Dieses Wochenende stand eine Spundefahrt an, bei der sich das Fanprojekt zusammen mit 15 Jugendlichen auf den Weg machten, um die bayerischen Gefilde zu erkunden. Die Mission? Fußball, Geschichte und Kultur.
Freitagmittag war es dann soweit: Zeugnisse abgeholt, schnell in der Jahni noch was verdrückt, und ab zum FP, wo nach und nach alle Jungspunde eingesammelt wurden. Die Taschen waren gepackt, das Proviant überprüft und schon rollte unser Konvoi in Richtung Augsburg. Kaum auf der Autobahn, wurden die ersten Geschichten des Tages geteilt und sich für den bevorstehenden Support eingestimmt. An der ersten Raststätte trafen wir dann auf die anderen Fanszenemitstreite:innen. Die einen überpünktlich, die anderen – wie gewohnt – nach dem Motto „komm ich heut nicht, komm ich morgen“. Weiter ging es in Kolonne zur WWK Arena. Der Einlass? Tiefenentspannt. Für den einen oder anderen aber dennoch ein willkommener Moment, um ein paar mitgebrachte Sticker als Andenken im Stadion zu verteilen. Pünktlich zum Anpfiff waren alle da und die 450+ Auswärtsfahrer:innen gaben stimmungstechnisch alles. Mitmachquote nahe an den 100%! Das Spiel? Naja… Mal wieder ein Unentschieden, mal wieder ein müder Kick – aber egal.
Nach Abpfiff wurde schnell zu den Neunern gehetzt, um sich Richtung München aufzumachen. Dort angekommen, fix ins Hostel eingecheckt, kurz die Zimmer inspiziert, und dann ab ins Bett – für manche früher und für manche… naja, später.
Der Samstag begann mit einem schnellen Frühstück, bevor es zur Gedenkstätte Dachau ging. Dort erwartete uns eine interessante und intensive Führung, die sich besonders mit Fußball im Konzentrationslager Dachau beschäftigte. Das KZ Dachau war das erste Konzentrationslager, das 1933 von den Nationalsozialisten errichtet wurde. Ursprünglich für politische Gegner:innen gedacht, wurde es schnell zu einem Ort des Schreckens für Hunderttausende von Menschen. Mehr als 200.000 Häftlinge wurden hier von 1933 bis 1945 inhaftiert, darunter politische Gefangene, Juden, Sinti*zze und Rom*nja, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und viele andere, die nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten passten. Besonders eindrucksvoll war die Geschichte des Fußballs im KZ. Fußball wurde von den Nationalsozialisten als Mittel der Propaganda genutzt, um den Anschein zu erwecken, dass die Häftlinge ein „normales Leben“ führten. Doch in Wirklichkeit diente das Spielen oft nur der Belustigung der SS-Wachen. Gleichzeitig bot es manchen Häftlingen aber auch eine kurze Ablenkung von den grausamen Bedingungen. Die Führung war bedrückend und wichtig, gerade in Zeiten wie diesen, um zu verstehen: Den Feinden der Demokratie darf man keinen Raum geben!
Nach diesem intensiven Vormittag ging es am Nachmittag in die Stadt, wo wir etwas Freizeit hatten, bevor bei einem gemeinsamen Abendessen die Eindrücke aus der Gedenkstätte nochmal diskutiert und reflektiert werden konnten. Irgendwann teilte sich die Gruppe: Einige nahmen das Fußtaxi zurück ins Hostel, andere entschieden sich für eine Riga, die eine äußerst interessante und abenteuerliche Route durch die Münchener Nacht nahm. Am Sonntagmorgen saßen wir alle mehr oder weniger ausgeschlafen beim Frühstück und quatschten über den vergangenen Tag. Schnell die Sachen gepackt und ab zum Olympiastadion – eigentlich war eine Führung geplant, die aber leider ausfiel. Trotzdem konnten wir einen Blick in die gigantische Schüssel werfen. Das Olympiastadion München wurde für die Olympischen Spiele 1972 erbaut und war eines der modernsten Stadien seiner Zeit. Besonders beeindruckend ist das berühmte Zeltdach, das sich wie eine riesige Spinnennetz-Konstruktion über das Stadion spannt. Bis 2005 war es die Heimstätte des FC Bayern München und des TSV 1860 München, bevor beide in die Allianz Arena umzogen. Das Stadion fasst über 69.000 Zuschauer und hat einige legendäre Spiele erlebt – darunter das WM-Finale 1974, bei dem Deutschland die Niederlande mit 2:1 besiegte.
Für uns war klar: Hier mal mit ein Pflichtspiel mit unserem Verein zu erleben – das wäre was!
Nach diesem Abstecher ging’s weiter ins Augustiner Mittagessen, bevor wir die Heimreise antraten. Eigentlich sollte der Rückweg problemlos verlaufen – aber kurz vor Nürnberg leuchtete plötzlich die Motorkontrollleuchte im FP-Neuner auf. Plötzlich Spannung in der Gruppe: Schaffen wir es bis Leipzig oder stranden wir irgendwo in Franken? Doch zum Glück lief alles gut, und alle kamen wieder wohlbehalten in Leipzig an.
Was bleibt, sind Erinnerungen, die keiner so schnell vergessen wird.
Das Fanprojekt
bedankt sich bei der Stiftung für Toleranz und Völkerverständigung für die finanzielle Unterstützung der Ausfahrt und den spannenden Bericht eines jugendlichen Teilnehmers!