkeit. Wir bedanken uns herzlich bei der IJBS Oświęcim, beim Projekt Lediz und bei allen Referent:innen für die großartige Zusammenarbeit – und ganz besonders bei unseren Teilnehmenden für ihr Engagement, ihre Offenheit und ihren Respekt.
Ein besonderer Dank gilt unseren Förderinstitutionen: PFiFF – dem Programm zur Förderung innovativer Fankultur des DFB, der DFB-Kulturstiftung sowie dem Programm „Weltoffenes Sachsen“ des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ohne ihre Unterstützung wäre diese eindrucksvolle Bildungsfahrt nicht möglich gewesen.









